zurück
Würzburg
Ausstellung im Kulturspeicher: Geht zum Kuscheln!
Daniele Dell'Eva erforscht auf seinen zeichenhaften Gemälden die Dynamik von Nähe und Distanz.
Foto: Joachim Fildhaut | Daniele Dell'Eva erforscht auf seinen zeichenhaften Gemälden die Dynamik von Nähe und Distanz.
Joachim Fildhaut
 |  aktualisiert: 10.09.2023 03:02 Uhr

Der Berufsverband Bildender Künstler (BBK) Unterfranken schlägt jährlich ein Mitglied für einen bayerischen Debütantenpreis vor. Das Kultusministerium steuert dann Geld für einen Kunstkatalog des Newcomers vor. Im Fall des Würzburgers Daniele Dell’Eva legte sich der Landesverband allerdings quer und votierte gegen den 34-jährigen Maler und Bildhauer. Der Würzburger Bezirksverband hielt aber an Dell’Eva fest und beschaffte sich das Geld für den Katalog zur Ausstellung "Kuscheln" anderswo. Man sieht: ein umstrittener Künstler.

Tatsächlich legt der Balkenhol-Schüler in seiner jetzigen Phase wenig Wert auf technische Virtuosität. Auf den 17 Gemälden seiner derzeitigen Soloschau im Nordflügel des Kulturspeichers begegnen sich eine rötliche und eine bläuliche Gestalt, deren Haupteigenschaft die geschlossenen Augen sind. Das wenige weitere Bildinventar ist weitgehend schwarzweiß. Der Künstler reduzierte die Welt des blauroten Paars, um sich ganz auf die Konstruktionen von Nähe und Distanz zu konzentrieren.

Wenn erstere kein menschliches Grundbedürfnis ist, so bilden beide zusammen doch die Feineinstellung zum Befriedigen von Grundbedürfnissen. Oder: Dell’Evas Malerei mag oberflächlich wirken. In Wirklichkeit setzt sie sich mit sehr tiefen Dingen auseinander und – und das gehört zum Wesen der Kunst – macht sie sinnlich erfahrbar. So gespensterhaft die beiden Umrissgestalten erscheinen, man lernt es doch, sie liebzuhaben. Und dass diese grafischen anthropologischen Studien den plakativen Titel "Kuscheln" tragen, das erfreut noch einmal extra.

Heimliches Psychologie-Lehrbuch

Dem Künstler gelang es, das Publikum förmlich in die Ausstellung hineinzusaugen. Auch hier waren seine Mittel sehr einfach: Mitten in den quadratischen Saal baute er eine riesige Holzkiste. Eine Seite davon zeigt zur Eingangstür, und auf der hängt das Kuschelpaar ohne Attribute, ohne Situation. Es stellt sich vor. Und reizt natürlich dazu, um die Kiste herumzugehen und hinten, auf der offenen Rückseite, in sie hinein. Bei diesem Wandeln nehmen die Betrachtenden zumindest aus den Augenwinkeln die Exponate an den Außenwänden wahr. Noch denken sie, ihnen werde eine Geschichte erzählt, sie befänden sich in einem Comic. Dabei ist es ein heimliches Psychologie-Lehrbuch.

Die Ausstellung zeigt eine Auswahl dieser Serie. Einige weitere Motive bringt der Katalog. Nach der Vernissage am Freitag, 8. September, 19 Uhr, ist "Kuscheln" am Freitag und Samstag von 15 bis 18 Uhr sowie am Sonntag von 11 bis 18 Uhr geöffnet. Am Finissage-Sonntag, 15. Oktober, ist der Künstler Daniele Dell’Eva anwesend.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Würzburg
Joachim Fildhaut
Ausstellungskataloge
Dell
Künstlerinnen und Künstler
Unterfranken
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top