Tagebücher aus der NS-Zeit, Liebesbriefe aus dem Zweiten Weltkrieg, Poesiealben aus der Weimarer Republik oder Kochbücher aus dem Kaiserreich – Dachböden und Keller in Franken beherbergen wahre Schätze. Diese Schätze laden ein, vergangene Lebenswelten zu erkunden. Der Blick vom Heute ins Gestern und Vorvorgestern eröffnet neue Möglichkeiten im Hier und Jetzt. Zu verstehen, wie die Gegenwart geworden ist, bietet bislang unbekannte Erfahrungen und Erkenntnisse. Dazu gehört die Freude an der Schönheit vergangener Sprache, das Nachschmecken der Speisen aus vergangenen Zeiten oder das Mitvollziehen von Aufgaben, Rollen, Freuden, Leiden und Nöten längst verstorbener Menschen.
Oft geschrieben in Kurrent oder Sütterlin
Studierende bereiten sich derart vor auf zentrale Berufsfelder wie die Arbeit in historischen Museen, Archiven oder anderen Institutionen, die das historische Erbe erschließen und verwalten. Allerdings muss man zunächst einmal die alten Schriften, Kurrent und Sütterlin, lesen können!
Die historische Kulturanalyse gehört zu den Ausbildungsschwerpunkten des Würzburger Lehrstuhls für Europäische Ethnologie. Studierende lernen anhand der stetig erweiterten Sammlung unterfränkischer Selbstzeugnisse aus dem 18., 19. und 20. Jahrhundert das Lesen historischer Quellen. Sie leisten damit auch einen wichtigen Beitrag zur Erforschung vergangenen fränkischen Alltagslebens.
Alte Quellenbestände erschließen
In den vergangenen zwei Jahren waren zunehmend auch Bürgerinnen und Bürger aus der Region eingeladen, sich an diesen Entdeckungen des historischen Frankens zu beteiligen. In online stattfindenden Lesekursen und einer sich regelmäßig treffenden Gruppe „Historische Selbstzeugnisse“ erlernen Studierende und andere Interessierte die Lektüre alter Schriften. Sie erschließen derart alte Quellenbestände und tauschen ihre Erkenntnisse und Erfahrungen untereinander aus.
Der Lesekurs “Erlesenes Franken“ findet 14-tägig, montags von 18 bis 20 Uhr, ab dem 24. Oktober statt..
Wer Interesse hat, an dem Kurs teilzunehmen, zudem einen internetfähigen Computer besitzt und die Winterzeit zum Erlernen von Kurrent und Sütterlin im Kreise anderer Interessierter nutzen möchten, wendet sich an Prof. Dr. Michaela Fenske, Lehrstuhl für Europäische Ethnologie, E-Mail: michaela.fenske@uni-wuerzburg.de