
Viele junge Menschen lebten in den 70er Jahren den Traum von Freiheit und Unabhängigkeit. Ein Leben als Künstler schien dafür der beste Weg zu sein. Für viele blieb es ein Traum, ein paar wenige schafften es. Wie der Würzburger Wolfgang Salomon, der in 70ern mit seiner Band „Munju“ erfolgreich war.
Munjus Erfolg war aber keiner, der sich in riesigen Gagen oder Schallplattenverkäufen niederschlug. Die Band bewegte sich in einem musikalischen Umfeld, das seinerzeit mit Begriffen wie Underground, Progressive Rock oder Jazzrock umschrieben wurde. Man machte Musik, weil man sich hier abseits von Konventionen und Klischees ausdrücken konnte und ein Stück weit Freiheit und Unabhängigkeit genießen konnte.
Wolfgang Salomons Musikerlaufbahn begann ganz konventionell. Ende der 60er Jahre spielte er mit dem Gitarristen Bernhard Potschka (der später bei Nina Hagen und Spliff bekannt wurde) in der Pfarrei Unsere Liebe Frau in Gospelgottesdiensten. Doch Salomon hielt sich damit nicht lange auf und experimentierte lieber mit dem Trio „Ugly Songs“, das moderne Lyrik mit experimenteller Musik kombinierte.
Wenig später riefen Salomon und Potschka „Pozzokko“ ins Leben, bei denen zunächst auch der spätere Munju-Drummer Thomas Römer mitwirkte. Sänger war Emmerich Böhm und man spielte Rocksongs von Steamhammer, den Doors oder Spooky Tooth. Bei einschlägigen Beat-Partys erfreute sich „Pozzokko“ großer Beliebtheit. Aber 1972 war auch schon wieder Feierabend – wegen finanzieller Probleme.
Es war die Zeit, als man auf der Straße noch wegen langer Haare angepöbelt wurde und es deutliche Ressentiments gegen „Gammler“ und „Hippies“ gab. Es war aber auch eine Zeit des Aufbruchs, „das hat man sogar in Würzburg gemerkt“, blickt Salomon zurück: „Wir haben gemerkt, wir können was machen“.
Und Wolfgang Salomon wollte „was machen“. Bei Sessions und Konzerten traf man sich damals in Würzburg, spielte mal mit diesem mal mit jenem Musiker, denn eigentlich wollte man sich nicht auf eine feste Band festlegen. Doch bei Bassist Salomon und Schlagzeuger Thomas Römer, die inzwischen den Saxophonisten Jürgen Benz kennengelernt hatten, wuchs der Wunsch nach einem längerfristigen Projekt. Zu ihnen stieß der Gitarrist Dieter Kaudel und nach mehreren Auftritten in Jazzclubs und Jugendzentren entstand 1974 die Band Munju. 1976/77 gab Salomon, der vorher nicht gezielt auf eine Musikerkarriere hinsteuerte, sein Studium (Sozialwesen und Sonderpädagogik) auf und war nun Profimusiker.
Munju war so etwas wie eine Band in Selbstverwaltung. Alles wurde selbst organisiert: Grafik für Plakate, Büroarbeiten, Management, Auftritte buchen. Bald gab es Konzerte im renommierten Frankfurter Jazzkeller oder im berühmten domicile in München. Munju spielte bei vielen großen alternativen Festivals, wo man andere Bands traf, sich austauschte und gegenseitig half. So war das damals: „Wir waren eine Parallelwelt zum knallharten Business“ erklärt Salomon. „Das ging auch Hand in Hand mit der Entwicklung der Grünen-Partei“, so seine Erkenntnis, „auch wenn sich kaum jemand bewusst war, dass wir etwas Besonderes machten“. Man wollte das Gute, denn man kannte die schlechten Alternativen.
Wie beispielsweise die Knebelverträge von Plattenfirmen. „Wir wollten nicht als No-Name-Band in den Papierkörben der Plattenindustrie landen“, erklärt Salomon. Deshalb gründeten Munju und andere Bands das Label April, das später in Schneeball umbenannt wurde. Alle Bands waren dabei verpflichtet, bei ihren Auftritten die Schallplatten der anderen Kollegen mitzuverkaufen.
Vier Schallplatten hat Munju zwischen 1977 und 1984 produziert. „Highspeed Kindergarten“ hieß die erste und wurde praktisch live im Studio aufgenommen. „Moon You“ folgte 1978. In den 80er Jahren folgten dann noch „Brot und Spiele“ sowie „Le Perfectionniste“. Live war Munju quer durch Europa unterwegs und spulte tausende von Kilometern im eigenen Bandbus ab. 100 Konzerte im Jahr waren keine Seltenheit – Deutschland, Österreich, Holland, aber auch Spanien und Italien wurden dabei bereist.
1986 verließ Gitarrist Kaudel die Band. Im gleichen Jahr komponierte Munju zusammen mit dem Würzburger Keyboarder Burkard Schmidl die Musik für eine „Faust“-Ballett am Würzburger Theater. Nach einer Tour durch Deutschland und Frankreich war die Munju-Story dann zu Ende.
Wolfgang Salomon aber blieb als Musiker und Komponist aktiv. er schrieb zahlreiche Theatermusiken - für große Bühnen ebenso wie für das Theater am Neunerplatz, dem er noch heute verbunden ist. In ein paar Tagen reist er nach Spanien, wo am 15. Dezember zu seiner Musik das Ballett „Der Zauberer von Oz“ Premiere hat.