Die Bauinnung ist Ausdruck stolzer Handwerkstradition und sichert zugleich den Ausbildungsstand des Fachkräftenachwuchses. Als Interessenvertretung des mittelständischen Baugewerbes hingegen haben vor allem die kleinen Innungen an Schlagkraft verloren. Dies ist nun Anlass für den Zusammenschluss der Bauinnungen Würzburg, Kitzingen, Lohr/Marktheidenfeld und Miltenberg zur Bauinnung Mainfranken-Würzburg, die damit zur zweitgrößten Innung in ganz Bayern wird. Am Freitag, 31. März, wird die Vollversammlung über die Fusion entscheiden.
Als er vor sechs Jahren das Amt des Obermeisters in der Bauinnung Würzburg übernahm, wäre ein solcher Schritt noch unvorstellbar gewesen, sagt Ralf Stegmeier. Der Geschäftsführer der Röttinger Firma Trendbau zählt zur Riege junger Bauunternehmer, die verstanden haben, dass Abschottung heutzutage nur ins Abseits führen kann.
Dabei kooperiert die Würzburger Innung mit den Fusionspartnern schon seit vielen Jahren bei der Betriebsberatung, der überbetrieblichen Ausbildung und der Gesellenprüfung. Nur zum großen Schritt eines Zusammenschlusses konnte man sich bislang nicht entschließen.
Darunter leiden vor allem die kleineren Fachgruppen wie Estrichleger oder Kälte- und Schallschutzisolierer, die in den Innungen nicht selten Einzelkämpfer sind, sagt Innungsgeschäftsführer Manfred Dallner. Bundesweit ging die Zahl der Mitarbeiter im Bauhauptgewerbe zwischen 1995 und 2010 von 1,5 Millionen auf 700 000 zurück, so Dallner. Damit verschwanden auch viele Betriebe. Und der Boom, den die Branche seit den letzten fünf Jahren erlebt, habe vor allem zur weiteren Mechanisierung geführt, weniger zum Aufbau von Beschäftigung, weil inzwischen auch die Fachkräfte rar werden.
So gehören der Bauinnung Kitzingen gerade noch zwölf Betriebe an, in der Innung Lohr/Marktheidenfeld sind es 32 und in Miltenberg 24. Mit 70 Mitgliedsbetrieben bringt die Bauinnung Würzburg das größte Gewicht in die Fusion ein. Das liegt auch daran, weil sich die Innungen aus Ochsenfurt, Karlstadt und Gemünden bereits vor Jahrzehnten mit Würzburg zusammengeschlossen haben.
„Um bei einer sinkenden Zahl von Betrieben schlagkräftig zu bleiben, macht es Sinn, sich mit anderen zusammenzutun“, sagt auch Thomas Rank, Obermeister der Kitzinger Innung. Hinzu komme die Belastung durch immer mehr Bürokratie. „In Würzburg haben wir dafür eine Geschäftsstelle. Auf dem Land ist das eine One-Man-Show des Obermeisters und irgendwann nicht mehr leistbar“, so Rank.
Obermeister Ralf Stegmeier ist wichtig zu betonen, dass es sich nun nicht um einen Anschluss oder gar eine Übernahme handelt, sondern um eine Fusion auf Augenhöhe. Dem trägt auch der neue Name „Bauinnung Mainfranken“ Rechnung. Den Zusatz „Würzburg“ habe man lediglich gewählt, um die neue Innung überregional besser zu verorten.
Rund 70 Bauinnungen gibt es in Bayern noch. Mit knapp 138 Mitgliedbetrieben rückt die Bauinnung Mainfranken-Würzburg nach der Bauinnung München nun an den zweiten Platz in der Rangfolge, so Manfred Dallner. Mit rund 2000 Mitarbeitern und einer Lohnsumme von 60 Millionen Euro erwirtschaften die Innungsmitglieder pro Jahr einen Umsatz von rund 300 Millionen Euro. Eine Wirtschaftskraft, die der mainfränkischen Bauwirtschaft nicht nur gegenüber der Politik mehr Gewicht verleiht, sondern auch innerhalb der Wirtschaftsverbände.
Dass er als Würzburger Obermeister zugleich aussichtsreichster Aspirant auf den Vorsitz der Bauinnung Würzburg-Mainfranken ist, will Ralf Stegmeier nicht bestätigen. Das liege ganz in der Entscheidung der Innungsversammlung, die am Freitag tagt.