Coronabedingt musste die Verleihung des Zonta-Wissenschaftspreises 2020 abgesagt werden. Das wurde nun nachgeholt und gleichzeitig wurden zwei Preise für 2021 an talentierte Nachwuchsforscherinnen der Universität Würzburg vergeben. Das schreibt die Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) in einer Pressemitteilung. Die Preisverleihung fand am 13. Oktober im Würzburger Helmholtz-Institut für RNA-basierte Infektionsforschung (HIRI) statt.
Zonta-Präsidentin Christine Martin habe im Beisein zahlreicher Ehrengäste aus Wissenschaft sowie mehrerer Frauenvereinigungen die drei Preisträgerinnen vorgestellt. Die mit jeweils 2000 Euro dotierte Auszeichnung habe für 2020 Juniorprofessorin Agnieszka Nowak-Król erhalten. Für 2021 habe die Jury zwei Preisträgerinnen ausgezeichnet, da sie beide Bewerberinnen für gleichermaßen qualifiziert erachteten: Juniorprofessorin Neva Caliskan und Privatdozentin Caroline Morbach.
In ihrem Grußwort habe JMU-Vizepräsidentin Caroline Kisker die Preisträgerinnen als ein vorbildliches Beispiel für eine nachhaltige Geschlechtergleichstellung im Universitätsleben gewürdigt. Aktuell liege der Anteil der Professorinnen an der JMU bei rund 26 Prozent. Im Jahr 2019 habe der Frauenanteil bei den Promovierenden knapp 50 Prozent und bei den Habilitationen gut 27 Prozent betragen. "Auf diese Erfolge sind wir sehr stolz, aber es bleibt noch viel zu tun, insbesondere im MINT-Bereich", wird Kisker zitiert.
Hintergrund des Zonta-Wissenschaftspreises
Der Zonta-Club Würzburg vergibt seit 1995 in Zusammenarbeit mit der Frauenbeauftragten der JMU seinen Wissenschaftspreis an Naturwissenschaftlerinnen der JMU, heißt es in der Mitteilung. Der Preis werde für exzellente und überdurchschnittliche Leistungen in Forschung und Lehre vergeben sowie für ein Engagement in der Gleichstellung von Frauen und Männern in der Wissenschaft. Gewürdigt werde auch, dass wissenschaftliche Höchstleistungen mit Kindern und Familie in Einklang gebracht werden. Der Club möchte damit einen Beitrag leisten, um Frauen in den MINT-Fächern, in denen sie nach wie vor unterrepräsentiert sind, zu unterstützen und ihre Arbeit öffentlich sichtbar zu machen.
Preisträgerin 2021: Neva Caliskan
Neva Caliskan (38) forscht seit 2018 als Juniorprofessorin an der JMU und leitet am HIRI die Arbeitsgruppe "Rekodierungsmechanismen in Infektionen". In ihrer wissenschaftlichen Arbeit beschäftige sich die Forscherin mit den Vermehrungsstrategien von Viren und deren Proteinsynthese in Wirtszellen. Caliskan untersuche, welche Wirtsfaktoren sich auf Corona-Infektionen auswirken. Ihre Forschungsgruppe habe vor kurzem ein humanes Protein identifiziert, das die Vervielfältigung von Coronaviren hemmt. Ihr Ziel sei es, diesen Mechanismus beim Menschen besser zu verstehen, um neue Therapien gegen Virusinfektionen entwickeln zu können.
Preisträgerin 2021: Caroline Morbach
Arbeitsschwerpunkte von Caroline Morbach, die Senior Clinician Scientist am Deutschen Zentrum für Herzinsuffizienz (DZHI) ist, seien Herzinsuffizienz und Echokardiografie. Morbach habe Untersuchungen im Rahmen der STAAB-Kohortenstudie durchgeführt, bei der 5000 Würzburgerinnen und Würzburger teilnahmen, um die Häufigkeit und Einflussfaktoren von Herzinsuffizienz zu identifizieren. Sie wolle weiter forschen, um geschlechtsspezifische Determinanten der Herzinsuffizienz zu identifizieren und individualisierte Therapieoptionen zu erarbeiten.
Preisträgerin 2020: Agnieszka Nowak-Król
Die Chemikerin und Juniorprofessorin Agnieszka Nowak-Król (37) dringe tief in die Geheimnisse spezieller Borverbindungen ein. Diese Verbindungen können zum Beispiel organische Solarzellen effektiver machen. Nowak-Król sei erst die zweite Chemikerin, die den Zonta-Preis erhält. Für sie sei die Auszeichnung "eine Ehre". Sie begrüße es, dass der Würzburger Zonta-Club auf diese Weise auf die Situation von Frauen in der Wissenschaft aufmerksam mache. "Dies ist nicht leicht, weshalb sich viele Forscherinnen gegen eine Familie entscheiden. Das ist sehr schade", so Nowak-Król.