Normalerweise herrscht in der letzten Gemeinderatssitzung vor Weihnachten eher besinnliche Stimmung. Nicht so in Kist. Hier flogen laute Kraftausdrücke hin und her, die Versammlung musste sogar abgebrochen werden. Fünf Gemeinderäte hatten aus Protest die Sitzung verlassen und damit war das Gremium nicht mehr beschlussfähig.
Auslöser der heftigen Auseinandersetzung war ein von CSU und BfK (Bürger für Kist) gestellter Antrag, der am Donnerstag, 28. November, genau eine Woche vor der Sitzung, im Rathaus abgegeben, jedoch nicht auf die aktuelle Tagesordnung genommen worden war. Nach Angaben des Bürgermeisters Volker Faulhaber (SPD) geht es in dem Antrag um seine geltend gemachten Reisekosten und Auto-Leasing. Er (Faulhaber) habe inzwischen zu viel abgerechnete Reisekosten zurückerstattet und auch „beim Leasing nachversteuert“. „Mein Rechtsanwalt sagt, das Verfahren ist abgeschlossen.“
In der Sitzung meldete sich CSU-Fraktionsvorsitzender Klaus-Dieter Philipp unter „Verschiedenes/Bekanntmachungen“ zu Wort. Er fragte, warum der Antrag nicht auf die Tagesordnung gesetzt wurde und wollte den Wortlaut vorlesen. Dazu kam es jedoch nicht. „Ich habe das nicht zugelassen“, sagt der Bürgermeister. Faulhaber argumentierte, laut Geschäftsordnung hätte der Antrag zehn Tage vor der Sitzung eingereicht werden müssen. Er sei am Abgabetag nicht im Rathaus gewesen und habe nur über Handy mitgeteilt bekommen, dass ein Antrag vorliege. Weil die Sitzungseinladung am nächsten Tag fristgemäß verschickt werden musste, wurde dieses Thema nicht auf die Tagesordnung genommen.
Außerdem sei abzusehen gewesen, dass die Sitzung wegen wichtiger Themen – Generalsanierung des Kindergartens, Mitgliedschaft im Verein „Pro B 26n“ und Baugebiet „Flussäcker“ – lange dauern würde. „Es braucht auch eine Vorlaufzeit, um die Tagesordnungspunkte vorzubereiten“, fügte er einen weiteren Grund an, warum dieses Thema nicht berücksichtigt worden sei.
Philipp beantragte schließlich eine Sitzungsunterbrechung. Die vier CSU-Gemeinderäte und Horst König von der BfK verließen den Raum zur Beratung. Nach einigen Minuten kam der CSU-Fraktionsvorsitzende herein und gab bekannt, unter diesen Umständen werde man nicht weiter an der Sitzung teilnehmen. Weil dann nur noch sieben Gemeinderäte anwesend waren, musste die Sitzung abgebrochen werden.
Zweiter Bürgermeister Horst Siedler (SPD) bestätigte die „hitzige Debatte“ im Gemeinderat. Als Philipp sich nicht damit zufrieden gab, dass der Antrag nicht vorgelesen werden durfte, habe es „Zwischenrufe von Zuhörern“ gegeben, berichtet Siedler. Ihn ärgert an der Geschichte, dass die Gemeinderäte, die die Sitzung vorzeitig verlassen haben, „vergessen haben, dass sie gewählte Volksvertreter sind“.
Klaus-Dieter Philipp begründete den Antrag unter anderem damit, dass sich der Bürgermeister in der Bürgerversammlung am 18. November „als Opfer dargestellt“ habe. Das Verfahren sei zwar gegen eine Geldauflage eingestellt worden, aber Faulhaber solle zugeben, „dass er sich etwas zu Schulden kommen ließ“.
Philipp betonte, dass der Antrag rechtzeitig abgegeben wurde, weil Paragraf 19 der Geschäftsordnung besagt, „Anträge sollen zehn Tage vor der Sitzung eingereicht werden“. Es handele sich also nur um eine „Soll-Vorschrift“. Paragraf 25 sieht vor, dass Gemeinderatsmitglieder „in jeder Sitzung nach Erledigung der Tagesordnung dem Vorsitzenden Anfragen stellen können“. Sofern sie „in die Zuständigkeit des Gemeinderates“ fielen und nicht auf der Tagesordnung stehen. „Nach Möglichkeit sollten diese Anfragen sofort durch den Vorsitzenden oder anwesende Gemeinderäte beantwortet werden.
„Die meisten Anfragen aus unserem Antrag hätte er mit ja oder nein beantworten können“, hob Philipp hervor. Seiner Meinung nach habe Faulhaber „mit aller Macht versucht, die Anfragen zu unterbinden“.
Philipp ärgert auch, dass ein Zuschauer sich „erdreistet habe“, die Gemeinderäte als „Idioten“ zu bezeichnen. Auf seine Nachfrage, wen er damit meine, habe der Zuschauer geantwortet: „Euch an der Stirnseite“. An dieser Stelle sitzen die vier CSU-Gemeinderäte.
