Der Veitshöchheimer Wolfgang Kunkel, beruflich als Rechtsanwalt tätig, ist empört: Am Donnerstag letzter Woche fällten Mitarbeiter des gemeindlichen Bauhofes in einer Parkbucht vor seinem Haus in der Helen-Keller-Straße für ihn ohne ersichtlichen Grund und ohne vorherige Information eine weit über 30 Jahre alte, nach seiner Meinung völlig intakte Zwerglinde. Wie Kunkel sagt, habe er sie all die Jahre gehegt und gepflegt und sie auch im trockenen Sommer letzten Jahres mehrmals gegossen. Der Rechtsanwalt macht geltend, dass die Baumfällung entgegen dem Grünordnungsplan der Gemeinde aus dem Jahr 1977 erfolgt sei. Neben dem Baum vor Kunkels Haus wurden noch zwei weitere Linden zu Beginn und am Ende der Parkbucht gefällt.
Die Baumfällaktion kritisierte auch Christoph Konrad, der angab, als Landschaftsgärtner könne er beurteilen, dass die gefällten Bäume kerngesund waren. Von einer Gemeinde, die sich Klimaschutz groß auf die Fahne schreibe, erwarte er etwas mehr Fingerspitzengefühl, wenn es um einen solchen Baumbestand gehe.
Laut Bürgermeister Jürgen Götz bestand über die Fällung der drei Linden bei der letzten Baumbeschau Konsens, an der neben ihm der Bauhofleiter, der Gärtnervorarbeiter sowie der 2. Vorsitzende der BN-Ortsgruppe Hans Bätz und der Fachberater Manfred Fischer teilnahmen. Für die Fällung der Bäume seien ausschließlich fachliche Gesichtspunkte maßgebend gewesen, verdeutlicht auf Nachfrage Gartenbautechniker Fischer, der bis zu seiner Pensionierung im Gartenamt der Stadt Würzburg an die 40 000 städtische Bäume zu betreuen hatte.
Der Antrag von zwei Anwohnern, die sich über die "Verschmutzung" durch Laub oder Honigtau der Läuse beschwerten, habe überhaupt keine Rolle gespielt. Solche negativen Erscheinungen seien hinzunehmen. Die positiven Auswirkungen eines Baumes würden diese bei weitem überwiegen.
Bäume speziell im Straßenbereich könnten ihre kleinklimatischen, ökologischen und auch gestalterischen Aufgaben nur erfüllen, wenn sie gesund und vital sind. Die Meinung von Wolfgang Kunkel, dass hier Zwerglinden gefällt wurden, zeige, dass diese nur dahinkümmerten, denn es gebe keine Zwerglinden. Nach über 30 Jahren hätten sie einen Stamm mit doppeltem Durchmesser und eine viel größere Krone haben müssen.
In der Vergangenheit hatte sich durch Wurzelwerk die Teerdecke gehoben
Im Gehsteig hat Fischer Aufwölbungen und Risse gefunden, die von den Wurzeln der Bäume stammen. Dies sei eindeutig darauf zurückzuführen, dass der Wurzelraum in den nicht einmal ein Quadratmeter großen Baumscheiben zu eng geworden ist. Deshalb habe die Gemeinde bereits die geschädigte Teerdecke durch einen Pflasterbelag ersetzt.
Die Bäume hätten zwar keine Schäden aufgewiesen, seien aber aufgrund der zu engen Baumgrube von nicht einmal einem Quadratmeter in der Versorgung geschädigt und nicht mehr vital genug, um den Anforderungen als Straßenbaum gerecht zu werden, sagt Fischer.
Die Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau e.V. fordere einen Wurzelraum von mindestens zwölf Kubikmetern, welcher mit einem Substrat, an das ganz bestimmte Anforderungen gestellt werden, verfüllt wird. Damit und mit dem zusätzlichen Einbau von Entlüftungsrohren könne dieser Wurzelraum auch wieder bis auf die bereits vorhandene Größe mit dem Stellplatz überbaut werden.
Da dieser Aufwand - es muss dabei bis in 1,5 Meter Tiefe ausgegraben werden - sehr aufwändig und damit auch teuer sei, kommt er laut Fischer nur für mittlere Baumgrube vor dem Haus Kunkel in Frage. Er schlägt als Ersatzpflanzung hier einen Stadtbaum aus der Versuchsreihe "Stadtgrün 2011" des Instituts Landespflege der LWG Veitshöchheim vor.