Es ist die zweite Absage einer fast zehnjährigen Kulturveranstaltung in dieser Woche. Erst das Aus für den Hafensommer 2016, jetzt ein „Aufschub“ für den Leonhard-Frank-Preis.
Seit 2007 vergeben das Mainfranken Theater und die Leonhard-Frank-Gesellschaft einen Preis für Dramatiker, die sich künstlerisch herausragend mit einer aktuellen sozialen Problematik auseinandersetzen. Das Thema wird vorgegeben, jede künstlerische Auseinandersetzung damit ist erwünscht. Einzige Vorgabe: Die eingesandten Arbeiten sollen zur Uraufführung frei und mit fünf Darstellern auf der Bühne zu verwirklichen sein. In der „Langen Nacht der Autoren“ präsentiert das Mainfrankentheater dann die drei Finalstücke dem Publikum in szenischen Lesungen. Die Jury kürt das mit 4000 Euro dotierte Siegerstück.
Zumindest bislang. Jetzt habe man ein „einjähriges Moratorium“ beschlossen, meldet das Mainfranken Theater. „Wir halten nach einer Dekade inne und schreiben den Preis in 2016 nicht aus“, wird der künftige Intendant Markus Trabusch in der Pressemitteilung zitiert. Dies gebe allen Akteuren Zeit, „die auch weiterhin geplante Pflege des literarischen Schaffens von Leonhard Frank vor dem Hintergrund des Intendantenwechsels am Mainfranken Theater perspektivisch zu denken“.
Die Entscheidung sei gemeinsam mit Schauspieldirektor Stephan Suschke getroffen worden, „intensive Gespräche“ mit der Leonhard-Frank-Gesellschaft in Würzburg und Berlin seien vorausgegangen. Deren Vorsitzender Michael Henke hat der Mitteilung zufolge „Verständnis dafür, dass eine neue Leitung Zeit brauche, um ihre Prioritäten zu sortieren“. Zugleich verbinde er mit dem Aufschub „Sorgen für die Zukunft des Preises“.
Trabusch zufolge geht es bei den Überlegungen zu einer neuen Würdigung des Frank'schen Werks in der einjährigen Auszeit nicht um das „Ob“, sondern um das „Wie“.
Mit dem Preis wurden bislang Bühnentexte ausgezeichnet, die eine Brücke zwischen dem Schaffen des 1961 verstorbenen Würzburger Schriftstellers und Dramatikers und dem jeweiligen Spielzeitmotto schlagen. Das Gewinnerstück erhielt die Möglichkeit, am Mainfranken Theater uraufgeführt zu werden. Mit „Terrorkind“ von Karsten Laske wird am 25. Mai der Preisträger des Jahres 2015 seine Premiere in den Kammerspielen haben.