Attraktivere Erholungszonen, Stadtumbau West, Hotel und Veranstaltungshalle – Wünsche und Pläne für Bereiche entlang des südlichen Mainufers gibt es genügend. Doch die Stadt Ochsenfurt war bislang nicht richtig handlungsfähig, weil – und das ist nur wenigen bekannt – die Flächen gar nicht ihr gehören, sondern im Prinzip dem Freistaat Bayern, genauer gesagt der „Bayern Hafen“.
Eine Lösung scheint aber in Sicht. Die seit einigen Jahren geübte Praxis des Freistaats, immobiles Tafelsilber zu veräußern, könnte der Stadt zugute kommen. Die „Bayern Hafen“ will ihre Flächen in Ochsenfurt verkaufen. Seit einem knappen Jahr laufen Verhandlungen, bestätigt Bürgermeister Peter Juks. Wenn es zu einem Abschluss komme, wären etliche Veränderungen möglich, die die Stadtentwicklung und den Tourismus voranbringen würden.
Es sind beträchtliche Flächen, regelrechte Filetstücke, die die Hafenverwaltung los werden möchte und an denen die Stadt großes Interesse hat: der Frachthafen, die Bootshäfen der „Seglerjungen“ und des ADAC-Bootsclubs, der Festplatz, Parkplätze und die Dr. Martin-Oechsner-Anlage. Praktisch alles von der Thierbachmündung bis zur Neuen Mainbrücke steht zum Verkauf. Dazu kommt die Mainländebahn in voller Länge von der Abzweigung am Bahnhof bis hinunter zum ehemaligen Maintanklager.
Die beiden Bootsclubs seien schon darauf angesprochen worden, die von ihnen genutzten Bereiche selbst zu erwerben. Das Teilstück am Frachthafen, der auf jeden Fall bleibe, soll das städtische Kommunalunternehmen übernehmen.
Für die Mainländebahn gäbe es eine sprichwörtlich einschneidende Veränderung: Sie würde gekappt. Erhalten blieben nur die Gleisanlagen, die die Zuckerfabrik benötigt, also bis vor den Übergang der Jahnstraße. Für den unteren Abschnitt gebe es keine wirtschaftliche Perspektive mehr, sagte Juks. Gespräche mit den potenziellen Nutzern hätten ergeben, dass sich kein weiterer Bedarf an der Schiene abzeichne und auch kein Interesse am Erhalt bestehe.
Der letzte Getreidetransport von der BayWa fand im Sommer 2011 statt. Im Januar 2012 wurde das Teilstück unterhalb des Flockenwerks wegen Schäden gesperrt. Die Mainländebahn bedeutet schon lange eine finanzielle Belastung. Das Kommunalunternehmen Stadtwerke Ochsenfurt (KSO) hat sie von „Bayern Hafen“ für rund 30 000 Euro im Jahr gepachtet und erhebt seinerseits von den Nutzern eine Gebühr, die sich nach der Anzahl der Wagenachsen bemisst. Die Gebühr kann aber das Defizit nicht im entferntesten ausgleichen. Zudem stünde für die betriebsfähige Erhaltung ein Investitionsvolumen von 400 000 Euro an.
In Anbetracht der zu erwartenden Entwicklungen wurde der Pachtvertrag nicht mehr wie üblich um fünf, sondern nur noch um ein Jahr verlängert – bis zum 30. Juni 2016. Der Abschnitt unterhalb der Neuen Mainbrücke soll stillgelegt und auf der Trasse eine Promenade an der Stadtmauer von der Jahnstraße bis zur Floßhafenstraße geschaffen werden. Für die dauernde Einstellung des Betriebs ist übrigens das gleiche aufwendige Verfahren durch das Eisenbahn-Bundesamt nötig wie bei einer öffentlichen Bahn. Den oberen Teil der Trasse soll die Südzucker AG erwerben, für die der Gleisanschluss wichtig ist.
Mit dem Abschluss des Grundstücksgeschäfts bekäme die beabsichtigte Umgestaltung im Bereich des ehemaligen Flockenwerks und des Bauhofs einen Anschub. Dort möchte ein Investor ein Hotel und eine Veranstaltungshalle verwirklichen und den Festplatz überdachen. Hierzu sagt Juks: „Die Stadt kann nur verhandeln, wenn sie die Hand drauf hat.“ Das könnte bald der Fall sein. Über den Preis, den die Stadt dem Freistaat zahlen würde, sei man sich inzwischen einig. Dem Stadtrat wurde bereits empfohlen, dem Kontrakt zwischen Stadt und KSO einerseits und Bayern Hafen anderseits zuzustimmen. Weitere Beratungen und Entscheidungen des Gremiums zu dem Thema folgen noch.
Was die Bahn angeht, sieht man sowas als Befürworter zwar nur schweren Herzens ein, aber eine "1:1-Bahn" ist eben kein Spielzeug, sondern kostet Geld. Und wenn die Nachfrage nach (sozusagen überregionaler) Transportkapazität nicht da ist und auch (langfristig/ über eine Änderung der politischen Rahmenbedingungen) nicht geschaffen werden kann, müsste sich jemand finden, der für die Streckenerhaltung den Unterhalt bezahlt. Allerdings wünschte ich, die Entscheidung möge auch bei (anderen) kostenträchtigen (Prestige-)Projekten ausschließlich nach sachlichen Kriterien gefällt werden...