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WÜRZBURG
Außengastronomie: Deftige Gebührenerhöhung erzürnt Wirte
Die Erhöhung der Sondernutzungsgebühren für die Außengastronomie – im Bild die Augustinerstraße – schlägt Wellen.
Foto: Thomas Obermeier | Die Erhöhung der Sondernutzungsgebühren für die Außengastronomie – im Bild die Augustinerstraße – schlägt Wellen.
Holger Welsch
 und  Ernst Jerg
 |  aktualisiert: 03.12.2019 10:22 Uhr

Auch wenn's im Moment noch etwas kühl und unbeständig ist, die Freiluftsaison in der Gastronomie steht vor der Tür. Stürmisch ist sie allerdings schon jetzt. Denn die Stadt Würzburg hat die Nutzungsgebühren für die Freischankflächen auf öffentlichem Grund und Parkplätzen teilweise um 100 Prozent erhöht, was für Aufregung und Ärger bei den Gastronomen sorgt. Schoppen und Schnitzel im Freien könnten teurer werden.

Der Beschluss des Stadtrats, sämtliche Sondernutzungen an öffentlichen Straßen teurer zu machen, erfolgte zwar schon im vergangenen Jahr – und einstimmig, doch die Wirkung für die Freiluftgastronomie schlägt erst jetzt auf, wenn die Wirte ihre Flächennutzung für Tische und Stühle auf öffentlichem Grund für die Frühjahr- und Sommermonate beantragen.

Für diese Nutzung mussten sie bislang innerhalb des Bischofshutes, also des engeren Altstadtbereiches, monatlich vier Euro pro Quadratmeter zahlen. Künftig wird genau der doppelte Preis fällig: acht Euro pro Quadratmeter. Für die Nutzung an Straßen außerhalb des Bischofshutes steigt der Preis von bislang drei auf sechs Euro pro Quadratmeter und Monat, die Nutzung von Parkplätzen kostet pro Quadratmeter – je nach Lage – zwischen acht und zehn Euro.

Seit 15 Jahren nicht mehr erhöht

Warum diese saftige Preissteigerung? „Wir haben die Gebühren seit 2003, also seit 15 Jahren, nicht mehr erhöht“, erklärt Rathaussprecher Christian Weiß gegenüber der Redaktion. Und das sei nicht aus Lust und Laune passiert: Das Rechnungsprüfungsamt sah nach jahrelangem Stillstand „Anpassungsbedarf“.

In diesem Zusammenhang merkt Weiß an, dass Würzburg im Vergleich auch nach der Erhöhung noch günstig abschneide. In Regensburg beispielsweise müssen die Wirte bis zu 15 Euro pro Quadratmeter zahlen, in Fürth zwischen 10 und 20 Euro. Im vergangenen Jahr hat die Stadt knapp 97 000 Euro an Sondernutzungsgebühr für die Außengastronomie eingenommen.

Künftig etwas weniger Freiflächen?

Rund 125 Gaststätten und Cafés betreiben in der Stadt die „kostenpflichtige“ Außengastronomie – künftig möglicherweise in einem etwas reduziertem Umfang. Wie Weiß berichtet, planten einige Gastronomen aufgrund der Preiserhöhung etwas weniger Freischankfläche – zeitlich und/oder räumlich. Eine flexible Anpassung – beispielsweise eine geringere Bestuhlung zu noch kühlerer Zeit – sei möglich und kein Problem.

Und was sagen direkt Betroffene zu der Erhöhung? Hermann Ströbel ist Inhaber des Café Journal in der Juliuspromenade. Mit einem Beitrag im sozialen Netzwerk Facebook machte er auf die Preissteigerungen bei den Sondernutzungsgebühren aufmerksam: „Die Stadt hat die Gebühren für die öffentliche Flächennutzung der Außengastronomie von 2017 auf 2018 um 69 Prozent erhöht.“ In einem Gespräch mit der Redaktion erläutert er den Grund für seinen Unmut. Zahlte er vor einem Jahr für seine 100 Quadratmeter Fläche für die Tische und Stühle im Freien noch 4200 Euro zwischen dem 17. März und 16. Oktober, so sind es in diesem Jahr satte 6880 Euro laut städtischem Bescheid.

„Wohl oder übel Preiserhöhungen“

„Wenn wir in der Gastronomie überleben wollen, müssen wir wohl oder übel die Preise erhöhen“, sagt Ströbel. Nun hofft er wenigstens auf einen schönen Sommer. Er findet die Erhöhung brutal.

