Am Bauzaun hängt noch ein Relikt der Protestbewegung im Sommer vergangenen Jahres: „Wir wollen unseren Bäcker wieder haben“, steht auf einem gewellten, teilweise vergilbten und schon verbogenen Blatt Papier in einer Plastikhülle. Dieser Wunsch kann offensichtlich bald erfüllt werden. Seit einigen Tagen sind die Handwerker wieder im Rohbau der Bäckerei Weber in Thüngersheim bei der Arbeit. Es brummt also wieder, wie es so schön heißt. Im Juli soll wieder geöffnet werden, sagte ein zuversichtlicher Frank Weber auf Anfrage.
Fakt war: Die Arbeiten mussten am 15. Juli 2011 eingestellt werden. Grund war die Klage einer Nachbarin beim Verwaltungsgericht in Würzburg. Das Ehepaar Anja und Frank Weber hatten den maroden Altbau abreißen lassen. Baufällig war er und nass obendrein. Nun soll ein neues Gebäude errichtet werden, vorne der Laden mit einem kleinen Café, dahinter die Konditorei und wiederum dahinter die Bäckerei. Alles hatte seine Richtigkeit – dachten die Webers.
Einspruch
Dann kam das Verbot: Der Bau wurde eingestellt. Die Nachbarin hatte innerhalb der gültigen Frist Einspruch erhoben, weil sie mehr Lärm in den Morgenstunden befürchtet. Dabei besaßen die Webers eine Baugenehmigung sowohl von der Gemeinde Thüngersheim als auch vom Landratsamt.
Jetzt sind die Karten neu gemischt. Das Bauamt der Kreisbehörde erteilte nach einem Tekturantrag jetzt wieder Baurecht. Darin sind emissionsrechtliche Auflagen enthalten, bestätigt Michael Pahlke vom Landratsamt. Lediglich der Lieferverkehr dürfe nicht mehr durch die Römersgasse abgewickelt werden. Somit habe das Landratsamt die alte Baugenehmigung aufgehoben und eine neue erteilt – eben unter den emissionsschutzrechtlichen Bedingungen.
Auch Frank Weber fällt ein Stein vom Herzen, denn baulich sei nichts verändert worden. Zudem habe er Zugeständnisse gemacht und für einen vierstelligen Euro-Betrag ein 70-seitiges Lärmschutzgutachten erstellen lassen. Die Unterschrift der Nachbarin fehlt allerdings noch: „Es ist das gleiche Spiel wie vorher“, sagt Weber. Die Klagefrist betrage vier Wochen. Davon ist die Hälfte abgelaufen.
Er hofft natürlich, bald zum Abschluss zu kommen. Durch die Verzögerung seien mittlerweile „horrende Kosten“ entstanden. Zudem müsse das Gebäude jetzt trocken gelegt werden, weil der Rohbau immer noch kein schützendes Dach hat. Bis das Projekt fertig gestellt ist, werden Webers Backwaren einige Meter weiter in einem still gelegten Laden über die Nottheke verkauft.