Der Verkauf der weltweit zweitgrößten Werft für Sportboote an einen amerikanischen Finanzinves- tor sorgt weltweit für Schlagzeilen. „Bain Capital acquista Bavaria Yachtbau“ heißt es in der viertgrößten italienischen Tageszeitung „La Stampa“ und viele Italiener erfahren so etwas über Giebelstadt. Immerhin hat die Zeitung eine Auflagenzahl von 410 000.
Große Beachtung findet der Verkauf des fränkischen Bootsbauunternehmens in der Fachpresse. Auf der Internetseite des Magazins „Yachting monthly“ ist von der Übernahme des Branchenprimus Bavaria zu lesen. Unter www.ybw.com, eine Adresse, die von der Fachzeitschrift „Yachting and boating world“ betrieben wird, steht, dass die Amerikaner fast 900 Millionen Pfund für Bavaria gezahlt haben. Etwa 1,2 Milliarden Euro also. Das Magazin bezieht sich auf die Financial Times, denn darüber, wieviel Geld tatsächlich geflossen ist, schweigen die Eigentümer.
Auf Seite zwei der deutschen Ausgabe der Financial Time ist Bavaria-Firmengründer Winfried Hermann der „Kopf des Tages“. Von seinen Verkaufsanfängen als Staubsaugervertreter bis hin zum fränkischen Henry Ford habe er es gebracht. Ein Perfektionist sei er und ein Revolutionär – zumindest was den Bau von Sportbooten angeht.
Ein paar Seiten weiter in der Financial Times geht es wieder um Giebelstadt. Dieses Mal werden Hintergründe beleuchtet. Unter der Schlagzeile „Bain gewinnt Rennen um Bavaria“ ist von einem Streit zwischen Hermann und seinem Freund Josef Meltl zu lesen, der Mitte der 80er Jahre, als es der Werft schlecht ging, als Geldgeber einstieg.
Meltl hat eine Yachtagentur am Chiemsee und beliefert den Mittelmeerraum. Der Financial Times nach wollte Meltl nicht verkaufen, sondern den 65-jährigen Hermann auszahlen. „Über das Prozedere zerstritten sich die beiden Freunde“, schreibt das Blatt weiter.
Andere Tageszeitungen, wie das Handelsblatt, die Hamburger Abendzeitung, oder die Online-Ausgaben der Wirtschaftswoche, des Manager-Magazins und von Finanztreff.de rücken ebenso den Milliardendeal in den Mittelpunkt. Im Wesentlichen berufen sie sich auf die Pressemitteilung von Bain Capital. Eines aber hatten alle nicht: Der Main-Post war es gelungen, dem öffentlichkeitsscheuen Firmengründer Winfried Hermann Aussagen über den Verkauf zu entlocken.