Auch Ratskeller-Wirt und CSU-Stadtrat Kurt Schubert hat einen neuen Bescheid bekommen. Seine Außengastronomie am Schenkhof hatte ihn vom 1. April bis 31. Oktober vor einem Jahr noch 3000 Euro gekostet. Nun sind es für die neue Saison 5000 Euro. Er hat sich bei der Stadtverwaltung erkundigt und hörte, dass die letzte Erhöhung 15 Jahre zurückliegt. Als Stadtrat beurteilt er das Vorgehen der Verwaltung als sehr ungeschickt. „Hätte man nach und nach die Gebühren angepasst und nicht auf einmal erhöht, wäre es überhaupt nicht zu solchen großen Summen gekommen.“

Gastro-Verband will verhandeln

Michael Schwägerl ist Geschäftsführer des Hotel- und Gaststättenverbandes (DEHOGA) in Unterfranken. Er hat schon von den Klagen der Würzburger Gastronomen gehört. Wie beurteilt er so eine Gebührenerhöhung für die wichtige Außengastronomie? „Wir hatten keine Ahnung vom Plan einer Gebührenerhöhung. Preissteigerungen zwischen 60 und 100 Prozent sind doch ein Wahnsinn für die Gastronomen.“ Wichtig wäre für den Verband gewesen, rechtzeitig Kenntnis von den Plänen der Stadtverwaltung zu bekommen. Dann hätte Schwägerl mal eine Musterrechnung aufgemacht, was das für die Restaurant-Besitzer bedeutet. „Die haben ihre Preise doch schon kalkuliert, noch ohne die Erhöhung der Außengastrogebühren.“

Für ihn ist klar: Würzburg will und braucht Gastronomie im Freien als weltoffene Stadt. Schwägerl will versuchen zu retten, was zu retten ist. „Ich möchte mich mit den Fraktionen im Stadtrat zusammensetzen und versuchen, noch etwas zu bewegen. Vielleicht kann man für 2018 die Gebühren noch reduzieren und erst 2019 oder 2020 die höheren Preise einführen.“

 
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  • Hery.Mennig@web.de
    Hier geben schon einige Neidhammel ihren Senf dazu. Sind halt ewig gestrige, die weder den Wirten noch den Gästen was gönnen. Würzburg ist Gott sei dank eine weltoffene Stadt. Die Sommer werden immer wärmer und da wollen die Gäste draußen sitzen. Wem das ein Dorn im Auge ist, soll doch auf´s Land ziehen, wo sich inzwischen Fuchs und Hase gute Nacht sagen. Ich finde es toll, durch die Innenstadt zu gehen und das Flair zu genießen. Wirte ohne Außengastronomie können am Ende des Sommers den Laden zu machen (außer nach einem verregneten Sommer). Bis zu 100 % Gebührenerhöhung ist schon eine Unverschämtheit von der Stadt; auch wenn die letzten 15 Jahre keine Erhöhung stattfand. Warum passt man die Gebühren nicht alle 4 oder 5 Jahre an? Dann bräuchte es nicht eine so drastische Erhöhung.
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  • jus
    Wie passt denn
    "Hermann Ströbel ist Inhaber des Café Journal in der Juliuspromenade. Mit einem Beitrag im sozialen Netzwerk Facebook machte er auf die Preissteigerungen bei den Sondernutzungsgebühren aufmerksam: „Die Stadt hat die Gebühren für die öffentliche Flächennutzung der Außengastronomie von 2017 auf 2018 um 69 Prozent erhöht.“
    mit
    "Die Gebühren wurden seit 15 Jahren nicht erhöht" zusammen?
    Oder hab ich was übersehen?
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  • saf.wuerzburg@t-online.de
    Gemessen an dem, was die Volksdroge Nr. 1 Alkohol an Folgeschäden verursacht, sollte die Erhöhung durchaus gerechtfertigt sein ...
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  • uwe.luz@t-online.de
    Wenn man die Kommentare zu liest, holt einen die Wirklichkeit ein. So ist unser Land und ein Großteil seiner Bevölkerung eben: Was den einen Spaß macht, macht die anderen neidisch. Also wird es mit Steuern und Abgaben belastet. Die schnöde Begründung der Stadt für die Erhöhungen ist nach dem Text der MP doch lediglich die Tatsache, dass seit 15 Jahren nicht erhöht worden sei. Dies stellt allerdings, wenn nicht konkrete Kostenerhöhungen auf Seiten der Stadt vorliegen, keine tragfähige Begründung dar.
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  • info@softrie.de
    Also jetzt mal in Vernünftig: Die krasse Preissteigerung ist mit Sicherheit nicht zulässig. Aber wenn keiner klagt?!? Die Stadt hätte über Jahre leicht die Gebühren anpassen sollen. Dennoch sind die Außenpreise lachhaft mit dem, was die Gastronomen an Miete zahlen müssen. Will der Ratskeller-Chef ernsthaft sagen, er könne keine 23 Euro am Tag für die Miete aufbringen? Dann hat er sein Geschäft verfehlt.

