Wenn Thomas Feierabend von Oldtimern spricht, erscheint dieses Leuchten in seinen Augen. BMW 328, Fiat Balilla oder Porsche 356, immer ist dieses Leuchten da. Mag sein, dass diese Augen immer so strahlen. Könnte sich aber auch um Leidenschaft handeln.
Leidenschaft ist überhaupt der Anfang von allem. Ende der 1950er-Jahre arbeitet Helmut Feierabend als Kunstschmied in Würzburg. Er restauriert barocke Fenstergitter für die Residenz, arbeitet in Kirchen an Tabernakeln und Sakramentshäusern. Und begegnet irgendwann dem Studenten Hubertus Wolf, der an den Wochenenden mit einem schrottreifen Fiat 508 von 1934 durch die Würzburger Straßen flitzt. „Das Auto muss etwas tief im Innersten meines Vaters berührt haben“, sagt Sohn Thomas heute. Feierabend verliebt sich jedenfalls auf der Stelle in dieses Automobil, dessen Beiname „Balilla“ auf den italienischen Revolutionär Giovan Battista Perasso zurückgeht. Er macht dem Besitzer ein Angebot – doch der lehnt ab.
Die Geburtsstunde
Der Sohn des Firmengründers ist ein sehr angenehmer Gesprächspartner. Höflich und zugewandt plaudert der 49-Jährige, der die Firma noch vor dem Tod des Vaters 2008 übernommen hatte, gerne und viel aus der Firmengeschichte. Nicht nur, dass der Senior damals nicht aufgegeben habe und der Balilla schließlich eines schönen Tages doch noch für 400 Mark seinen Besitzer wechselte und damit „die Geburtsstunde der Feierabend GmbH in Würzburg“ stattfand. Auch davon, wie es der Vater ohne Vorkenntnisse, allein mit seiner handwerklichen Expertise geschafft habe, den Balilla komplett neu aufzubauen. Wie er dabei immer wieder improvisieren und Teile selbst bauen musste, wie darüber die ersten Liebhaber klassischer Automobile auf ihn aufmerksam wurden. „Er hat sich das alles von der Pike auf selbst beigebracht, praktisch ohne Vorbilder und ohne die aktuellen technischen Möglichkeiten. Davon bin ich noch immer tief beeindruckt.“
Inzwischen ist die Würzburger Feierabend GmbH bei Oldtimerfans und -spezialisten auf der ganzen Welt ein fester Begriff. „Zu unserem Hauptmodell hat sich im Laufe der Jahrzehnte der BMW 328 entwickelt“, erzählt Thomas Feierabend. Für dieses Modell, von dem BMW zwischen 1936 und 1940 insgesamt 464 Stück gebaut hat, gilt Feierabend heute weltweit als „der Spezialist“. „Der 328 wurde damals von BMW als Rennsportwagen entwickelt und gewann gleich alles, was es damals zu gewinnen gab“, schwärmt der 49-Jährige beim Gang durch die Werkstatt. „Von den 464 gebauten Exemplaren gingen mittlerweile schon über 100 durch unsere Hände – viele davon mehrfach.“ Auch in Amerika sind die im thüringischen Eisenach gebauten Roadster heute sehr begehrt. Für Feierabend ist dies ein wichtiger Markt. „Wenn in Übersee ein Fachmann einen 328 begutachtet, erkennt er sofort, ob der Wagen schon einmal bei uns war“, so der Geschäftsführer.
Patina ist wichtig
Dabei geht es für den Spezialisten nicht darum, den Wagen „wie neu“ erscheinen zu lassen. „Der Begriff der Patina ist in der Oldtimerszene schon seit Jahren sehr wichtig. Es geht im Grunde darum, die Authentizität und den Charakter des Wagens zu erhalten.“ Ist der durch zu starken Verschleiß oder auch durch eine „Überrestaurierung“ erst einmal vernichtet, lässt er sich selbst mit größtmöglichem Aufwand nicht wieder herstellen. „Patina steht eigentlich für nachvollziehbare Vergänglichkeit, für ein Bewahren zum Anfassen und auch für unmittelbar erlebbare Geschichte“, formuliert Thomas Feierabend. Aktuell bearbeiten die Würzburger Oldtimer-Perfektionisten einen ganz speziellen Auftrag. Der BMW 328 wurde Anfang 2016 von einem chilenischen Geschäftsmann per Container über den großen Teich verschickt. „Eigentlich wollte er nur einen Kundendienst durchführen lassen und den Wagen in der korrekten Farbe lackiert haben“, erzählt der Unternehmer. Bereits der Vorbesitzer war Kunde in Würzburg, viele Teile hatten schon in der Vergangenheit ihren Weg über den Atlantik genommen. „Als der Container geöffnet wurde, hatte ich schon das Gefühl, dass da etwas nicht stimmt.
“ Die sogenannte „BMW-Niere“, der zweigeteilte, für die Marke so charakteristische Kühlergrill, war leicht verzogen, bei genauerer Durchsicht traten noch weitere Mängel zutage. „An diesem Punkt kommt dann das Wichtigste überhaupt in der Beziehung zu unseren Kunden zum Tragen: Vertrauen.“ Die von Feierabend über die Jahre gelieferten Teile waren zwar handwerklich gut, aber ohne spezielle Detailkenntnisse in Südamerika montiert worden. Dadurch waren Folgeschäden entstanden, die den Wert des Fahrzeugs erheblich minderten. „Für uns steht dann im Vordergrund, den Kunden auf diese Mängel ehrlich hinzuweisen“, so Feierabend, „verbunden mit der Frage: sollen wir den Wagen nur aufhübschen, oder will der Besitzer ihn wieder im bestmöglichen Zustand zurück?“ Der Kunde entschied sich für Letzteres. Die Teile des Wagens sind quer über die Halle verteilt. Der Stahlrahmen ist bereits fertig zum Grundieren. Das bei der damals gebräuchlichen Gemischtbauweise typische Holzgerüst, das noch aus dem Kutschenbau kommt und zwischen Rahmen und Blechkarosserie verbaut wurde, ist gerade zum Ausbessern beim Schreiner. „Da müssen dann ganz viele einzelne Arbeitsschritte und Gewerke koordiniert werden“, erklärt Feierabend. „Wenn weiterhin alles gut läuft, ist der Wagen gegen Ende dieses Jahres wieder fertig für die Schiffspassage.“
Understatement ist wichtig
Für den Kfz-Meister ist der Oldtimermarkt nach wie vor kein Markt für reine Spekulanten. Obwohl die Preise schon seit ungefähr zehn Jahren „durch die Decke“ gingen, stehe auch bei den Kunden „die Liebe zum Automobil“ im Vordergrund. „Natürlich geht es da auch um sehr hohe Summen, man muss sich das leisten können“, sagt Feierabend. Wie hoch die Summen denn genau sind, will er aber nicht verraten. „In der Szene ist Understatement sehr wichtig“, sagt er mit feinem Lächeln. Und da ist es wieder, dieses Leuchten.
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Feierabend GmbH
Firma: Feierabend GmbH
Standort: Wilhelm-Wien-Str. 4, Würzburg/Dürrbachau
Niederlassung: Suhl
Gründungsjahr: 1962
Mitarbeiterzahl: 20
Hauptleistungen: Restauration von und Handel mit Oldtimern Homepage: www.feierabend-wuerzburg.com