Die Jung-Zimmerer in Kluft sind ein Hingucker, erst recht, wenn sie bei ihrer Freisprechungsfeier den Zimmerer-Klatsch aufführen. 33 Jung-Zimmerer schlossen ihre Ausbildung in der Josef-Greising-Schule ab. Sie sind beneidenswert begehrte Junggesellen, denn das Handwerk braucht sie dringend.
Ausgestattet mit ordentlich PS und Breitreifen, so das Bild des Jung-Zimmerers Christoph Görner wolle man auf die Piste gehen; Fleiß, Mut, Visionen und gegebenenfalls auch Gottvertrauen, als Reserverad auf die die Straße bringen. Gutes Boxenpersonal zu Hause und in der Schule gehabt zu haben, sei ein großes Geschenk gewesen. Seine Dankbarkeit verpackte Görner mit Samuel Genitheim in amüsante Lehrer-Charakteristika, womit die beiden Innungsbesten aus Würzburg und Aschaffenburg von Reife zeugten und ihren Berufsschullehrern ein liebevoll-freches Zeugnis hinterließen. 31 Jung-Zimmerer, etwa doppelt so viele wie im Vorjahr, hatten gleichzeitig die Mittlere Reife erworben.
Doch die Obermeister der Zimmerer-Innung haben Sorgen, so Hermann Lang (Würzburg): Es sei schlichtweg zu wenig Nachwuchs. Ein milder Winter, volle Auftragsbücher, man könne sich die Baustellen aussuchen. Für manche Vorhaben findet sich schon kaum ein interessierter Betrieb. Es fehlen qualifizierte Mitarbeiter und das, obwohl Markt und Beruf mit ihrer großen Vielseitigkeit definitiv Zukunft hätten. Es gäbe in Unterfranken derzeit noch 800 freie Ausbildungsplätze im Handwerk, warnte Alfred Veeth, Vize-Präsident der Handwerkskammer Unterfranken. Die große Auswahl sei schön für die Jugendlichen, aber gefährlich für die Betriebe.
Er werde sich irgendwann auch so eine wunderbare Tracht kaufen, kündigte MdL Manfred Ländner an und meinet damit die Zimmermannskluft. Schon optisch gilt die Freisprechung der Zimmerer-Innung als eine der Schönsten. Ansehen und Kompetenz der Innungsmitglieder sind seit dem Mittelalter außerdem ungebrochen. Die Zimmerer wollen deshalb an ihrer Handwerksordnung als Garant für Qualität festhalten.
Um diese Qualität müsse gekämpft werden, warb Peter Aicher, Präsident der Verbände des Bayerischen Zimmerer- und Holzbaugewerbes, mit Blick auf eine Änderung der Handwerksordnung. Meister- und Gesellenbrief stünden, wie stellvertretende Landrätin Karen Heußner es formulierte, für einen intelligenten Verbund von Wissen und Können. Der ungebrochene Trend zur Schullaufbahn, das Abitur als Gradmesser, sei ein falscher Maßstab, eine Fehlentwicklung, betonten die Grußredner unisono. Das Handwerk, der Mittelstand, sei tragend für Würzburgs Wirtschaft, so Bürgermeister Dr. Adolf Bauer.
Aicher oblag die feierliche Freisprechung für die Innungen Aschaffenburg-Miltenberg, Main-Spessart, Schweinfurt-Haßberge und Würzburg. Inzwischen auch Präsident von Holzbau Deutschland, lobte er die unterfränkischen Innungen als starkes Team mit vorbildlicher Arbeit.
In allen Innungsbezirken Unterfrankens wurden 2014 insgesamt 51 junge Zimmerer erfolgreich ausgebildet. Das entspricht dem gleichen Stand wie im Vorjahr. Fünf Auszubildende haben die Prüfung nicht bestanden. 31 haben gleichzeitig die Mittlere Reife erworben (Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr 2013 waren es 17).
Kammer-Sieger, Bester in Unterfranken:
Tobias Chris Ulrich, ausgebildet bei Ulrich Behl (Triefenstein-Rettersheim).
Die Besten der Innungen: Würzburg Stadt und Land: Christoph Görner (Zimmerei Krebs, Ebrach; Main-Spessart: Samuel Genitheim, (Helmut Martin, Triefenstein); Schweinfurt-Haßberge: Lukas Weiß (Lothar Stark, Geldersheim); Aschaffenburg-Miltenberg: Simon Spielmann (Wurdinger Holzbau, Haibach).