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Würzburg
Baustelle statt Bühne: Wie ein Würzburger Schauspieler überlebt
Der Würzburger Comedian Martin Maria Eschenbach verdient sein Geld auf der Baustelle. Warum Künstler bei der Bewältigung der Coronakrise auch Vorteile haben können.
Schauspieler Martin Maria Eschenbach verdient sein Geld zur Zeit als Baustellenleiter und Zimmermann.
Foto: Patty Varasano | Schauspieler Martin Maria Eschenbach verdient sein Geld zur Zeit als Baustellenleiter und Zimmermann.
Manuela Göbel
 |  aktualisiert: 27.04.2023 10:39 Uhr

Es war im vergangenem Oktober auf der Bühne von Schmidts Tivoli auf der Reeperbahn in Hamburg, als Martin Eschenbach klar wurde, dass es so nicht weiter geht.  "Im Zuschauerraum waren coronabedingt drei Viertel der Plätze leer und ich hatte das Gefühl, wir sollten so spielen, dass die Zuschauer weder mitgehen noch lange klatschen, sondern nach der Vorstellung schnell gehen", erinnert sich Eschenbach an seinen Auftritt bei der Mitternachtsshow. Dazu gab es nur eine halbe Gage.

Angelo Sommerfeld alias Martin Maria Eschenbach
Foto: Nico Manger | Angelo Sommerfeld alias Martin Maria Eschenbach

Seit 25 Jahren steht der 43-Jährige auf der Bühne. Nach dem Start im Theater am Neunerplatz, Schauspielstudium in Stuttgart spielte er unter anderem am Staatstheater Darmstadt und zuletzt im Landestheater Tübingen. 2015 erfand er die Kunstfigur Angelo Sommerfeld, die ihn durch Bühnenauftritte und die Comedy-Webserie „Positive Sinking“ des Bayerischen Rundfunks landesweit bekannt machte. 

Ausgebildet ist der Comedian aber auch als Zimmermann. Sein Handwerk hat er - trotz Bühnenerfolge - regelmäßig ausgeübt. "Da hat man das Ergebnis seiner Arbeit sofort vor Augen und kann es bewerten. Außerdem es macht dich unabhängiger, weil man nicht jedes Angebot annehmen muss," begründet Eschenbach, warum er dieses Standbein behalten hat. Zum Glück. Denn 2021 kann er es brauchen: Momentan organisiert er als Bauleiter die Renovierung eines Hauses und übernimmt kleinere Aufträge.      

"Als Schauspielerpaar mit zwei Kindern lebt man ja permanent in einer Krise."
Martin Maria Eschenbach

Damit und dem Kurzarbeitergeld von Eschenbachs Partnerin, die ebenfalls Schauspielerin ist, etwas staatlicher Hilfe für Solo-Selbstständige und einigen Aufträgen als Schauspieler - zum Beispiel für einen Werbespot - kommt die Familie gut über die Runden. Dabei hilft ihnen, dass sie im Umgang mit Krisen trainiert sind.

"Als Schauspielerpaar mit zwei Kindern lebt man ja permanent in einer Krise," erklärt Eschenbach. Dass ihr Leben weniger planbar ist und sie Hängepartien bislang immer gut gemeistert haben, gibt ihnen das nötige Selbstvertrauen, auch die Coronakrise bewältigen zu können. 

Eschenbach ist ein Typ, der nicht lange still sitzen kann. In den vergangenen Wochen hat er zusätzliche freie Zeit genutzt, um den Keller aufzuräumen, Klavier zu spielen und über ein Format nachzudenken, mit denen er das Publikum auf neuen digitalen Wegen erreichen kann.          

An diesem Konzept zu tüfteln und mit den Kollegen im Theater am Neunerplatz kommende Produktionen vorzubereiten, hält den Kreativmenschen lebendig. Das Schreiben neuer Texte für seine Kabarettfigur Angelo Sommerfeld fällt ihm dagegen schwerer, weil er mit zwei Kindern zuhause wenig Ruhe dazu hat und weil es kein anderes Thema als Corona gibt. "Der Sommerfeld macht natürlich auch über Corona Witze. Aber der Martin hat halt auch Eltern, um die er sich Sorgen macht, und kann dann darüber nicht lachen.“ Um es kabarettistisch anpacken zu können, müsste Corona erstmal überstanden sein.

 
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