Obwohl zu Händels Zeiten sehr beliebt, kann von einem Überangebot an Aufführungen seines Oratoriums „Alexanderfest“ heute keine Rede sein. In einem ausgezeichneten Konzert stellten MonteverdiChor und -ensemble die Ode an St. Cäcilia, Schutzpatronin der Musik, in der Neubaukirche vor.
Schon die englische Textvorlage des Dichters John Dryden ist ein Genuss, dazu begeisterte Matthias Beckert, sprühend vor Energie, mit einer in allen Punkten jung wirkenden Interpretation voller Frische und Leichtigkeit. Die beglückende Tempowahl, die bereits das „Maestoso“ der Ouvertüre elegant und lebendig klingen ließ, verbreitete drei Stunden lang Lebensfreude und heitere Sinnlichkeit, jenseits von Brokatprunk und statischer Großartigkeit.
Anna Nesyba (Sopran) und Maximilian Argmann (Tenor) vertrugen sich gleich in der ersten Arie bestens: Die klare, junge Stimme des Tenors, der eine stattliche Anzahl an Stücken zu bewältigen hatte, und die helle, weiche, dabei strahlkräftige von Anna Nesyba sind flexibel und geschmeidig, beide Künstler gestalteten ihren Part einfühlsam und musikalisch. Auch in temperamentvolleren Stücken überzeugte Argmann: „Now strike the golden Lyre again!“ sang er mit Biss und kraftvollem Zugriff. Nesybas Gesangsstil wirkt natürlich und „menschlich“, sie setzt sich merklich mit dem Text auseinander. Besonders berührten ihre neckische Einfühlung in die Arie „The Prince, unable to conceal his pain“ und ihre klagende Arie „The soft complaining Flute“; auch die sanft verhallenden Abschlusstöne bei „Softly sweet...“ ließen aufhorchen.
Wie auch der MonteverdiChor, der mit deutlicher Aussprache, Intonationssicherheit und ausgenommen schönen Männerstimmen punktete, besitzt das Monteverdi-Ensemble unter Leitung von Pauline Nobes auf historischen Instrumenten die Fähigkeit, Pausen gemeinsam zu empfinden und zu „praktizieren“. Besonders fiel das im zweiten Teil zwischen den zwei Stücken für Solo-Bass auf (Sven Fürst mit gesund klingender, gut sitzender Stimme, die kernig, aber nie derb ist). Durchsetzt von blitzsauberen Blockflöten- und Hornduos und herausragenden Soli wurden die instrumentalen Zwischenspiele, stets plastisch und transparent musiziert, zur hellen Freude.