Dicke, schwarze Rauchwolken ziehen über die Straßen, Heuballen brennen. Trecker blockieren Autobahnen und Großlager von Supermärkten, rammen Polizeiwagen. Bauern bedrohen Politiker. Es herrscht Aufstand in den Niederlanden. Seit Wochen protestieren Landwirte gegen geplante Umweltauflagen. In der vergangenen Woche hatte ein Polizist bei Heerenveen sogar zur Schusswaffe gegriffen. Ein 16-Jähriger wurde nur knapp verfehlt.
Mehrere Hundert Landwirte demonstrierten in Unterfranken
Inzwischen haben die Proteste auch Deutschland erreicht. Landwirte solidarisieren sich mit ihren Kollegen im Nachbarland und hängen Transparente von Autobahnbrücken. So waren vergangene Woche, Donnerstag und Sonntag, nach Angaben von Dominik Herrmann, Landwirt aus Wolkshausen (Lkr. Würzburg) und Sprecher der Vereinigung "Landwirtschaft verbindet Bayern" auch in Unterfranken einige Hundert Landwirte zu Protesten unterwegs, unter anderem am Autobahnkreuz Biebelried (Lkr. Kitzingen). Droht in Deutschland eine ähnliche Eskalation wie in den Niederlanden?
"Dass der Protest bei uns so gewaltsam eskaliert, schließe ich absolut aus", sagt Dominik Herrmann. Bei Bauern-Demos habe es hierzulande immer einen guten Umgang zwischen Polizei und Landwirten gegeben. Allerdings stünden auch viele heimische Landwirte aufgrund der Umweltauflagen mit dem Rücken zur Wand.
Warum die Landwirte in den Niederlanden protestieren
Hintergrund der Proteste in den Niederlanden ist die intensive Viehzucht. Denn Vieh produziert Mist, der Ammoniak freisetzt, der wiederum in die Luft gelangt und gerade für Naturgebiete in hohen Konzentrationen schädlich ist. Seit mehr als 30 Jahren verstößt das Land gegen EU-Grenzwerte. Die Stickstoff-Konzentrationen in den Niederlanden sind weit höher als im Rest von Europa.
2019 ordnete das höchste Gericht im Nachbarland die Einhaltung der Grenzwerte an. Die Regierung legte nun einen Plan vor. Bis 2030 müssen die Emissionen im Durchschnitt um 50 Prozent reduziert werden, bei Naturgebieten sogar um mehr als 70 Prozent. 30 Prozent der Viehbetriebe in den Niederlanden droht damit das Aus. Ist Ähnliches auch in Deutschland denkbar?
Was Landwirte in Unterfranken fürchten
"Ja, uns wird es genauso treffen. Was in den Niederlanden jetzt beschlossen wird, steht uns genauso bevor!", schreibt die Vereinigung "Landwirtschaft verbindet Bayern" in ihrer Pressemitteilung. Ob Biodiversitätspläne, Flächenstilllegungen, Nationale Wasserstrategie oder die neue Düngeverordnung: Auch in Deutschland kämpften Landwirtinnen und Landwirte dafür, die heimische Bevölkerung weiter mit Nahrungsmitteln versorgen zu können.
Immer neue Umweltauflagen würden die heimische Produktion von Lebensmitteln einschränken, die Produktion ins Ausland verlagern, der Umwelt durch CO2-intensive Importe letztlich noch mehr schaden und den Hunger auf der Welt anheizen – und das in einer Situation, in der die Ukraine als weltweiter Weizen-Lieferant ausfalle.
Warum der Bauernverband die Angst der Landwirte nicht teilt
"Nein", sagt dagegen Stefan Köhler, Bezirkspräsident für Unterfranken beim Bayerischen Bauernverband. Man könne die Situation der Landwirte in den Niederlanden nicht mit der Situation der Landwirte in Deutschland vergleichen. "Ich teile nicht die Angst einiger Landwirte, dass die Politik hier in Deutschland die Landwirtschaft abwickeln will."
In den Niederlanden sei eine rote Linie überschritten worden. Dort gebe es aber auch ganz andere Probleme. Etwa die intensive Viehhaltung. Während dort der Tierbesatz bei etwa 3,8 Kühen pro Hektar liege, seien es in Unterfranken gerade einmal 0,3 Kühe pro Hektar.
Außerdem gebe es in Deutschland ganz andere Rechtsgrundlagen, die landwirtschaftliche Betriebe schützten. Gingen in Deutschland Umweltauflagen über die gesetzlichen Standards hinaus, etwa in Wasserschutzgebieten, würden Betriebe vom Wasserversorger finanziell entschädigt. Landwirte, die in Deutschland zusätzliche Umweltleistungen erbringen und auf wirtschaftlichen Ertrag verzichten, bekämen dafür Geld.
