Wer diesen Sommer zu Hause bleiben musste, kann die verpasste Sommerfrische nun in der Spitäle-Galerie der VKU (Vereinigung Kunstschaffender Unterfrankens) an der Alten Mainbrücke nachholen. In seiner Ausstellung „Norrland“ – so nennen die Nordschweden ihre Heimat – entführt Franz Wörler mit leuchtendem Türkisblau auf großflächigen Acrylgemälden an die nordschwedische Küste, wo der Künstler regelmäßig urlaubt und arbeitet.
Landschafts- und Felsstrukturen
Mehr als die realistische Abbildung schroffer Felsküsten oder einsamer Seen interessiert Wörler die Auseinandersetzung mit Landschafts- und Felsstrukturen, die er als „Versatzstücke“ zu neuen, eigenen Landschaften zusammensetzt. Besonders reizt ihn der Kontrast zwischen Meeresoberfläche und den zerklüftet aufsteigenden Felsformationen. Zur Veranschaulichung zeigt er Fotos von landschaftstypischen Felsritzen, -rissen und -spalten, die in Nordschweden durch starke Landhebung entstanden sind und noch entstehen. Früher brachte man dieses Phänomen mit Hexen in Verbindung, erzählt Wörler, weshalb er einige seiner Bilder auch „Hexenspur“ nennt.
Zwei Atelierstipendien führten Wörler ins schwedische Saxnäs, das auf der Höhe von Würzburgs Partnerstadt Umeaa, jedoch rund 200 Kilometer weiter im Landesinneren liegt. Einen Sommer lang mietete er sogar eine verlassene schwedische Pfarrkirche als Atelier.
Der Künstler lebt in Fröhstockheim bei Kitzingen
Wenn er gerade nicht im Land seiner Sehnsucht steckt, lebt und arbeitet der Künstler in Fröhstockheim bei Kitzingen. Geboren 1947, hat er Kunsterziehung in Nürnberg studiert und später als Lehrer – zuletzt an der Realschule Kitzingen – unter anderem technisches Zeichnen unterrichtet, was man vor allem seinen neueren Arbeiten ansieht.
Während sein Bild „…und drüben liegt das Marsfjäll“ von 2007 mit seinen lebhaften, sanft bewegten Pinselstrichen noch recht flächig wirkt, prägen scharfe Linien und eine magische Raumtiefe seine neueren Bilder. Erst dieses Jahr entstanden ist „Die große Bucht“, ein zweiteiliges Werk, das in der Apsis mit splittrig-kristallinen Formen besticht. Dynamische Diagonalen beherrschen die drei Bildquadrate auf der Empore, deren mittleres stillgelegte Industriebetriebe an der Küste in den Fokus nimmt („Außer Betrieb“).
Rote Akzente erhöhen Temperatur und Dynamik dieser sonst so kühl wirkenden Bilder. Auf schwedische Impressionen gehen auch Wörlers kleinere Ölkreide-Zeichnungen sowie einige interessante Linolschnitte und Collagen zurück.
Die Ausstellung „Norrland“ ist bis 24. September im Spitäle zu sehen.