Ein Bildhauer zu sein, das liegt Tilmar Hornung in den Genen. Von Kindesbeinen an war er im stets offenen Haus seiner Familie mit kreativen Köpfen umgeben. Oft drehten sich die Gedanken, Gespräche und Arbeiten der mittlerweile fünf Bildhauergenerationen im Dorf um neue Ideen, Darstellungen, Werkstoffe und Visionen. Am 7. August wird Tilmar Hornung 80 Jahre alt. Den runden Geburtstag begeht er mit der Ausstellung in Würzburg.
Die Ausstellung "Wechselspiel" ist im Zentrum Innere Medizin (ZIM) im Universitätsklinikum in der Kardiologischen Ambulanz im Haus A3, Ebene 2, Kardiologie. Professor Stefan Franz lädt in der Reihe "KUNST im ZIM" ein, sich von den gezeigten Werken in den Gängen und Aufenthaltsbereichen ansprechen zu lassen. Neben den Arbeiten von Tilmar Hornung stellt Iris Band aus Halle bis zum 6. September ihre Bildern und Grafiken aus. Im Anschluss daran werden bis zum Jahresende weiterhin die Kunstwerke von Tilmar Hornung sowie zusätzlich Malereien von Helmut Nennmann und Hermann Oberhofer zu sehen sein.
Bildhauerlehre bei seinem Vater
"Ich wusste schon als Kind, dass ich Bildhauer werden wollte", blickt Tilmar Hornung auf ein erfülltes Leben zurück. Er wurde am 7. August 1944 und damit im Krieg geboren und begann 1962 eine Bildhauerlehre bei seinem Vater. Von 1965 an studierte er an der renommierten Folkwangschule in Essen und arbeite danach zusammen in einer Ateliergemeinschaft mit seinem Vater Karl. Ab 1972 führte er die Familientradition als Bildhauer und Designer allein weiter und ging 2018 mit seinem Sohn Sebastian und dessen Frau Christine eine neue Atelierpartnerschaft ein.
Im Laufe seines Lebens hat Tilmar Hornung so viel neu geschaffen und restauriert, so unglaublich viele "kreative Explosionen im Kopf" umgesetzt sowie sein Wissen als Dozent oder im Ehrenamt weiter gegeben, dass es sich kaum aufzählen lässt. Er gestaltete öffentliche, kirchliche und private Gebäude, entwickelte Konzepte für digitale Räume, stelle im In-und Ausland von Unterfranken bis nach Kairo, Paris und Italien aus und arbeitete sogar im Kuwait-Pavillon bei der EXPO 2015 in Mailand mit.
Obwohl der nun 80-Jährige getrost die Hände in den Schoß legen könnte, sprüht er noch vor Ideen und fährt oft nach Wohlen in der Schweiz zu seinem Sohn Sebastian. Dass "meine fünf Kinder alle gut ihren Weg gehen" und dass er mit seiner Frau Renate schon jahrzehntelang glücklich ist, schätzt Tilmar Hornung sehr. Er ist seiner ruhigen, nachsichtigen und kreativen Art treu geblieben und blickt weiter nach vorn. "Ich müsste mindestens 100 Jahre alt werden um all meine Ideen in der Schublade noch umsetzen zu können", meint er.
In den Anfangsjahren viele Aufträge von der Kirche
In seinen Anfangsjahren bekam Tilmar Hornung viele Aufträge von der Kirche. Nach dem zweiten vatikanischen Konzil (1962-1965) gestaltete er 32 Kirchen um. Er hat neue Bildstöcke aufgestellt, alte renoviert, Brunnen gebaut, Dorfplätze angelegt, Eingangshallen öffentlicher Gebäude eingerichtet und diverse Künstlerwettbewerbe gewonnen.
Im Laufe seines Lebens arbeitete Tilmar Hornung mit etlichen Werkstoffen. Stein, Holz und Bronze natürlich, aber gern auch Acrylglas, Polyester oder Polyglas. Eines seiner jüngsten Kunstobjekte steht seit Herbst 2023 an der Mainpromenade in Margetshöchheim. Zwei Figuren aus rostfreiem Cortenstahl treten aus einer Torfläche heraus. Der Weg zwischen ihnen deutet den Main an. Die Figuren symbolisieren den heiligen Vitus und die heilige Margarethe. Das sind die Ortspatrone von Veitshöchheim und Margetshöchheim.
Darstellungen von Kommunikation und Bewegungen
Das Thema Mann und Frau kommt oft in Hornungs Werken vor. Sein Faible liegt auf der Darstellung von Kommunikation und Bewegungen. Er sieht die Kunst als Teil der Kultur und wünscht sich ein vertieftes Zusammenkommen "aller kulturinteressierten Leute". Insbesondere die Stadt und der Landkreis Würzburg sollten gemeinsam die Kultur mehr fördern und Raum für sie schaffen.
"Jeder Mensch ist kreativ und bestimmt sein Umfeld", hat Tilmar Hornung erkannt. Allerdings wären die Begeisterung, das gute Auge und die Visionen eines begabten Menschen nicht genug. Um ernsthaft als Bildhauer zu arbeiten, brauche man das Handwerk als Grundlage, wirbt Tilmar Hornung dafür, dass die Akademien in diesem Punkt wachsam bleiben. Es nütze nichts, wenn eine Figur aus handwerklichen Gründen auseinander fällt, wenn Proportionen nicht stimmen oder das Material keine Güte hat.
"Die Qualität ist das A und O einer gelungenen Arbeit", sagt Tilmar Hornung. Das sei auf das ganze Leben übertragbar. Nicht jedes Werk und jede Tat müsse schön, aber gut und stimmig gemacht sein. Dann bleibe sie in den Köpfen der Menschen und bewege ihre Herzen.