Landschaftsmalerei ist eine der großen kunstgeschichtlichen Gattungen, und sie lebt in der Gegenwart. Die Ausstellung "Neuaufnahmen 2022" in der Galerie des "Berufsverbands Bildender Künstler:innen" (BBK) legt dem Betrachter diesen Befund unweigerlich nahe. Dabei gab es weder eine Jury noch Absprachen zwischen den neun Beiträgerinnen und Teilnehmern. Es hängen zugegebenermaßen auch keine klassischen Bergesansichten und dergleichen an den Wänden im rechten Flügel des Kulturspeichers.
Dennoch haben die Exponate eine Affinität zur Landschaft – in der Zusammenschau zeigen sie eine Auswahl von Aspekten auf Pflanzen, Bauten, Reisen. Selbst die scheinbar gegenstandlosen, von der Decke hängenden schwarzen und weißen Spindeln fügen sich hier ein, sind sie doch, im Wortsinn, Gegenstände. Rein Abstraktes ist – bei dieser Betrachtungsweise – überhaupt nicht vertreten.
Die geglückte Zufallskombination erzählt sogar eine Geschichte, zumindest denen, die den Raum entgegen dem Uhrzeigersinn abschreiten. Natürlich braucht es dabei ein wenig Fantasie. Die Hängung geriet also interaktiver als eine gewöhnliche Aneinanderreihung von Werken, mit denen man einzeln in inneren Dialog tritt. So funktioniert diese Landschaftsmalerei auch moderner, zeitgenössischer als eine bloße Ansammlung figurativer Arbeiten. Sie schließt zwar nicht zur Avantgarde auf, aber das verlangt in Würzburg auch kaum jemand.
Systematisches Erforschen
Das Sehmodell Landschaft sorgt nicht nur für einen inneren Zusammenhalt des Ganzen, sondern stellt dem Betrachter auch Fragen vor jedem einzelnen Bild. Wie halten es die Neuaufnahmen mit der Farbe? Eher gedeckt, lautet die Antwort. Und noch eine Gemeinsamkeit: Auf realistische Lichtwirkungen zielt hier niemand ab, jedenfalls nicht auf verblüffende Effekte, ebenso wenig – mit einigen sehr unterschiedlichen Ausnahmen – auf Räumlichkeit.
Am allerwenigsten aber wird irgendwo ein dekorativer Ansatz verfolgt. Alle Ausstellenden sind sichtlich auf ihren individuellen Wegen beim systematischen Erforschen ihrer eigenen Möglichkeiten, und das sind in alphabetischer Reihenfolge: Philipp Benkert, Wolfgang Dürr, Yvonne Klug, Evelin Neukirchen, Marcel Pfeffer, Birgit Schmidt, Katja Triol, Sebastian und Vera Ungureanu. Ein guter Teil von ihnen wurde nicht als Novize in den BBK Unterfranken aufgenommen, sondern wechselte umzugsbedingt aus anderen Landesverbänden an den Main.
Vernissage ist an diesem Freitag, 12. Januar um 19 Uhr. Die Ausstellung "Neuaufnahmen 2022" ist bis 25. Februar freitags und samstags von 15 bis 18 Uhr sowie sonntags von 11 bis 18 Uhr geöffnet.