Auch wenn's im Moment noch etwas kühl und unbeständig ist, die Freiluftsaison in der Gastronomie steht vor der Tür. Stürmisch ist sie allerdings schon jetzt. Denn die Stadt Würzburg hat die Nutzungsgebühren für die Freischankflächen auf öffentlichem Grund und Parkplätzen teilweise um 100 Prozent erhöht, was für Aufregung und Ärger bei den Gastronomen sorgt. Schoppen und Schnitzel im Freien könnten teurer werden.
Der Beschluss des Stadtrats, sämtliche Sondernutzungen an öffentlichen Straßen teurer zu machen, erfolgte zwar schon im vergangenen Jahr – und einstimmig, doch die Wirkung für die Freiluftgastronomie schlägt erst jetzt auf, wenn die Wirte ihre Flächennutzung für Tische und Stühle auf öffentlichem Grund für die Frühjahr- und Sommermonate beantragen.
Für diese Nutzung mussten sie bislang innerhalb des Bischofshutes, also des engeren Altstadtbereiches, monatlich vier Euro pro Quadratmeter zahlen. Künftig wird genau der doppelte Preis fällig: acht Euro pro Quadratmeter. Für die Nutzung an Straßen außerhalb des Bischofshutes steigt der Preis von bislang drei auf sechs Euro pro Quadratmeter und Monat, die Nutzung von Parkplätzen kostet pro Quadratmeter – je nach Lage – zwischen acht und zehn Euro.
Seit 15 Jahren nicht mehr erhöht
Warum diese saftige Preissteigerung? „Wir haben die Gebühren seit 2003, also seit 15 Jahren, nicht mehr erhöht“, erklärt Rathaussprecher Christian Weiß gegenüber der Redaktion. Und das sei nicht aus Lust und Laune passiert: Das Rechnungsprüfungsamt sah nach jahrelangem Stillstand „Anpassungsbedarf“.
In diesem Zusammenhang merkt Weiß an, dass Würzburg im Vergleich auch nach der Erhöhung noch günstig abschneide. In Regensburg beispielsweise müssen die Wirte bis zu 15 Euro pro Quadratmeter zahlen, in Fürth zwischen 10 und 20 Euro. Im vergangenen Jahr hat die Stadt knapp 97 000 Euro an Sondernutzungsgebühr für die Außengastronomie eingenommen.
Künftig etwas weniger Freiflächen?
Rund 125 Gaststätten und Cafés betreiben in der Stadt die „kostenpflichtige“ Außengastronomie – künftig möglicherweise in einem etwas reduziertem Umfang. Wie Weiß berichtet, planten einige Gastronomen aufgrund der Preiserhöhung etwas weniger Freischankfläche – zeitlich und/oder räumlich. Eine flexible Anpassung – beispielsweise eine geringere Bestuhlung zu noch kühlerer Zeit – sei möglich und kein Problem.
Und was sagen direkt Betroffene zu der Erhöhung? Hermann Ströbel ist Inhaber des Café Journal in der Juliuspromenade. Mit einem Beitrag im sozialen Netzwerk Facebook machte er auf die Preissteigerungen bei den Sondernutzungsgebühren aufmerksam: „Die Stadt hat die Gebühren für die öffentliche Flächennutzung der Außengastronomie von 2017 auf 2018 um 69 Prozent erhöht.“ In einem Gespräch mit der Redaktion erläutert er den Grund für seinen Unmut. Zahlte er vor einem Jahr für seine 100 Quadratmeter Fläche für die Tische und Stühle im Freien noch 4200 Euro zwischen dem 17. März und 16. Oktober, so sind es in diesem Jahr satte 6880 Euro laut städtischem Bescheid.
„Wohl oder übel Preiserhöhungen“
„Wenn wir in der Gastronomie überleben wollen, müssen wir wohl oder übel die Preise erhöhen“, sagt Ströbel. Nun hofft er wenigstens auf einen schönen Sommer. Er findet die Erhöhung brutal.
Auch Ratskeller-Wirt und CSU-Stadtrat Kurt Schubert hat einen neuen Bescheid bekommen. Seine Außengastronomie am Schenkhof hatte ihn vom 1. April bis 31. Oktober vor einem Jahr noch 3000 Euro gekostet. Nun sind es für die neue Saison 5000 Euro. Er hat sich bei der Stadtverwaltung erkundigt und hörte, dass die letzte Erhöhung 15 Jahre zurückliegt. Als Stadtrat beurteilt er das Vorgehen der Verwaltung als sehr ungeschickt. „Hätte man nach und nach die Gebühren angepasst und nicht auf einmal erhöht, wäre es überhaupt nicht zu solchen großen Summen gekommen.“
Gastro-Verband will verhandeln
Michael Schwägerl ist Geschäftsführer des Hotel- und Gaststättenverbandes (DEHOGA) in Unterfranken. Er hat schon von den Klagen der Würzburger Gastronomen gehört. Wie beurteilt er so eine Gebührenerhöhung für die wichtige Außengastronomie? „Wir hatten keine Ahnung vom Plan einer Gebührenerhöhung. Preissteigerungen zwischen 60 und 100 Prozent sind doch ein Wahnsinn für die Gastronomen.“ Wichtig wäre für den Verband gewesen, rechtzeitig Kenntnis von den Plänen der Stadtverwaltung zu bekommen. Dann hätte Schwägerl mal eine Musterrechnung aufgemacht, was das für die Restaurant-Besitzer bedeutet. „Die haben ihre Preise doch schon kalkuliert, noch ohne die Erhöhung der Außengastrogebühren.“
Für ihn ist klar: Würzburg will und braucht Gastronomie im Freien als weltoffene Stadt. Schwägerl will versuchen zu retten, was zu retten ist. „Ich möchte mich mit den Fraktionen im Stadtrat zusammensetzen und versuchen, noch etwas zu bewegen. Vielleicht kann man für 2018 die Gebühren noch reduzieren und erst 2019 oder 2020 die höheren Preise einführen.“
"Hermann Ströbel ist Inhaber des Café Journal in der Juliuspromenade. Mit einem Beitrag im sozialen Netzwerk Facebook machte er auf die Preissteigerungen bei den Sondernutzungsgebühren aufmerksam: „Die Stadt hat die Gebühren für die öffentliche Flächennutzung der Außengastronomie von 2017 auf 2018 um 69 Prozent erhöht.“
mit
"Die Gebühren wurden seit 15 Jahren nicht erhöht" zusammen?
Oder hab ich was übersehen?
Dennoch hätte auch die Stadt mal die Wirte zu einem Gespräch einladen sollen. Ich kann mir schon vorstellen, dass man verärgert ist, wenn man kommentarlos das doppelte zahlen soll.
Die Stadt will einfach vermeiden, dass die grossmotorigen Luxuslimousinen vom Typ Bentley und Maserati mit denen die Gastronomen ihren füllhornhaften Reichtum stündlich in die Tresorräume der Banken verfrachten die innerstädtischen Feinstaub und Stickoxidwerte weiter verschlechtern...
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