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Würzburg
Beratung für Senioren: Wohnen, wo man sich wohlfühlt
Immer mehr ältere oder behinderte Menschen machen sich Gedanken darüber, wie und wo sie wohnen können. Die Stadt weitet ihr Beratungsangebot für Betroffene nun aus.
Insa Semmel, Wohnberaterin der Stadt Würzburg, berät ab sofort auch vor Ort auf dem Heuchelhof. Stella Vinetska und Genadiy Likser gehören zu ihren ersten Klienten.
Foto: Pat Christ | Insa Semmel, Wohnberaterin der Stadt Würzburg, berät ab sofort auch vor Ort auf dem Heuchelhof. Stella Vinetska und Genadiy Likser gehören zu ihren ersten Klienten.
Pat Christ
Pat Christ
 |  aktualisiert: 04.02.2019 02:14 Uhr

Baden ist für Gennadiy Lisker mühsam. Er hat zwar einen Lifter. "Aber ich bekomme die Beine nicht mehr über den Badewannenrand", schildert der 83-Jährige. Seine Frau Stella Vinetska half ihm bisher, wenn Badetag war. Doch das geht seit geraumer Zeit nicht mehr gut. Stella Vinetska ist nun auch schon 80. Das Alter macht sich bemerkbar. "Wäre es denn möglich, eine ebenerdige Dusche zu bekommen?"

Mit dieser Frage wandte sich das Paar bei einer Info-Börse im "Treffpunkt Altes Schwimmbad" auf dem Heuchelhof an die städtische Wohnberaterin Ina Semmel. Anlässlich der Würzburger Inklusionswochen stellte Semmel den Bewohnern des Heuchelhofs ihr neues Angebot vor: Ab sofort wird sie im monatlichen Wechsel vor Ort auf dem Heuchelhof und in der Lindleinsmühle beraten. In beiden Stadtteilen wohnen viele ältere Menschen, deren Wohnungen dringend angepasst werden müssten, um Stürze, Unfälle oder Umzüge ins Heim zu vermeiden.

Ehepaar fühlt sich in eigener Wohnung wohl

Gennadiy Lisker und Stella Vinetska, die aus der ehemaligen ukrainischen Hauptstadt Charkow stammen, leben seit 21 Jahren in derselben Wohnung auf dem Heuchelhof. Die Zimmer befinden sich im elften Stock – mit traumhafter Aussicht. Das Ehepaar fühlt sich sehr wohl in seinen vier Wänden, es möchte auf keinen Fall umziehen. "Nur wenn ich mal an Demenz oder Parkinson leiden sollte, geh ich raus", schmunzelt Musiklehrerin Vinetska.

Ina Semmel will alles versuchen, um dem Ehepaar seinen Wunsch zu erfüllen. Beim Beratungsgespräch fragt sie die beiden nach der Schwere ihrer Behinderungen und nach ihren Pflegegraden. Stella Vinetska erhielt noch keinen Pflegegrad, Gennadiy Lisker hat Pflegegrad 2. Semmel erkundigt sich weiter nach dem Vermieter und der Krankenkasse des Paars. So, wie sich die Situation nach diesem ersten Gespräch darstellt, könnten bis zu 14 000 Euro für Umbaumaßnahmen bei der Krankenkasse und der Regierung von Unterfranken beantragt werden: "Ich muss allerdings auf jeden Fall noch bei Ihnen vorbeikommen und mir alles vor Ort anschauen."

Die bisher größte Maßnahme

Seit inzwischen zwölf Jahren berät Ina Semmel Menschen, die wegen eines Unfalls, einer Erkrankung oder aufgrund von Pflegebedürftigkeit nicht mehr in ihrer Wohnung klarkommen. Das tut sie vom Würzburger Pflegestützpunkt aus. Zu einer ihrer ersten Klienten gehörte Klaus Versl. Der stark sehbehinderte Mann stürzte 2007 so unglücklich über eine Baumwurzel, dass er schwerbehindert wurde. Danach musste seine Wohnung komplett umgebaut werden. Semmel: "Das war eine meiner bisher größten Maßnahmen."

Klaus Versl bezeichnet die Wohnberatung als "das Beste, was ihm damals passieren konnte". Obwohl seine Behinderung fortschreitet, kommt der heute 72-Jährige immer noch gut in seinen vier Wänden zurecht: "Das wurde damals einfach alles piccobello gemacht." Unter anderem wurde die Türe zum Badezimmer verbreitert und so gestaltet, dass sie nach außen aufgeht. Eine Rampe ermöglicht es Versl, mit dem Rollstuhl auf die Terrasse zu gelangen.

Hausbesuche im Programm

Nicht nur Ina Semmel stellte sich am Dienstag im "Treffpunkt Altes Schwimmbad" vor. Auch Paulina Frick machte auf ein neues Angebot der Stadt aufmerksam: Ein vierköpfiges Team bietet Senioren seit Mai "Aufsuchende Hilfe" an. "Wir kommen nach Hause und schauen, ob ein Senior Unterstützung benötigt", erläutert die Sozialarbeiterin.

Nicht selten geht das Team der Aufsuchenden Hinweisen besorgter Nachbarn nach. So war Paulina Frick vor wenigen Tagen bei einer betagten Frau in Heidingsfeld, nachdem ein Nachbar gemeldet hatte, dass er sich um die Frau sorgen würde. "Die Seniorin war schwer gehbehindert", so Frick. Dennoch hatte sie versucht, ihren Alltag alleine zu meistern. Das wurde immer schwieriger: "Die Wohnung zu putzen, war kaum noch möglich."

Paulina Frick versucht nun, eine Haushaltshilfe zu organisieren. Außerdem animierte sie die Mittachtzigerin, ins Heidingsfelder Stadtteilzentrum zu gehen und dort Kontakte zu knüpfen: "Denn die Seniorin war richtig einsam." Die wenigen Freunde und Verwandte, die sie hatte, waren fast alle gestorben. Sehr selten nur bekam sie Besuch. Manchmal sprach sie tagelang mit niemandem ein Wort. Solche Einsamkeit im Alter muss nicht sein, sagt Frick. Mit ihren drei Kolleginnen versucht sie bei Hausbesuchen – gerade auch hier – gegenzusteuern.

Die nächsten Wohnberatungen im "Treffpunkt Altes Schwimmbad" auf dem Heuchelhof (Den Haagerstraße 18) finden am 12. März, 21. Mai und 30. Juli von 9 bis 12 Uhr statt. Im Quartiersbüro Lindleinsmühle (Frankenstraße 11) bietet Ina Semmel am 26. Februar, 30. April, 25. Juni und 24. September von 9 bis 12 Uhr Wohnberatung an.

 
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