
Den Bauern im Landkreis reicht es. Die meisten Landwirte sind laut Kreisobmann Jürgen Dierauff bereit, mehr Tierwohl im Stall umzusetzen. Die Art und Weise jedoch, mit der Lebensmitteldiscounter vorgehen, könnte manchem Betrieb die Existenz kosten. Deshalb gab es am Freitag eine Protestaktion vor dem Aldi-Markt in Uffenheim.Gut 20 Landwirte und Vertreter landwirtschaftlicher Verbände waren nach Uffenheim gekommen, um auf dem Parkplatz vor dem Discounter ihren Unmut kundzutun. Das war ihnen zugestanden worden, aber der Marktleiter stand für Diskussionen nicht zur Verfügung.
Was den Landwirten aufstößt: "Vollmundig und mit großen Anzeigen kündigt der Lebensmitteldiscounter aktuell einen Haltungswechsel für mehr Tierwohl an." Frischfleisch solle demnach bei diesem Discounter bis 2030 nur noch aus den Haltungsformen 3 und 4 kommen, sprich aus einer Tierhaltung, bei der die Tiere mindestens 40 beziehungsweise 100 Prozent mehr Platz als gesetzlich geregelt ist, haben. Zudem muss es einen ständigen Zugang zum "Außenklimabereich" geben oder Freilandhaltung sein. Auch sei angekündigt worden, dass bei Eigenmarken des Discounters keine Frischmilch mehr aus der Haltungsform 1 (reine Stallhaltung) verkauft werden soll.
Jürgen Dierauff: Zu geringe Zuschläge
Der Handelskonzern stelle Bauern damit vor vollendete Tatsachen und gefährde die regionale Landwirtschaft. "Die meisten Landwirte im Landkreis sind bereit, mehr Tierwohl im Stall umzusetzen und in eine höhere Haltungsform zu gehen", weiß der Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbands Jürgen Dierauff. Als Zuschlag für die Haltungsform 2, unter anderem geht es da um mehr Platz für die Tiere, gebe es aber leider nur 1,2 Cent pro Liter Milch und 5,28 Cent pro Kilogramm Schweinefleisch. "Das ist zu gering", ärgert sich Dierauff. Jetzt versuche der Discounter die Landwirte durch die Auslistung zu erpressen und sie auf ihren Kosten sitzen zu lassen.
Damit die Landwirte nicht falsch verstanden werden, erklärte Dierauff, dass man es durchaus begrüße, Fleisch und Milch nach Haltungsformen zu kennzeichnen. Man fordere dann aber auch die Kennzeichnung nach Herkunftsland.Einzelne Handelshäuser würden bereits mit Landwirten Verträge mit der Haltungsform 3 machen. Diese würden realistische Aufschläge für Tierwohl und Preisuntergrenzen für das Kilogramm Fleisch enthalten. Solches würde der Bauernverband auch bei der Milch begrüßen.
In teuren Anzeigen werde behauptet, dass Tierwohl eine Frage der Haltung sei, sagt Dierauff. "Vor allem ist Tierwohl aber eine Frage der Umsetzbarkeit und des Geldes." Zu einem Haltungswechsel gehöre nämlich auch ein Ende der Niedrigpreise, verdeutlichte der Kreisobmann.
Erhard Wolf: Irgendwann keine Lebensmittel mehr aus Deutschland
Kreisbäuerin Renate Ixmeier kritisiert, dass Ware angeboten werde, die im Ausland zu ganz anderen Bedingungen produziert werde. Zudem werde verarbeitete Ware verkauft, gleichzeitig werde von Frischfleisch gesprochen. Vom Bundesverband Deutscher Milchviehhalter ärgert sich Jochen Schönleben darüber, dass Erhöhungen zugesagt werden, dann aber wieder der Standardpreis bezahlt werde. Sein Kollege Erhard Wolf befürchtet, dass es irgendwann keine Lebensmittel mehr aus Deutschland geben werde.
Thomas Frieß kann nicht verstehen, dass der Lebensmitteleinzelhandel den Preis nach unten weitergebe. Beim Benzin müsse doch auch der Verbraucher mehr bezahlen. Ware aus dem Ausland bestimme bei uns den Preis. "Wir brauchen ein Bekenntnis zu Ware aus Deutschland, aus Bayern", fordert deshalb Michael Weber.