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WÜRZBURG
Autobahn auf schlanken Pfeilern übers Tal
Brückenneubau in Heidingsfeld: Für die Konstrukteure und Planer wird sich bald zeigen, wie ihr Werk sich in die Landschaft einpassen wird.
Besuch auf der Baustelle: Die neuen Brückenpfeiler der nördlichen Fahrbahn sind bereit, im Hintergrund der dunkle Eingang zum Katzenbergtunnel.
Foto: Fotos (3): Patty Varasano | Besuch auf der Baustelle: Die neuen Brückenpfeiler der nördlichen Fahrbahn sind bereit, im Hintergrund der dunkle Eingang zum Katzenbergtunnel.
Ernst Lauterbach
 |  aktualisiert: 03.12.2019 08:48 Uhr

„Spannend“, war das Wort, das Bernd Endres von der Autobahndirektion Nürnberg am Dienstag im Panoramasaal des CCW sehr oft in den Mund nahm. Spannend sei die Konstruktion der neuen Talbrücke der A3 bei Heidingsfeld gewesen, spannend werde der Rückbau der alten Brücke, besonders spannend werde es in der kommenden Woche, wenn, wie vorgesehen, das erste Brückenteil der neuen Brücke auf die ebenfalls neu gebauten Träger geschoben wird.

Der Diplomingenieur und Abteilungsleiter Ingenieurbau bei der Autobahndirektion sprach bei einem zweitägigen Symposium zum Ausbau der A3 bei Würzburg. Unter den 115 Teilnehmern waren Mitarbeiter von Ingenieur- und Planungsbüros sowie 40 vom Veranstalter, der Verlagsgruppe Wiederspahn aus Wiesbaden, eingeladene Master-Studierende des Fachs Bauingenieurwesen der Hochschule Wismar. Zwei Tage lang lauschten sie Fachvorträgen und erkundeten die Baustelle der Autobahn bei Heidingsfeld.

„Das ist jetzt eine sehr spannende Zeit mit einer Mammutaufgabe für uns“, leitete Endres seinen Vortrag zum Neubau der Heidingsfelder Brücke ein. Zum einen gelte es, ein imposantes Bauwerk mit herausragender Bedeutung für das Stadtbild, das von vielen Bereichen der Stadt aus sichtbar sei, zu ersetzen. „Deswegen ist es richtig gewesen, dafür im Rahmen eines Realisierungswettbewerbes auch Architekten ins Boot zu holen und nicht nur Brückenplaner zu hören. Wenn so etwas hier nicht gemacht wird, wo dann?“, fragte Endres.

Spannend werde auch der Abbruch der alten Brücke, der für das Jahr 2017 vorgesehen sei. Dieser müsse nach Maßgabe der Regierung von Unterfranken so staubfrei wie möglich erfolgen. Endres verwies dabei auf die Wohnhäuser, die sich im unmittelbaren Umfeld der Brücke befinden. Auch die unter der Brücke hindurch führende Bahnline, die Straßenbahnlinie mit der vierspurigen Erschließungsstraße zum Stadtteil Heuchelhof und die Staatsstraße nach Reichenberg und zur Giebelstädter Steige stellten die Ingenieure vor Höchstanforderungen.

Die alte aus dem Jahr 1964 stammende Brücke sei an ihre Belastungsgrenzen angekommen. „Der heutige Verkehr war damals nicht vorhersehbar“, so der Autobahnplaner. Untersuchungen hätten für das Bauwerk nur noch eine gefahrlose Restnutzungsdauer von wenigen Jahren ergeben. „Wir sind aber zuversichtlich, dass bis zur Umlegung des Verkehrs auf die neue Brücke in 2016/17 nichts passieren wird“, sagte er. Die Seitenstreifen auf der Brücke seien bis dahin gesperrt, für Lkw gelte Überholverbot, Schwertransporte über 60 Tonnen dürften die Brücke nur einzeln passieren, und jährliche Überprüfungen sollten die Sicherheit gewährleisten.

Der Neubau stelle die Planer vor große Aufgaben. „Jede Hangsicherung im Tal zur Pfeilergründung für die neue Brücke bildet eigentlich ein Ingenieurbauwerk für sich“, so Endres. Der Rückbau der 665 Meter langen Brücke mit ihren neun Feldern mit maximal 80 Metern Spannweite und einer größten Höhe von 60 Metern werde in mehreren Stufen erfolgen. „Insgesamt sind neun Phasen geplant“, erläuterte der Fachmann.