Trotzdem seien viele Landwirte hierzulande finanziell belastet. Etwa die Obstbauern, denen der Lebensmitteleinzelhandel zusetze, indem er günstigere Früchte aus dem Ausland anbiete. Oder die Schweinehalter, die mit niedrigen Preisen und mit ständig wechselnden Tierwohl-Vorgaben zu kämpfen hätten. Er sagt: "Europa muss schauen, wie es zur Ernährungssicherung beitragen kann, ohne beim Umweltschutz gleich eine Rolle rückwärts zu machen."
Was Grünen-Politikern Manuela Rottmann antwortet
Sie könne die Verunsicherung vieler Landwirte verstehen, sagt Manuela Rottmann, Parlamentarische Staatssekretärin im Bundeslandwirtschaftsministerium (Bündnis90/Die Grünen). Doch das eigentliche Problem, das sowohl die Landwirtschaft als auch die weltweite Ernährungssicherung bedrohe, sei doch die Übernutzung unserer Lebensgrundlagen. "Wir wissen nicht, wie die Ernte bei uns in Unterfranken in diesem Jahr ausfallen wird. Das sind keine Folgen des Krieges, sondern Folgen der großen Klimakrise." Temperaturen über 40 Grad, Dürren und Ernteausfälle auf dem indischen Kontinent, Wassersperren in Spanien, Portugal und Italien seien weitere Beispiele.
"Auch in Unterfranken haben wir eine dramatische Wasserkrise", sagt Manuela Rottmann. In der Region müsse man einen Weg finden, Landwirtschaft zu betreiben, obwohl es so trocken ist. Dafür müsse möglichst viel Wasser in den Böden gehalten werden. Landwirte müssten unabhängiger von Mineraldünger werden. "Jetzt zu sagen: Wir intensivieren bei uns die Produktion mit allen ökologischen Schäden, die das nach sich zieht, erscheint mir so, wie Feuer mit Benzin zu löschen", so Rottmann. Die Ökologisierung der Landwirtschaft sei die Antwort auf die Ernährungssicherung.
Mit Material von dpa
ich benötige kein Kg Fleisch für 5 Euro, keine Butter für 50 cent, keine milch für 90 cent ....
ich zahle gerne mehr für gute Nahrungsmittel. Und esse lieber wehnig Fleisch dafür aber wenn eine gute qualität.
Ich erwarte jedoch, dass man endlich mit den Umweltsauereien aufhört.
28mg NO3 im Trinkwasser ?
na welche Ausrede hätten wir wieder.
Es ist nie einer verantwortlich.
Ernteausfälle, warum ?
Es wird nach subventionskatalog die Kultur gewählt, nicht nach Boden und Klima
Alle landwirte die es noch immer nicht verstanden haben, machen es nur noch schlimmer.
Das subvensionslastige erzeugen von Nahrungsmitteln ist ekelhaft, unnütz und ungerecht.
Weg von Großbetrieben, hin zu selbstvermarktern.
PS: Lebensmittel haben nichts im Stromnetz zu suchen, schämt euch.
stehen wir im Prinzip alle - nur will es niemand wahrhaben.
Mit unserer Wirtschaftsweise "alles jetzt gleich, billig-billig-billig auf Teufel komm raus" haben wir uns in eine Sackgasse manövriert, aus der herauszukommen eine anspruchsvolle Angelegenheit werden wird.
Es wird niemandem etwas bringen (auf Kosten aller anderen Beteiligten) mit Gewalt aufzubegehren - wir müssen(!) uns besinnen auf das was wir wirklich brauchen und unseren Lebensgrundlagen auf Dauer zumuten können. Da sind alle gleichermaßen gefragt - allen voran unsere "Große Politik", die - möglichst auf Sachverständigenwissen gestützt - Wege aufzeigen, dabei vorangehen und endlich aufhören muss, nach der Pfeife der Lobbyisten zu tanzen.
Ich träume? OK, aber dann wird das wohl tatsächlich bös ausgehen. Spätestens für unsere Enkelgeneration.
Vor kurzem war überall noch die Rede vom "reichen, zukunftsfrohen Deutschland", bald könnten wir ein angehendes Armenhaus mit gefährlichen sozialen Spannungen sein.
Und: Sri Lanka hat´s probiert und was war die (absehbare) Folge? Hungersnot, Pleitewellen, Unruhen und Regierungssturz. Soll Deutschland und Europa den gleichen Fehler machen?
Es sei denn, Sie unterstellen Bundespräsident Steinmeier sowie den Regierungschefs Merkel und Scholz, diese hätten zig Millionen Volksvermögen in die eigene Tasche abgezweigt!
Und Ihrer abschätzigen Haltung den Grünen gegenüber sei folgendes angemerkt:
Wenn die Landwirtschaft selbst nicht einmal Grün und Nachhaltig denkt, dann sehe ich Schwarz, Blau und Braun.
Landwirtschaft ist Klimapositiv. Abgesehen von Forstwirtschaft (auch eine Form der Landwirtschaft) bekommt das keine andere Branche hin.