    Dennoch hätte auch die Stadt mal die Wirte zu einem Gespräch einladen sollen. Ich kann mir schon vorstellen, dass man verärgert ist, wenn man kommentarlos das doppelte zahlen soll.
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  • ub-ejournals@uni-wuerzburg.de
    Das Posting verstößt gegen unsere AGB und wurde daher gesperrt.
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  • ratskeller
    iich glaube ich habe mich nicht beschwert
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  • meeviertel
    Mir kommen die Tränen! Die armen Wirtsleute! Ein Bier 0,5 Ltr. 3,80 €. Schoppen 4,80 €. Latte Macchiato 3,50 € für Milchschaum und ein bisschen Kaffee. Wareneinsatz 0,27 €! Und das alles wird serviert von Studierenden, denen es oft an Freundlichkeit und Engagement fehlt. Dazu die respeklose Duzerei ("was kann ich euch bringen?"). Tische nicht abgewischt, volle Aschenbecher, klebrige, abgegriffene Speisekarten, Gläser mit Lippenstiftrand, weil nicht sauber gespült. Die Mängelliste ist lang! Fehlt noch "draußen nur Kännchen"!
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  • jochen.schoen79@web.de
    @meeviertel: Wenn ich Ihre Aussagen so lese, würde ich an Ihrer Stelle einfach nicht mehr hingehen. Dann müssen Sie dieses Leid nicht mehr ertragen grinsen
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  • meeviertel
    @Sauerkirschbaum: Sie sind nicht an meiner Stelle! Und als Ratgeber taugen Sie auch nicht!
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  • to-mu@gmx.net
    Einfach nur ungeschickt! 15 Jahre lang den Hintern nicht hochbekommen und dann gleich mal um bis zu 100% erhöhen. Mir tun die Mitarbeiter leid, die sich nun den Shitstorm anhören dürfen, den sie nicht verursacht haben. So läufts halt häufig in der öffentlichen Verwaltung.
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  • matthiasr
    Das muss man im Gesamtzusammenhang sehen

    Die Stadt will einfach vermeiden, dass die grossmotorigen Luxuslimousinen vom Typ Bentley und Maserati mit denen die Gastronomen ihren füllhornhaften Reichtum stündlich in die Tresorräume der Banken verfrachten die innerstädtischen Feinstaub und Stickoxidwerte weiter verschlechtern...
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  • Arcus
    Ein Grind für die Wirte die Preise kräftig zu erhöhen.
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  • iaschhoff
    Letztendlich zahlt natürlich der Gaststättenkunde die erhöhte Freiflächennutzungsgebühr, wie auch Mieterhöhungen, Energiepreise und sämtliche sonstigen Passiva eines Betriebes vom Kunden zu tragen sind. Damit trifft die Stadt jeden Bürger und Besucher der Stadt, es sei denn man wünscht sich wieder Verhältnisse wie in den 60er Jahren als es diese Nutzungsart in Würzburg nicht gab und man nur in Wirtsgärten südländisches Flair genießen konnte.
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  • deactivated_20.09.2023.09.15_f534240u
    Wie sieht es aus bei Eisdielen wenn der Gast gegüber sein Eis isst. Die Imbissstände wenn der Gast mit der Bratwurst durch die Gegend läuft. Die Stadt geiert nach Geld. Macht alles zu. Dann kehren wir wieder zur Provinz zurück!

    .
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  • jebusara@web.de
    @f434240u Bratwurst? Wohl ehe Döner! Die Bratwurst sollte unter Artenschutz gestellt werden da sie vom Aussterben bedroht ist.
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  • saf.wuerzburg@t-online.de
    Ja ja, der böse Kebab ...
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  • holle4es
    Wie viel zä3hlt eigentlich der Wirt der Mainmühle für die Nutzung der Alten Mainbrücke? Oder zahlt der ernsthaft nur die 4 qm mit den zwei Stehtischen direkt vor dem Eingang?
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  • iaschhoff
    Richtig ! Das ist keine Freiflächennutzung sondern ein ungeregelter, unentgeltlicher Missbrauch eines verkehrstechnischen Nadelörs und würde an keiner anderen ähnlichen Stelle Würzburgs geduldet geschweige denn genehmigt werden. Dafür sollten Wirt und damit wiederum die Gäste kräftig zur Kasse gebeten werden.
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  • robertkremling@web.de
    Warum auch jemandem was gönnen, nur weil er zur richtigen Zeit die richtige Idee hatte? Aber Neid ist auch so typisch für dieses Land, noch mehr für die Region
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