Prächtig funktioniert die neue Ausstellung "Malerfürstentum Neu-Wredanien" auf dem Kunstvereins-Schiff Arte Noah: Von den vier Künstlerinnen und Künstlern sind drei mit Werken vertreten, die schon auf den allerersten Blick viel miteinander gemein haben. Mit ein bisschen Wissen um lokale Kunstgeschichte lässt sich auch die vierte Werkgruppe integrieren.
Aber erstmal Grundkurs lokale Kunstgeschichte, um den Ausstellungstitel zu klären: 1997 zogen die Bildhauerin Angelika Summa, die Malerin Brigitte Hausner, der Multi-Artist Joachim "Akimo" Schollenberger und der Fotograf Wolf-Dietrich Weissbach in ein Gemeinschaftsatelier in der Würzburger Wredestraße, von wo sie 2004 in die Innere Aumühlstraße wechselten – seitdem "Neu-Wredanien".
Ironisch gemeint
Der feudale Titel ist ironisch gemeint: So genannten Malerfürsten wie Georg Baselitz und Jörg Immendorf stehen die Vier so kritisch gegenüber, dass Akimo für die ganze Richtung die Karikaturfigur Immenlitz schuf und ordentlich lächerlich machte. Im Galerieschiff stellen sie nun eher leise Kunst aus. Nur: Engagiert sich der Kunstverein nicht für Künstler von außerhalb, um in Würzburg überregionale Gegenwartskunst bekannt zu machen? Gelegentlich macht er Ausnahmen: "Hier gibt es ganz besondere Künstler, die man auch besonders würdigen sollte", erläutert Vorsitzende Eira Starke: "Man sieht genau, dass es eine Gemeinschaft ist."
Nämlich "Gestrüpp", um bei den figürlichsten Erscheinungen anzufangen. Weissbach fotografierte Buschwerk, Unterholz und dergleichen so unsentimental, wie seine Bezeichnung "Gestrüpp" es der Vernissagegesellschaft suggerierte: kahl, abweisend, mitunter sogar dornig. Aber eben auch als Gebilde mit Tiefe, als interessante Struktur.
Transparente Lichtformenan der linken Längswand zum ersten Mal eins seiner quadratischen Lichtbilder direkt neben einem Akimo hängt, wird eine Fackel weitergereicht: Beide Werken haben einen satten Lichtreflex als Gemeinsamkeit. Gegenüber schlagen, etwas weniger deutlich, transparente Lichtformen eine Brücke zwischen den Akimo-Fotografien und Brigitte Hausners Collagen aus alten Tapetenresten.
Zweige, Papierstreifen und Draht – Weissbach, Schollenberger und Summa haben schon ihr Ausgangsmaterial so gewählt, dass analoge Formen nahe lagen. Die Tapetenstücke Hausners bilden mit ihrer Flächigkeit eher Kontraste. Jedenfalls solange man eine alte Lieblingsbeschäftigung der Malerin nicht kennt: das Spiel mit Negativformen, Durchbrüchen und Schattenwürfen.
Dieselbe Formensprache
Diese Techniken bzw. malerischen Denkweisen liegen gar nicht so entfernt von den Parametern ihrer drei Ateliergenossen. Kurz: Brigitte Hausners Collagen wirken nicht nur als Kontrast gut im Ausstellungsganzen, sondern sprechen auch dieselbe Formensprache. Nur hat eben jeder seine eigene unverkennbare Stimme.
Außerdem: Alle Exponate kommen sehr einfach daher, zeigen aber großes Fingerspitzengefühl, ausgeprägtes Bewusstsein für Farbe, Formen und Proportionen einerseits, für Licht und Tiefe andererseits. Und starke Individualität sowieso.
Die Ausstellung ist bis 10. Juli von Donnerstag bis Samstag von 15 bis 18 Uhr und sonntags von 12 bis 18 Uhr geöffnet.