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Würzburg
Begabung, Talent und Leidenschaft über drei Generationen
Enkel und Großvater in der gleichen Werkstatt: Vor 90 Jahren gründete Philipp Schrepfer die Kunstschmiede Schrepfer. Sein Enkel Erik Hofmann führt den Betrieb in der dritten Generation.
Foto: David Salaws | Enkel und Großvater in der gleichen Werkstatt: Vor 90 Jahren gründete Philipp Schrepfer die Kunstschmiede Schrepfer. Sein Enkel Erik Hofmann führt den Betrieb in der dritten Generation.
Bearbeitet von Lena Berger
 |  aktualisiert: 24.10.2021 03:02 Uhr

Die Kunstschmiede Schrepfer gehört zu den herausragenden Würzburger Handwerksbetrieben – und das seit 90 Jahren. Drei Generationen von Handwerkern machten den Familienbetrieb zu dem, was er heute ist: ein in der Stadt verwurzelter Handwerksbetrieb, der aus der Tradition die Kraft für Gegenwart schöpft, heißt es in einer Pressemitteilung.

Wie bedeutend die Kunstschmiede für Würzburg war und ist, zeigt, dass eine Straße nach dem Gründer benannt wurde: Die Philipp-Schrepfer-Allee verbindet den Rennweger Ring mit dem Rennweg. Die Nähe zur Residenz hat einen Grund, denn Philipp Schrepfer hat sich um den Wiederaufbau der Stadt nach dem Zweiten Weltkrieg verdient gemacht und erhielt zusammen mit anderen Firmen den Auftrag, die schmiedeeisernen Tore zur restaurieren. Eine Arbeit, die die Kunstschmiede bis heute beschäftigt.

Zweiter Weltkrieg war für den Betrieb ein schwerer Einschnitt

1906 als Sohn des Würzburger Schuhmachermeisters Balthasar Schrepfer geboren, fing Philipp nach dem Volksschulabschluss eine Schlosserlehre in Würzburg an. 1922 schloss er seine Ausbildung als Bester mit Auszeichnung ab. Nach ein paar Jahren als Geselle in Würzburger Schlossereien erhielt er ein Stipendium für die „Staatsschule für angewandte Kunst“ in Nürnberg, die heutige „Akademie der Bildenden Künste Nürnberg“, das er im September 1931 als Jüngster und bester von 28 Schülern mit der Meisterprüfung beendete. Bereits zwei Wochen später machte er sich in der Herzogenstraße selbständig.

Der Zweite Weltkrieg war für den Betrieb ein schwerer Einschnitt. Doch Schrepfer stürzte sich nach seiner Entlassung aus russischer Kriegsgefangenschaft 1946 in die Arbeit. Nach mehreren Umzügen, sollte in der Kroatengasse ab 1956 der Firmensitz sein. Die Jahre des Wiederaufbaus der Stadt sind die Jahre, die die Kunstschmiede Schrepfer auf ewig mit Würzburg verbinden und sie weit über die Grenzen der Stadt bekannt machen: Zusammen mit anderen Firmen erhielt Schrepfer den Auftrag, die schmiedeeisernen Tore der Residenz zu restaurieren.

Arbeit in dritter Generation an den Toren der Residenz

„Wir arbeiten jetzt in der dritten Generation an den Toren“, erklärt Erik Hofmann, Enkel und Nachfolger des Gründers. Diese Tore und Ziergitter sind die wichtigsten Arbeiten von Johann Georg Oegg (1704 -1782), Hofschlosser und Kunstschmied. „Eine solche Restaurierung bedeutet, die Arbeitsweisen der damaligen Zeit soweit wie möglich nachzuempfinden. Hier lebt die Tradition dieses Handwerks weiter, gleichzeitig kann aus dieser Tradition heraus etwas Neues, Modernes entstehen“, beschreibt er den Schaffensprozess.

Philipp Schrepfer engagierte sich in etlichen Ehrenämtern für das Schlosserhandwerk, war Präsident der Handwerkskammer für Unterfranken und Mitglied des Bayerischen Senats. Und für seine Verdienste um das Kunsthandwerk erhielt er das Große Verdienstkreuz.

Engagement über den Beruf hinaus

Große Fußstapfen, mit denen Werner Hofmann zurechtkommen musste, als sein Schwiegervater 1978 starb und er den Betrieb übernahm. Werner Hofmann war gelernter Glaser und Kunstschmiedemeister. Auch er war ein äußerst begabter Kunsthandwerker und erhielt zahlreiche Preise für seine Arbeiten. Und auch er hinterließ Spuren in der Stadt: die Gedenktafel für den Kunstschmied Johann Georg Oegg in der Kirche St. Peter und Paul – sein Meisterstück  - oder den Wirtshausausleger der Weinstube des Juliusspitals. Wie sein Schwiegervater engagierte er sich über den Beruf hinaus: Er arbeitete in verschiedenen Ausschüssen der Metall-Innung mit und die „Vereinigung Kunsterschaffender Unterfrankens“ (VKU) oder die Hetzfelder Flößerzunft schätzten seine Mitgliedschaft.

Vier Jahre vor seinem Tod 2004 übergab er die Kunstschmiede an seinen damals 34-jährigen Sohn Erik Hofmann. Überall in der Werkstatt in der Kroatengasse spürt man heute noch den Geist seiner Vorgänger. „Wir arbeiten immer noch mit Werkzeugen aus der Zeit meines Großvaters“, so Hofmann. Im Büro erinnern eine Bronze-Büste von seinem Großvater und Entwürfe seines Vaters an der Wand an die Vergangenheit.

Arbeit hat sich im Lauf der Zeit verändert

Erik Hofmann ist gelernter Kunstglaser und Metallbaumeister in der Fachrichtung Metallgestaltung, geprüfter Schweißfachmann sowie geprüfter Restaurator im Metallhandwerk. Auch er engagiert sich in der Metall-Innung, hinterlässt Spuren in der Region und darüber hinaus, die auf der Firmen-Homepage zu sehen sind. „Natürlich hat sich unsere Arbeit verändert, auch wenn wir traditionelle Werkzeuge benutzen“, erklärt er. Statt auf Papier, werden viele Entwürfe am PC entwickelt. Ohne Digitalisierung geht es heute auch in einer Kunstschmiede nicht. Das Feuer der Esse lodert heute nicht mehr so oft wie zur Zeit des Gründers, dafür helfen Laser und Wasserstrahlschneider bei der Bearbeitung des Materials.

Die Kunstschmiede Schrepfer gehört zu den wenigen Handwerksbetrieben, die in der Stadt geblieben sind. „Das ist kein Nachteil für uns“, beteuert Erik Hofmann. Eine Schlosserwerkstatt in der Stadt bedeutet zuweilen auch Publikumsverkehr. „Da kommt jemand mit einem kaputten Bürostuhl und fragt, ob wir das durchgebrochene Stuhlbein wieder anschweißen können; oder ein Radfahrer schiebt sein Fahrrad in die Werkstatt, weil sein Pedal abgebrochen ist; auch Pfannen haben wir schon repariert.“ Erik Hofmann freut sich dann, dass er diese kleinen Probleme relativ schnell aus der Welt schaffen kann.                                                                                                                                          

 
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