„Von Seiten des Bürgermeisters hat es keinen Ordnungsruf oder Saalverweis gegeben“, kritisiert Philipp. Der Sitzungsvorsitzende habe „nicht einmal zu einer öffentlichen Entschuldigung aufgefordert“.
Dafür habe Faulhaber aber Stefan Blesch von der BfK als „Spruchbeutel“ bezeichnet, der „nicht mehr in den Spiegel schauen“ könne. Blesch hatte sich zu Wort gemeldet und den Bürgermeister auf die von der Staatsanwaltschaft verhängte Geldauflage von 1750 Euro angesprochen. Blesch habe dann den Raum verlassen.
Stefan Blesch bestätigt, dass ihn der Bürgermeister als „Spruchbeutel“ bezeichnet hat. „Mit so einem Amtsträger kann ich nicht mehr an einem Tisch sitzen“, deshalb habe er die Sitzung schon vor der Unterbrechung verlassen, erklärt Blesch. Außerdem werde er „wegen dieser Äußerung rechtliche Schritte einleiten“.
Blesch findet, der Bürgermeister sollte als Mandatsträger den „Betrug am Steuerzahler“ zugeben. Aber Faulhaber scheue ja „die Wahrheit, wie der Teufel das Weihwasser.“ Aus dem Brief des bayerischen Justizministeriums vom 27. November ginge hervor, dass die Geldauflage für den Bürgermeister 1750 Euro betrage. CSU und BfK hätten mit dem Antrag die Zehnjahresfrist einhalten wollen, weil in dem Brief steht, dass zu viel erhaltene Reisekosten, die bis ins Jahr 2002 reichen, noch zurück erstattet werden könnten.
Philipp fordert jetzt, dass der Bürgermeister seinen Antrag in der nächsten Sitzung auf die Tagesordnung bringt. „Der Antrag mit Anfragen ist im öffentlichen Teil zu behandeln.“
mutige Gemeinderäte
Sie meinen jetzt aber nicht Herren, die seit Jahren mit destruktivem Geplärre die Entwicklung der Gemeinde blockieren wollen, oder......?
Natürlich ist es ein gefundenes Fressen für die CSU wenn ausnahmsweise ein SPD Bürgermeister ein Verfahren wegen falsch verwendeter Steuergelder am Hals hat.
Da das Verfahren bereits abgeschlossen ist, ist die nötige Transparenz hergestellt. Mir drängt sich ganz stark der Eindruck auf, dass man von Seiten der Union das ganze noch einmal richtig auszureizen will. Sonst steht im Programm der Union das Thema "Transparenz" schließlich auch nicht an erster Stelle.
Wenn es denn ernsthaft das Hauptanliegen des neuen gemeinsamen Bürgermeisterkandidaten von CSU/BfK sei " bestehende Gräben im Ort zu schließen, dieBürger hätten Streitereien und parteipolitisches Taktieren satt ", warum haben es denn seine Parteifreunde und er erst so weit getrieben?
Völlig unglaubwürdig der Kandidat...tut mir leid
Irgendwann muss dann wohl mal eine Konsequenz gezogen werden, sonst macht sich ein Gemeinderat selbst strafbar...
Den Anstoß zum Antrag in der Sitzung hat der Bgm. jedoch wohl selbst gegeben, indem er in der Bürgerversammlung 2013 mit dem Zeitungsartikel aus Mitte 2012 ankam... Das dies die MainPost aufgreift, kann wohl kaum als Wahlkampf tituliert werden...
Transparenz hätte bedeutet, dass er zugegeben hätte, was wirklich geschehen ist (Einstellung nur gegen Geldzahlung...). Er nannte in der Bürgerversammlung jedoch nur die Einstellung (was sich ziemlich unschuldig anhört...)! Und die Hausdurchsuchung wurde von der Staatsanwaltschaft veranlasst. Hierzu muss hinreichender Tatverdacht bestehen, das kann kein Bürger (auch kein CSUler) einfach so in Auftrag geben...
Bundespolitiker sind schon wegen ähnlicher Vergehen zurückgetreten, Sie könnten sich problemlos hier einreihen!
Stellen Sie sich vor Ihre kleine Tochter, gerade 18 geworden, macht morgens die Tür auf und es steht die Staatsanwaltschaft mit zich Fahndern und Mitarbeitern vor der Tür... was glauben Sie wie die sich fühlt, wenn sie alle rein lassen muss und diese dann beginnen ALLES im Haus zu durchsuchen? Oder der kleine Bruder, der kurz danach nach Hause kommt und auch alles mit ansehen muss? Ohne dass die Eltern zu Hause sind? NATÜRLICH IST HERR FAULHABER DAS OPFER! NICHT NUR HERR FAULHABER, SONDERN SEINE GANZE FAMILIE! All dieser Hass und diese Anfeindung und Unterstellung wurde doch nur aus privaten Kreuzzügen gewisser Subjekte initiiert! Hier geht es doch schon lange nicht mehr um die Gemeinde!
