Ein Jahr in Verzug ist die Ochsenfurter Fernwärmeversorgung (FWO) mit dem Bau eines Blockheizkraftwerkes (BHKW). Ein eigenes Kraftwerk wird nötig, um die Kunden in der Ochsenfurter Altstadt weiterhin mit Wärme zu versorgen. Denn der Wärmeliefervertrag mit der Südzucker AG endet zum 31. Dezember 2016.
Trotzdem brauchen sich die Ochsenfurter keine Sorgen zu machen, dass sie im kommenden Winter frieren müssen. Südzucker will die Zeit bis zum Bau eines eigenen Blockheizkraftwerks überbrücken.
Knapp drei Millionen Euro will die Fernwärmeversorgung Ochsenfurt GmbH in ein erdgasbetriebenes BHKW investieren. „Das ist die günstigste Variante“, sagt Thomas Merker, Geschäftsführer der Gasversorgung Unterfranken, die gemeinsam mit der Stadt jeweils die Hälfte der FWO-Anteile hält.
Die Südzucker AG war aus der GmbH ausgeschieden. In die Konzeption des BHKW war auch die Agenda-Arbeitsgruppe mit einbezogen. Spätestens zur Heizperiode 2018 soll das neue Kraftwerk in Betrieb gehen.
Eigentlich sollten die Planungen für den Bau des Blockheizkraftwerkes längst weiter fortgeschritten sein. Der Verzug komme dadurch zustande, dass lange Zeit unklar war, ob die Südzucker AG der FWO ein passendes Grundstück verkaufen wird. Die Stadt favorisiert eine Fläche östlich der ehemaligen Mälzerei, auf einem Acker, der bisher noch zur Zuckerfabrik gehört.
Die Stadt möchte damit auch die Lücke zwischen der Fabrikstraße und der eigens für den Bau der neuen Mainbrücke errichteten Behelfsstraße schließen. Ende Juli sollte der Grundstückskauf über die Bühne gehen. Mündlich habe die Südzucker AG ihr Einverständnis bereits signalisiert, so Bürgermeister Peter Juks.
„Der zeitliche Verzug tut den Kunden nicht weh“, sagt Bürgermeister Peter Juks. Denn im Moment sei der Fernwärmepreis äußert günstig. Aber das werde sich ändern, wenn das erdgasbetriebene Kraftwerk ans Netz geht. „Dann wird der Wärmepreis sicher teurer werden“, so Juks. Das neue BHKW soll so dimensioniert werden, dass mehr als die derzeit 244 Abnehmer angeschlossen werden können.
Nächstes Jahr sollen alle Kunden auch neue Verträge bekommen. Wer unterzeichnet, wird beliefert. Die neuen Verträge seien nötig, um die Finanzierung des zwischen 2,5 und 3 Millionen Euro teuren Kraftwerks abzusichern. „Damit steht auch fest, dass es in den nächsten zehn Jahren keine Gewinnausschüttung an die Gesellschafter geben wird“, stellte Juks klar.
Noch immer im Clinch liegt die Gesellschaft mit der Interessengemeinschaft der Fernwärmenutzer Ochsenfurt (INFO). Ende April haben sich auf Anregung von SPD-Stadtrat Volkmar Halbleib die beiden Gesellschafter mit Vertretern der Initiative getroffen, um die bestehenden Differenzen auszuräumen. Vor allem wollten die Gesellschafter Kritik an der FWO ausräumen.
Die Bürgerinitiative bemängelte unter anderem, dass der Preis, für den die FWO die Anteile der Südzucker zurückgenommen hat, zu hoch gewesen sei, und dass die Gasversorgung Unterfranken als Gaslieferant und Mitgesellschafter gleich doppelt an der Fernwärme verdiene. Eine gemeinsame Erklärung sollte nach diesem Treffen verfasst werden; ein Manifest, das einerseits den Fernwärmenutzern mehr Informationen und die Gründung eines Kundenbeirats in Aussicht stellt.
Andererseits sollten die Sprecher der Interessensvertretung zu allem „Ja und Amen sagen“, wie Klaus-Jürgen Müller auf Nachfrage mitteilt. Den Wortlauf dieser Erklärung habe die FWO diktiert.
Nach dem ersten Entwurf für diese gemeinsame Erklärung folgte ein langer Schriftverkehr zwischen der FWO und den Sprechern der Fernwärmenutzer. Schließlich hat der Verwaltungsrat der FWO beschlossen, auf eine gemeinsame Erklärung zu verzichten. „Gleichermaßen signalisiert der Verwaltungsrat, dass der von der FWO angebotene Kundenbeirat weiter angestrebt wird. Eine Realisierung unter den heutigen Vorzeichen scheint allerdings nicht umsetzbar“, heißt es in einer E-Mail von Thomas Merker an Klaus-Jürgen Müller.
„Wir wollen den Kundenbeirat nach wie vor“, betont Merker. „Aber unter gewissen Spielregeln.“ Ganz oben stehe dabei Vertrauen – und die Voraussetzung dafür sehe er im gegenwärtigen Verhältnis zwischen der FWO und der INFO nicht gegeben. „Damit das funktioniert, muss die Basis funktionieren“, stellt auch Bürgermeister Juks fest.