
Der Gemeinderat beschäftigte sich gut eine Stunde lang mit der künftigen Abwasserbeseitigung. Dann stand der weitere Weg fest. Ebenso der für Bürgermeister Karl Ballmann. Er gab bekannt, dass er nach 24 Jahren im Amt bei der Bürgermeisterwahl 2026 nicht mehr kandidieren werde.
1984 wurde Karl Ballmann in den Gemeinderat Hemmersheim gewählt. Von 1990 bis 2002 hatte er das Amt des zweiten Bürgermeisters inne. 2002 wurde er zum Bürgermeister von Hemmersheim, der kleinsten Gemeinde im Landkreis Neustadt/Aisch-Bad Windsheim, gewählt.
In seiner ruhigen Art sagte Ballmann ganz am Schluss der Sitzung: "Ich stehe nicht mehr zur Verfügung." "Es sind auch jüngere Personen unter uns", sagte der noch 71-Jährige und blickte in die Ratsrunde. Aus dieser verlautete aber noch nichts, was auf eine eventuelle Kandidatur eines Ratsmitglieds hätte hindeuten können.

Nun wird also ein Nachfolger oder eine Nachfolgerin für Ballmann gesucht. Fündig geworden ist der Gemeinderat nun aber bei einer Lösung für die künftige Abwasserbeseitigung und -behandlung, weil die bestehenden Anlagen den geltenden Umweltstandards nicht mehr genügen.
Voraussetzung für eine Förderung ist eine Kostenvergleichsrechnung, die Felix Neuhäußer vom Ingenieurbüro Härtfelder den Ratsmitgliedern vorstellte. Die Investitions- und Betriebskosten hatte er für die verschiedenen Varianten bestimmt und gegenübergestellt. Dafür gibt es eine genormte Vorgehensweise für den Kostenvergleich. Die Betrachtung erfolgte für 50 Jahre.
Die erste Alternative wäre eine Sanierung der bestehenden Teichkläranlagen in Hemmersheim, Gülchsheim und Lipprichhausen/Pfahlenheim. Nach 20 Jahren müssten sie zu Scheibentauchkläranlagen umgebaut werden. Zur Hälfte ins Abwasser eingetauchte, rotierende Scheiben sorgen dort für eine höhere Reinigungsleistung. Variante zwei wäre gleich der Neubaubau von Scheibentauchkläranlagen. Als dritte Möglichkeit könnte in einem Ortsteil eine kleine SBR-Anlage gebaut werden. SBR steht für sequentielle biologische Reinigung. Variante vier wäre der Bau einer gemeinsamen, zentralen SBR-Anlage.
Ingenieurbüro rät zum Anschluss an den AVO
Eine ganz andere Möglichkeit, die Neuhäußer persönlich favorisiert, wäre der Anschluss an externe Kläranlagen. Hier kommt die Kläranlage des Abwasserzweckverbands Ochsenfurt AVO in Winterhausen infrage, wo bereits die allermeisten Abwässer aus dem Ochsenfurter Gau, aber auch jene aus Oberickelsheim und Martinsheim enden. Von Gülchsheim könnte das Abwasser im freien Gefälle nach Hemmersheim fließen, um von dort in den nächsten Hauptsammler des AVO bei Hopferstadt gepumpt zu werden.
Über die Jahre betrachtet, wäre ein Anschluss an den AVO die wirtschaftlichste Lösung, erklärte Neuhäußer. Rund 4,06 Millionen Euro stehen dafür in der Kostenvergleichsrechnung. Abzüglich einer Förderung in Höhe von etwa 1,76 Millionen Euro blieben bei der Gemeinde Kosten in Höhe von rund 2,3 Millionen Euro. Am günstigsten wäre zwar die Sanierung der bestehenden Anlagen (rund 1,9 Millionen Euro), doch müsste dann spätestens in 20 Jahren umgebaut werden, was mehrere Millionen Euro kosten würde.
Je mehr Kommunen an einer Kläranlage beteiligt seien, desto günstiger werde es für einzelne, erläuterte Neuhäußer, der den Anschluss nach Ochsenfurt empfahl. Dem folgten die Gemeinderäte dann einstimmig, wenngleich es mancher etwas zögerlich tat. Hemmersheim tritt dem Abwasserverband Ochsenfurt bei. Wenn das Wasserwirtschaftsamt grünes Licht gibt, kann ein Büro gesucht werden, das die europaweite Ausschreibung auf den Weg bringt.