Zudem handelt es sich nicht um eine Geldbuße oder Geldstrafe, sondern um eine GeldAUFLAGE zur Einstellung....das sind zwei Paar Schuhe. Aber das soll den Leser ja nicht stören, Sie wollen ja nur eine negative Stimmung erzeugen!
Dass gewisse Dinge in Deutschland verjähren ist doch vollkommen in Ordnung um Rechtssicherheit zu schaffen....oder wollen SIE, dass in 20 Jahren die Steuerfahndung vor der Tür steht, weil Sie das Finanzamt in den letzten Jahren beschissen haben, wie es in gewisser Form wohl jeder irgendwo macht? ALLE die H. Faulhaber hier irgendetwas Unmoralisches vorwerfen, haben vermutlich selbst noch einiges mehr an Dreck am Stecken,da braucht keiner den Stein schmeißen!
Alle anderen Dinge, die ihm in den Strafanzeigen vorgeworfen wurden, wurden als haltlos widerlegt!
Bgm. Faulhaber ist in diesem Fall auf jeden Fall das Opfer...und zwar das Opfer von unmenschlichem und vor allem absolut unmoralischen und charakterlosem Verhalten seiner Gegner. Es wurden Fahrten mit seinem privat bezahlten Dienstwagen als Dienstfahrten abgerechnet, die JEDER vernünftig denkende Mensch als genau solche einordnen würde....Fahrten am WOCHENENDE, zu Kirchenveranstaltungen oder Vereinsveranstaltungen, bei denen er als Repräsentant der Verwaltung bzw der GEMEINDE anwesend war. Dies haben dutzende Bürgermeister im Landkreis, ja in ganz Bayern EXAKT GENAUSO gehandhabt, weil jeder davon ausgegangen war, dass dies in Ordnung ist. Dies wurde damals in der Main-Post auch genau so bekannt gemacht.
Während einer Kassiererin wegen eines verspeisten Brötchens gekündigt wird und manche Person Ärger wegen eines Pfandbons bekommen hat, bekommt er mehrere Tausend Euro zu unrecht und VEREIDIGTE Gemeinderäte verharmlosen dies...
Man sollte die Zeit und Energie lieber in das Wohl Kists und seiner Bürger investieren.
Soso, dann hat Herr Faulhaber doch zu Unrecht die Geldstrafe erhalten!!! Dann ist ja Herr Faulhaber doch nur Opfer und Herr Siedler der Täter
@gringo72: Sehr interessante Argumentationskette von Ihnen, aber doch nicht ganz ernst gemeint, oder?
Das Thema ist doch erst seit der "Opferpredigt" von Herrn Faulhaber auf der Bürgerversammlung wieder öffentlich geworden. Der Wahlkampf lässt grüßen. Er hat doch die Lunte selbst angezündet, ein sensationelles Eigentor.
Es ist doch verständlich, dass man diese Aussagen seitens der CSU/BfK so nicht stehen lassen kann. Gespannt kann man ja auch auf die Antworten von Herrn Faulhaber sein, um die er ja bei der letzten Sitzung noch herumgekommen ist. Der Antrag steht ja nach wie vor noch im Raum.
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Strafe ist das Eine, die mag vielleicht sogar angemessen erscheinen. Aber was ist mit Schadensersatz? Warum müssen nur 3 Jahre zurückbezahlt werden? Er hat midestens 8!!! Jahre Mist gebaut, wurde darauf hingewiesen und was tat er? Entzog der Sachbearbeiterin die Kompetenz, statt einfach künftig rechtschaffend zu arbeiten...
Wenn endlich mal damit aufgehört werden würde, diesem Bgm. zu unterstellen, es sei alles nur aus Versehen geschehen, dann wäre schon viel gewonnen...
Jeder Gemeinderat, vor allem, wenn man im Rechnungsprüfungsausschuss ist, macht sich haftbar, wenn er oder sie solch ein Verhalten nicht anmahnt... Was ist da mit den großen Worten? "Schaden von der Gemeinde abwenden" und so...
Erstmals wäre wohl eine Hausdurchsuchung ohne begründeten Anfangsverdacht damals doch gar nicht zu Stande gekommen, zweitens ist anscheinend dann doch was gefunden worden! Oder, bezahlt der Herr Bgm. einfach so eine Geldstrafe in dieser Höhe?
Und zu der Aussage von Herrn Siedler möchte ich folgendes anmerken: Gottseidank gibt es noch Gemeinderäte, die nicht blind hinter Ihrem "Sonnenkönig" herlaufen und alles abnicken, sondern Ihrem Auftrag nachgehen, die Verwaltung inklusive Ihres Leiters zu kontrollieren,
Und nochmals Herr Siedler "Wer hat denn nun die Gemeinde hintergangen, der Bgm. oder die Gemeinderäte, die diese Vorfälle aufgedeckt haben?