Über der im Tal verlaufenden Bahnline werde die Brücke abgebaut, wie sie in den 1960er Jahren aufgebaut worden sei. Ein Schutzgerüst über den Schienen soll vor eventuell herabfallenden Teilen schützen. Mit großen Kränen werde die Brücke darüber dann Stück für Stück wieder abgebaut.

Nicht so einfach gestalte sich der Rückbau im Bereich der Heuchelhofstraße und der dort ebenfalls vorbeiführenden Straßenbahnlinie. „Dort wird es noch spannender“, versprach der Fachmann. Auch dort werde ein Schutzgerüst notwendig sein. Weil dort wegen der erst später gebauten Verkehrsverbindungen unter der Autobahn hindurch nicht ab- wie aufgebaut werden könne, müsse ein Hilfspfeiler gebaut werden. „Der unterstützt den Brückenkasten, der dann langsam zurückgezogen und in Scheiben abgeschnitten und abtransportiert wird, etwa wie eine Salami beim Metzger,“ verbildlichte der Ingenieur den Vorgang für seine Zuhörer.

Richtig spannend soll es aber dann schon in der kommenden Woche werden, verriet der Mann von der Autobahndirektion. Denn dann wird, wenn nach allen noch nötigen Voruntersuchungen grünes Licht geben werden kann, das erste, 120 Meter lange Teil der neuen Brücke in einem Stück von der Heidingsfelder Seite aus auf den ersten der neu errichteten Pfeiler geschoben. Dann werde es noch einmal spannend, so der Ingenieur. Denn dann könne man zum ersten Mal erahnen, wie sich die schmalen Baukörper der Stützen mit großen Abständen und dem schlanken Überbau der neuen Brücke in das Tal einpassen.

Talbrücke Heidingsfeld

Die neue Talbrücke wird nur noch 630 Meter lang und 45 Meter hoch sein, anstelle von 665 Metern Länge und 60 Metern Höhe wie bislang. Sie besteht aus sieben Feldern mit Spannweiten zwischen 50 und 120 Metern. Die größte Spannweite der alten Brücke beträgt 80 Meter. 5000 laufende Meter Großbohrpfähle mit einem Durchmesser von 150 Zentimetern wurden in den Untergrund getrieben, 15 000 Kubikmeter Beton und 3300 Tonnen Betonstahl wurden verbaut. Für den Überbau werden 9600 Tonnen Konstruktionsstahl, 5200 Tonnen Betonstahl und 11 000 Tonnen Beton benötigt. Auf die Brücke kommen 6300 Quadratmeter Lärmschutzwände mit sechs Metern Höhe und fünf Schilderbrücken zur Verkehrsführung.

Auch ein extra Besichtigungswagen mit einer eigenen Garage für Revisionsarbeiten in bis zu 45 Metern Höhe wird gebaut. Mit den Abbruchkosten beträgt die Auftragssumme für das Brückenbauwerk rund 70,6 Millionen Euro.

Ohne Unterlass am Werk: 500 der 570 Meter Röhre sind bereits geschafft, jede Woche wächst der Tunnel um weitere 20 Meter.
| Ohne Unterlass am Werk: 500 der 570 Meter Röhre sind bereits geschafft, jede Woche wächst der Tunnel um weitere 20 Meter.
Blick vom Tunneleingang: Mit dem gelben Vorbauschnabel wird bald das erste Brückenelement auf die Pfeiler geschoben.
Foto: Ernst Lauterbach | Blick vom Tunneleingang: Mit dem gelben Vorbauschnabel wird bald das erste Brückenelement auf die Pfeiler geschoben.
 
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  • ulrich.kretzer@web.de
    ... wird wahrscheinlich ein "Spann-"Betonbrücke...
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  • nkestler@aol.com
    Klingt ja echt spannend
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  • saf.wuerzburg@t-online.de
    Und niemand (lästiges) mehr, der diesen A 3 Ausbau stört!

    Wenn man bedenkt, dass die jetzige Talbrücke nur noch ein paar Jahre hält und dann womöglich für den Schwerlastverkehr gesperrt wird und wenn man bedenkt, dass bis dahin der Tunnel noch nicht fertig ist, dann kann man sich vorstellen, was da auf Würzburg zugekommen wäre.

    Aber die "Tunnel-Sektierer" hätten mit Sicherheit nichts dagegen gehabt, wenn die Ausweichstrecken für den Schwerlastverkehr durch ihre Vorgärten verlaufen wären ...

    Aber nichts desto trotz: man darf gespannt sein, wie der weitere Bau der A 3 verlaufen wird. Zügig geht´s dort auf jeden Fall zur Sache!
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