Der ärztliche Bereitschaftsdienst im südlichen Landkreis Würzburg wird neu organisiert. Zentral in der Ochsenfurter Main-Klinik sollen diensthabende Ärzte künftig alle Patienten behandeln, anstatt wie bisher in ihren jeweiligen Praxen. Ab Juli soll die neue Regelung in Kraft treten, sagt Alexander Schraml, Geschäftsführer der Main-Klinik.
Landrat Eberhard Nuß freut sich: „Uns ist ein großer Coup gelungen“, sagt er bei einem Pressegespräch in der Main-Klinik. Denn eine gute medizinische Versorgung sei wichtig, um auch weiterhin Familien im ländlichen Raum zu halten. Denn der habe es schwer genug. „Es gibt immer weniger Geburten, viele ziehen in Ballungsräume und im Landkreis Würzburg gibt es eine Binnenwanderung“, so Nuß.
Bisher war der südliche Landkreis in vier Dienstgruppen aufgeteilt, innerhalb derer sich Ärzte beim Bereitschaftsdienst an den Wochenenden und mittwochnachmittags abwechselten: Der Bereich Röttingen/Aub, Giebelstadt und Umgebung, Ochsenfurt sowie Marktbreit/Marktsteft. Das soll sich jetzt ändern. 46 niedergelassene Ärzte – vom Allgemeinarzt bis hin zum Urologen – aus den vier genannten Gebieten verrichten künftig Dienst in der Bereitschaftspraxis und übernehmen den Fahrdienst. Für die Ärzte habe dies den Vorteil, dass sie weniger Dienste übernehmen müssen. Und für die Patienten, dass sie in der Main-Klinik eine feste Anlaufstelle haben, so Pfeiffer.
So können also ab Mittwoch, 3. Juli, Patienten, die außerhalb der Sprechzeiten ihres Hausarztes ärztliche Hilfe benötigen, den gerade diensthabenden Mediziner in der Bereitschaftspraxis in der Main-Klinik aufsuchen. Da in einigen dieser Dienstgruppen nur sechs Ärzte tätig sind, fielen für sie besonders viele Bereitschaftsdienste an, was eine hohe Arbeitsbelastung bedeutete. Nach der vor Kurzem in Kraft getretenen neuen Bereitschaftsdienstordnung müssen ohnehin alle Gruppen mit weniger als 15 Ärzten aufgelöst werden, und so beschlossen die Ärzte im südlichen Landkreis, sich zusammen zu schließen.
Christian Pfeiffer, Hausarzt in Giebelstadt und Ansprechpartner der Kassenärztlichen Vereinigung Bayern (KVB), ist maßgeblich an der Neuorganisation der Dienstbereiche beteiligt. Pfeiffer sieht in den größeren Dienstgebieten eine Entlastung und erhofft sich, dass wieder mehr junge Ärzte in die Hausarztpraxen aufs Land gehen. „Ein Drittel der unterfränkischen Hausärzte ist über 60 und viele gehen bald in den Ruhestand“, weiß Pfeiffer, der auch Bezirksvorsitzender des Bayerischen Hausärzteverbandes ist. Bisher habe der Bereitschaftsdienst während der Woche und an den Wochenenden viele junge Kollegen daran gehindert, in eine Hausarztpraxis zu gehen. Denn neben der Sprechstunde kämen locker mal noch über 100 Stunden Bereitschaftsdienst zusammen. „Familie und Beruf könnten so nur schlecht miteinander verbunden werden“, sagt er.
Alexander Schraml freut sich naturgemäß über die Entscheidung zugunsten der Main-Klinik. Auch das Main-Ärztehaus hatte sich beworben. Die Abstimmung zugunsten der Klinik fiel denkbar knapp aus. „Für die Patienten hat das viele Vorteile“, erklärt Schraml. „Sie müssen sich nicht viel merken, weil Anlaufpunkt stets die Klinik ist. Man ist immer richtig.“ Und der ärztliche Leiter der Klinik, Joachim Stenzel, ergänzt: „Wir erhoffen uns so den richtigen Patienten zum richtigen Zeitpunkt ins richtige Bett zu bekommen.“
Joachim Renner, Allgemeinarzt im MainÄrzte-Haus, findet es nicht schlimm, dass die Bereitschaftspraxis nun in der Main-Klinik ist. „Sicherlich wäre aber auch das Ärztehaus ein guter Standort gewesen“, sagt er. Hier hätten die Patienten kürzere Wege gehabt. Der Vorteil der Klinik sei, dass sie bekannter ist. „Ältere Leute gehen ins Krankenhaus“, so Renner.
Die Ärzte können für den Bereitschaftsdienst die Räume des Medizinischen Versorgungszentrums (MVZ) nutzen, die bereits komplett eingerichtet sind und am Mittwochnachmittag sowie an den Wochenenden zur Verfügung stehen. Den Rest der Zeit über befindet sich dort Stenzels internistische Praxis. .
Für Patienten, die so krank sind, dass sie das Haus nicht verlassen können, soll es wie bisher einen Fahrdienst geben. Diese Hausbesuche übernimmt ein weiterer Arzt. „Natürlich wird jetzt das Dienstgebiet größer, so dass es länger dauern kann, bis der Arzt beim Patienten ankommt“, sagt Christian Pfeiffer. Er betont aber auch, dass Hausbesuche auf medizinisch notwendige Fälle beschränkt seien und hofft, dass sie weniger werden.
Laut Alexander Schraml ist die zentrale Bereitschaftspraxis in einer Klinik in Unterfranken ein bislang außergewöhnlicher Fall. Lediglich in Schweinfurt gebe es etwas Vergleichbares. Die Main-Klinik sei das erste Kreiskrankenhaus im Bezirk, an der eine solche Praxis angesiedelt sei.
Die Bereitschaftspraxis in der Ochsenfurter Main-Klinik öffnet erstmals am Mittwoch, 3. Juli. Sie hat dann jeweils mittwochs und freitags von 17 bis 19 Uhr und samstags, sonntags und an Feiertagen von 9 bis 12 Uhr. und von 17 bis 19 Uhr geöffnet.