Kirchweih – seit 27 Jahren ist sie in Randersacker fest in den Händen der Kraftsportler. Am ersten Septemberwochenende bevölkern starke Männer nicht nur die Sporthalle am Sonnenstuhl. Ebenso lange gehört als besondere Attraktion am Sonntagnachmittag auf dem Festplatz die publikumswirksame Suche nach dem stärksten Mann der Kirchweih dazu.
Norbert Wegmann, ehemaliger Abteilungsleiter der SG-Kraftsportler, ist Jahr für Jahr für das Drehbuch des Wettkampfes der jungen Männer verantwortlich, denkt sich im Vorfeld immer wieder neue die Muskeln herausfordernde Übungen aus. Acht Bewerber haben es diesmal auf den Titel abgesehen. Darunter mit den 19-jährigen Zwillingen Simon und Jonas Bausewein sowie dem gleichaltrigen Jonathan Schmitt gleich drei Lokalmatadore.
Hanteln und Gewichte
Die einzelnen Übungen absolvieren die Athleten zum größten Teil im Duell gegeneinander. Statt an spektakulären Dingen wie Lkw-Reifen oder Baumstämmen dürfen sich die Männer 2017 überwiegend an Hanteln und Gewichten abarbeiten.
125 Kilo wiegt die Hantel, die es zuerst innerhalb von zwei Minuten möglichst weit zu tragen gilt. Immerhin 155 Meter schafft Jonas Bausewein, der Jüngere der Zwillinge. Noch weiter – 160 und 162 Meter – tragen sie Andy Gündel (31 Jahre) aus Veitshöchheim und Felix Leopold (25) aus Würzburg.
Ganz neu sind heftige Kraftanstrengungen für die Bauseweins nicht. Seit drei bis vier Jahren sind die Studenten der Politikwissenschaft bei der SG Randersacker im Kraftsport aktiv, spezialisiert auf Bankdrücken beziehungsweise Kreuzheben. An der Suche nach dem stärksten Mann nehmen sie erstmals teil. „Einfach nur aus Spaß“, sagen sie.
Bei der nächsten Runde haben sie den eindeutig. Statt eines Oldtimers hat Vereinsmitglied Peter Schädel - bekannt durch seine Motorradtouren für Menschen mit und ohne Behinderungen – in diesem Jahr eine Harley mit Beiwagen (450 Kilogramm Leergewicht) bereitgestellt. In der sitzt er traditionell gemeinsam mit dem Gründungsmitglied der Kraftsportabteilung Adi Stumpf. Weitere 60 Kilo setzt Elias Wegmann im Beiwagen drauf.
Am schnellsten über die Ziellinie
Unter großem Beifall der knapp 300 Zuschauer befördern die beiden Bauseweins Schädel am schnellsten über die Ziellinie. Simon schafft die 20 Meter in 11,44 Sekunden, Jonas braucht einen Wimpernschlag länger (11,45 Sekunden).
Dann allerdings schlägt die Stunde der Gäste. Die zwei 25-Kilo-Hantelscheiben rutschen allen Randersackerern viel zu schnell aus den bloßen Fingern, während Gündel immerhin 43,65 Sekunden schafft, sie zu halten und Marcel Gollin (26) sogar 54,17 Sekunden.
Im letzten Durchgang zieht Gündel 200 Kilo hoch und muss sich in dieser Runde nur Leopold (215 Kilo) und Stephan Frohnapfel (225 Kilo) geschlagen geben. Für die anderen war bei spätestens 175 Kilo Schluss. Mit diesem Abschluss darf sich der Mountainbike fahrende Beamte aus dem Landratsamt bis September 2018 mit dem Titel „Stärkster Mann der Kirchweih“ schmücken und sichert sich mit 24 Punkten Goldmedaille und Pokal. Silber geht an den Jura-Studenten Leopold (23 Punkte). Bronze holt sich Simon Bausewein (22 Punkte) vor seinem Bruder Jonas (20 Punkte). Der teilt sich den vierten Platz mit Harald Landwehr. Dahinter folgen Gollin (19 Punkte), Frohnapfel (18 Punkte) und Schmitt (10 Punkte).
Nur noch zwei mal
Eingeläutet hat der Wettbewerb 2017 einen Countdown. 2018 und 2019 wird es den Wettbewerb für starke Männer zwar noch geben. Danach ist aber Schluss, kündigt Wegmann an. Ab 2020 werden dann wohl andere Vereine für andere Akzente bei der Kirchweih sorgen.