Aber Grün denken ist mehr, als von Fendt, Claas oder John Deere zu träumen 😀.
Kann mir jemand einen einzigen (ausßerland- und forstwirschaftlichen) Betrieb in ganz Deutschland zeigen, der das in Punkto Nachhaltigkeit toppt?
Wie kommen Sie zu der Aussage? Bei Konventioneller Landwirtschaft ist das nur sehr schwer vorstellbar mit dem massenhaften Einsatz von Dünger, Pestiziden und Antibiotika... Die mit Sicherheit alles andere als Klimaneutral in der Herrstellung sind. (+ Transport)
(Bei Antibiotika laufen wir dabei vermutlich bald in die nächste Pandemie, da man in der Landwirtschaft frühlich in massen vorsorglich sogar Reserveantibiotika einsetzt.)
https://www.tagesschau.de/ausland/europa/reserveantibiotika-tiermast-101.html
Unsere Pflanzen binden (wenn man sie gescheit wachsen lässt und sie nicht krank verkümmern müssen) massenhaft CO2 aus der Atmosphäre. Weit mehr, als in der gesamten Branche durch den Betrieb der Fahrzeuge, die Düngerproduktion und die Tierhaltung an THG emittiert werden.
(Man versucht gerne, uns das abzuerkennen, da ja die in den Ernten gebundenen C- Mengen großteils wieder in die Atmosphäre gelangen, wenn sie verzehrt und anschließend verstoffwechselt werden. Aber das geht eindeutig auf das Konto der Verbraucher. )
Und Konventionell ist tatsächlich sogar besser für´s Klima, als Bio.
Klingt erst mal merkwürdig, ist aber so.
Analog zu den in Bio nur etwa halben Erntemengen pro ha findet auch nur der halbe Aufwuchs, also die halbe Photosyntheseleistung statt.
Dennoch muss mehr Bodenbearbeitung (Dieselverbrauch) betrieben werden.
Und: Bio braucht doppelt so viel Fläche. Da es keine freien gibt, brennt dann Regenwald zur Schaffung von Plantagen.
das stimmt. Relativiert sich aber, wenn man berücksichtigt, dass man zur Erzeugung von 1 kg Fleisch je nachdem ca. 5 - 10 kg Pflanzenmasse verfüttern muss, ca. 20 % der Tiere beim Abdecker landen statt im Schlachthof und wir ca. 30 % unserer Nahrungsmittel in die Tonne treten. Gleichzeitig werden Unmengen ungesunder "Kalorienbomben" eingeworfen, was dazu führt, dass Übergewicht und damit verbundene Probleme in den Industrieländern weiter auf dem Vormarsch sind.
Ich gebe Ihnen Recht, dass die Lage schwierig ist und man da nur schwer wieder rauskommen kann, es ist aber mMn völlig klar, dass es so nicht (lange) weitergehen kann, wenn die Menschheit eine (lebenswerte) Zukunft auf diesem Planeten haben will. Und das wird definitiv nur nachhaltig gehen, sonst ist hier bald Schicht im Schacht für homo "sapiens".
Schon mal Erzeuger oder Schlachthöfe gefragt?
ich hab auch die Antworten gelesen, die Herr Knoblach von der Bayerischen Staatsregierung gekriegt hat. Oder meinen Sie, die hat ihn angelogen? Und woher sollen die Schlachthofbetreiber wissen, wieviele Tiere NICHT bei ihnen ankommen? Ein Stimmungsbild, was die Erzeuger meinen, finden Sie z. B. hier: https://www.agrarheute.com/management/betriebsfuehrung/wert-fleisch-bauern-wollen-faire-preise-572000
Uns geht es noch viel zu gut, so dass wir uns diese Arroganz gegenüber den Lebensgrundlagen und unseren Mitgeschöpfen leisten können. Was meinen Sie, wie lange das noch gut geht? Wer wird es ausbaden "dürfen"? Unsere Kinder? Unsere Enkel? Den Kopf in den Sand zu stecken und "weiter so!" zu machen kann ja wohl (erst recht) nicht die Lösung sein.
Also alles andere als grundlos, wenn mal gejammert wird.
MENSCHEN, die unsere Pflanzen bewusst (ver)hungern lassen, werden selbst die Not ernten. Eine Frage nur kürzester zeitlicher Verläufe - Erfahrungen die gescheiterte Hochkulturen schon dereinst zuhauf in der Vergangenheit machen mussten. Beim Hunger angekommenen, kippen sämtliche Wertmassstäbe einer Gesellschaft; ich jedenfalls sehne mich nicht nach solchen Zuständen.
Es stellt auch wahrlich kein Naturgesetz der, dass es uns Deutschen immer gut gehen muss. Warum also einen bewusst forcierten Ritt auf der Rasierklinge wagen?
Übersetzte Bäuche setzen sich damit leider heute (noch) nicht ernsthaft auseinander..