In diesem Jahr wird 50 Jahre Städtepartnerschaft mit Mwanza in Würzburg mit mehreren Veranstaltungen gefeiert. Ein Höhepunkt war am Sonntagabend das Programm „Feel Tanzania – Freundschaft feiern – Hoffnung schenken“ im Mainfranken Theater. Seit dem letzten Herbst planten die Veranstalter vom Mwanza e.V. mit engagierten Würzburgern und mit dem Theater.
„Es wird eine Mischung aus Fest und Aufführung“, kündigte Michael Stolz, Vorsitzender des Mwanza e.V. , an. Zur Begrüßung sangen im Foyer die Mitglieder des Würzburger Tansania-Chors Lieder in der Landessprache Swahili. Ihr Interesse am Land kam durch die Kontakte des evangelischen Dekanats mit der Stadt Ruvuma in Süd-Tansania zustande. „Es gibt ein kleines Tansania-Netzwerk in Würzburg, und so wollten wir heute teilnehmen und der Veranstaltung einen schönen Rahmen geben“, erklärte Chorleiter Uwe Feulner.
Bereits eine Woche lang war der bekannte tansanische Künstler Nkwabi in Würzburg und gab an Würzburger Schulen Trommelworkshops. Gemeinsam mit über 20 Schülern des Riemenschneider-Gymnasiums trommelte er auf der Bühne im wahrsten Sinne die Leute zusammen, damit sie aus dem Foyer, wo zahlreiche Initiativen ihre Arbeit präsentierten, in den Zuschauerraum kamen.
Nkwabi präsentierte später auch noch seine Künste als Pantomime. Der 64-jährige, der schon öfter in Deutschland zu Gast war, freute sich sehr, dass sich Deutsche und Tansanier durch solche Aktionen besser kennenlernen. Seine Vision: „Irgendwann soll es möglich sein, dass wir Tansanier nicht nur eingeladen werden, Flug und Unterkunft bezahlt bekommen, sondern genau das auch für unsere deutschen Gäste tun können. So wird es eine ausgewogene Partnerschaft.“
Rund 400 Gäste, auch aus Berlin
Durch das Programm führte der ehemalige Kulturmanager der Stadt, Johannes Engels. Gemeinsam mit Michael Stolz und Dirk Terwey, Geschäftsführer des Mainfranken Theaters, begrüßte er die rund 400 Gäste, darunter auch einen Vertreter der Tansanischen Botschaft in Berlin.
Der in der Region lebende Tansanier Stephen Makinya gab eine kurze Einführung über sein Heimatland. Er erzählte vom jungen Nationalstaat, von Julius Nyerere, dem es 1961 gelang, das Land friedlich in die Unabhängigkeit zu führen und 130 Ethnien zu vereinigen. Immer wieder gab es Berührungspunkte mit Deutschland, natürlich weil das Land zusammen mit Ruanda und Burundi zur Kolonialzeit „Deutsch-Ostafrika“ hieß, aber auch später, etwa als Bernhard Grzimek seinen Film „Serengeti darf nicht sterben“ drehte und damit die Gründung der heute 16 berühmten Nationalparks förderte. „In Tansania leben rund 40 Prozent Christen, 40 Prozent Muslime und 20 Prozent, die an Naturreligionen glauben. Wir haben damit untereinander keine Probleme“, erklärte Makinya.
Über ihr Leben in Tansania interviewte Gunther Schunk vom Mwanza e.V. das Ärzte-Ehepaar Bernd und Pevi Köhler. Sie gingen 1981 mit zwei kleinen Kindern für vier Jahre und 2006 nochmals für 10 Jahre nach Afrika. „In einer Klinik so groß wie das Missionsärztliche Institut arbeiten dort nur drei bis vier Ärzte“, schilderte Bernd Köhler die Situation.
Über die Kultur und das Leben auf der Insel Sansibar berichtete der Würzburger Journalist Karl-Georg Rötter. Er erzählte von der bewegten Geschichte, auch von der dunklen Zeit des Sklavenhandels. Und davon, dass die Legende, dass die Deutschen Sansibar bei den Engländern gegen Helgoland eingetauscht hätten, nicht stimmt. Oder warum es in Sansibar einen untypischen Häuserblock gibt: „Sansibar hat als erster Nicht-Ostblock-Staat die DDR anerkannt. Zum Dank baute die DDR an den Stadtrand von Stone Town Plattenbauten, die heute zwar etwas verfallen sind, aber gern bewohnt werden, denn die Wohnungen haben vier Wände, Fenster und öfter sogar Strom und fließendes Wasser.“
Geschichte einer Prinzessin von Sansibar
Der Schauspieler Georg Zeies las eine Passage aus dem Buch „Abschied aus Sansibar“, die wahre, romantische und tragische Geschichte einer Prinzessin von Sansibar, die sich im 19. Jahrhundert in einen deutschen Kaufmann verliebte und mit ihm durchbrannte. Anna Vita, die Ballettdirektorin des Mainfranken Theaters, befasste sich mit der aus Sansibar stammenden Taarab-Musik und unterlegte eine Szene aus dem Ballett „Scheherazade“ mit einem Taarab-Stück.
Die Tänzerin und die drei Tänzer begeisterten das Publikum.
Der letzte Teil des Abends drehte sich um Mwanza. Gunther Schunk ließ den Künstler Isack Asfao von seiner Heimatstadt erzählen. Touristen empfiehlt er, sich in den öffentlichen Garten am weltbekannten Bismarck-Rock zu setzen und die freundlichen Leute dort kennenzulernen. „Wir aus Mwanza kennen von Würzburg auf jeden Fall die zwei gestifteten Müllautos, die bei uns in der Stadt fahren und die Würzburg-Road, die zum Bugando-Krankenhaus führt“, berichtet er.
Ein 2015 gedrehter Film über die Städtepartnerschaft mit Stimmen von Offiziellen wie den Bürgermeistern und dem Erzbischof von Mwanza und schönen Bildern aus Afrika wurde gezeigt, Dieter Schneider berichtete von seiner Reise auf dem Motorrad von Würzburg durch Afrika, die ihn auch nach Mwanza geführt hat. Das Publikum war begeistert, der Applaus groß. Am Ende trafen sich alle im Foyer, probierten afrikanisches Essen und schauten sich die Bilder tansanischer Künstler an, die dort noch bis 31. Juli ausgestellt ist. Fast 3000 Euro kamen an dem Abend für die Arbeit des Mwanza e.V. zusammen.