Luises Fisch hat bunte Streifen und auch ein paar rote Kleckse. „Das hätten Herzchen werden sollen“, erklärt die Siebenjährige. Doch mit dem groben Pinsel haute das nicht so richtig hin. Egal, das Meerbild mit Fisch, das Luise heute im Kunsthaus K.L.E.K.S. im Würzburger Stadtteil Grombühl mit ein wenig Hilfe von Paulina Dmitrijeva malte, sieht am Ende toll aus. „Luise malt inzwischen richtig gut“, findet auch K.L.E.K.S.-Initiator Peter Baumann.
Seit einem knappen Jahr ist das Kunsthaus offiziell eröffnet. Seitdem entstehen an drei Tagen in der Woche Bilder, es wird mit Holz gewerkelt, genäht und an spannenden Zirkusnummern gearbeitet. Zehn Ehrenamtliche bieten die Kurse kostenlos für Kinder an. Paulina Dmitrijeva ist eine von ihnen.
Sie wohnt in Grombühl, gar nicht weit weg vom K.L.E.K.S., sagt die 37-Jährige, die sich seit einem halben Jahr für das Projekt engagiert. Mit Paulina Dmitrijeva hat das K.L.E.K.S.-Team eine ausgesprochene Expertin gewonnen: Die Mutter eines zehn Monate alten Kindes war an einer Moskauer Kunsthochschule Professorin für Malerei. Ihr Wissen nun ehrenamtlich an Kinder weiterzugeben, macht ihr großen Spaß: „Im Gegenzug lerne ich die deutsche Sprache besser sprechen.“
„Ich hatte schon länger
das Gefühl, dass
ich mich irgendwo engagieren sollte.“
Gegen Ende des Jahres werden die Bilder von Luise und den anderen Kindern bei einer Ausstellung zu sehen sein, kündigt Peter Baumann an. Der Vorstand des Vereins K.L.E.K.S., vielen Würzburgern auch bekannt als „Clown Batschu“, ist täglich mit dem Kunst- und Kulturhaus befasst: „Für sicherlich mindestens zwei Stunden.“ Aberhunderte von Stunden investierten er und die anderen „K.L.E.K.S.ler“ 2012 in die Umgestaltung der zur Ruine verkommenen Schreinerei in Grombühl in ein Kinderkunsthaus: „Wir investierten um die 95 000 Euro.“ Was die ehrenamtlichen Arbeitsstunden anbelangt, habe er bei 5000 aufgehört zu zählen.
Noch mehr kreative Ehrenamtliche für die Jungs und Mädchen aus Grombühl und den anderen Würzburger Stadtteilen zu gewinnen, ist Peter Baumanns Ziel für die kommenden Monate. Leicht sei das nicht: „Viele, die am Anfang dabei waren, sprangen irgendwann wieder ab. Denn es ist einfach viel Arbeit.“
Julia Schmidt ist seit zwei Monaten bei K.L.E.K.S. Sie engagiert sich neben ihrem Masterstudium der Politologie und Soziologie. Gerade arbeitet sie mit den Kindern in der offenen Holzwerkstatt an einer baumähnlichen Garderobe. „Eigentlich habe ich von Holzarbeiten wenig Ahnung“, lacht die Studentin. Doch Andreas Zehnder, ausgebildeter Kunsttherapeut und von Anfang an ehrenamtlich bei K.L.E.K.S. engagiert, zeigt ihr, wie?s geht, damit sie den Kindern helfen kann.
Das Engagement bei K.L.E.K.S. ist Julia Schmidts Premiere in Sachen Ehrenamt: „Ich hatte schon länger das Gefühl, dass ich mich irgendwo engagieren sollte. So ging ich zum Treffpunkt Ehrenamt des Arbeiter-Samariter-Bundes. Dort wurde ich super beraten.“ Auch Schmidt profitiert davon, dass sie den Kindern zwei Stunden Zeit pro Woche schenkt. Danach habe sie den Kopf frei fürs Studium. Derzeit zum Beispiel für eine Hausarbeit über die Frage, wie sich soziale Systeme wandeln können.
Enkaustik-Künstlerin Marlene Stadelhofer hat ihr K.L.E.K.S.-Engagement den Rita-Schwestern zu verdanken: „Ich war dort bei einem Tag der offenen Tür. Da hieß es, dass man seine Talente teilen soll.“ Die 69-Jährige, die zuletzt für das Blindeninstitut arbeitete, nahm sich diesen Satz zu Herzen. Nun weckt sie in Kindern das Talent, mit Bienenwachsstiften und einem heißen Bügeleisen wunderschöne Werke mit 3D-Effekt zu zaubern. Peter Baumann möchte das Kunsthaus gern an vier Tagen pro Woche öffnen, so dass noch mehr Kunstsparten angeboten werden können. Allerdings ist er dafür nicht nur auf weitere Ehrenamtliche, sondern auch auf Sponsoren angewiesen.