Er hat selbst Bildstöcke gestiftet und auch renovieren lassen. Pfarrer i.R. Herbert Neeser liebt sie seit der Grundschule und hat nun monatelang daran gearbeitet, die religiösen Denkmäler in der Gemarkung Ochsenfurt in einem Buch zu dokumentieren, einem detailreichen Bildband mit Titel "Zeugen des Glaubens".
Seiner eigenen Tradition folgend, hätte Herbert Neeser sich und den ihm verbundenen Menschen, der Stadt Ochsenfurt und seiner Historieals seinem Ruhestandssitz, vor allem aber seinen Schwerstern Agnes Neeser und Maria Dluczek, denen er das Buch gewidmet hat, dieses bereits im letzten Dezember zu seinem 80. Geburtstag schenken wollen.
"Es war ja noch keine Zusammenschau über die Bildstöcke in Ochsenfurt vorhanden", begründet er seine Entscheidung, diesmal in Wissen und Papier und nicht wie sonst in Stein zu investieren. Denn: Einen Bildstock hatte er bereits zu seinem 40. Priesterjubiläum an der Kirche St. Burkard in der Westsiedlung gestiftet. Anlässlich seines 50. Priesterjubiläums hatte er zwei Bildstöcke in Gaukönigshofen renovieren lassen, wo er aufgewachsen war. Und auch in Veitshöchheim, seiner langjährigen Wirkungsstätte, hatte er einen Bildstock gestiftet. Sie alle sind, als für ihn persönlich bedeutsam, ebenfalls in der Dokumentation enthalten.
34 Objekte in 117 Fotos dargestellt
Dass die Konzentration auf Bildstöcke im eigentlichen Sinne zu kurz greifen würde hatte er schnell gemerkt und die Recherchen auf "religiöse Denkmale" erweitert, wozu auch Heiligenfiguren, Mariensäulen, Grabmale, Kreuze sowie Ölberge, Kreuzwege und Kreuzschlepper gehören, jene Figuren, die den gegeißelten, zusammengebrochenen Jesus zeigen, das schwere Kreuz auf dem Rücken schleppend. Zuletzt wurden 34 Objekte in 117 Fotos dargestellt und erläutert. Tatsächlich trägt auch die Qualität der Fotos, sorgfältig reproduzierte Aufnahmen, die die Denkmale im Ganzen und in Details zeigen, zur großen Wertigkeit des Buches bei. Wer jemals versucht hat, Bildstöcke zu fotografieren, sagt er, der weiß dass man meist viermal hingehen muss, um jeweils die richtigen Lichtverhältnisse für die verschiedenen Ansichten zu bekommen.
Und selbst die Recherche war aufwändiger als gedacht: "Es ist immer etwas dazu gekommen – an Wissen". Über die reine Dokumentation hinaus sollten eben auch weiterführende Informationen zu Symbolik und Deutungen, religiösen und historischen Hintergründen oder Funktionen im kirchlichen Leben wie bei Prozessionen kommen und was Neeser "Exkursionen" nennt: Verweise zu bedeutenden Darstellungen in Wallfahrtsorten beispielsweise. Sie sind wichtig, um "Religiöse Denkmäler in der Gemarkung Ochsenfurt", wie es im Untertitel heißt, einordnen zu können.
Fünf Wegerouten für Bildstockweg
Um sie dem Leser für eigene Erkundungen zu erschließen, hat Herbert Neeser sie in fünf Wegerouten eingeteilt, was den Gebrauchswert erhöht – und einmal ein "Ochsenfurter Bildstockweg" werde könnte. Außen vor geblieben sind die Bildstöcke der Ortsteile, da sie meist schon in den örtlichen Chroniken beschrieben sind, begründet Neeser.
Eine Dokumentation tat nicht zuletzt deshalb not, weil Bildstöcke auch fragiles Kulturgut sind mit der Tendenz zu verschwinden. Darauf weist im Vorwort des Buches Toni Gernert als Sprecher des Arbeitskreises Geschichte der Stadt Ochsenfurt hin. Der Blick ins Depot der Stadt Ochsenfurt mit zahlreichen Fragmenten dient ihm als Beleg. Neeser ist außerdem sicher, dass die wenigsten noch an ihrem originären Standort stehen, so wie in Hohestadt jüngst eine Johann Nepomuk-Figur zur Restaurierung gebracht wurde. Zuletzt mitten in einem Acker stehend, wird auch für sie ein neuer Standort gesucht werden.
Verbundenheit mit Ochsenfurter Geschichte
"Es wären so manche kritische Bemerkungen zu machen", deutet Neeser weitere Probleme an wie fehlende Erläuterungen an den Denkmalen. Schon in den Denkmallisten fehlten essentielle Fotos. Um die vorhandenen Bildstöcke zu erhalten, müssten nicht nur die Standorte dokumentiert, sondern Bewusstsein für ihre Bedeutung geschaffen werden. Genau das habe Pfarrer Herber Neeser mit seinem Buch geleistet. "Es ist das Erbe Ochsenfurts. Das sieht in zehn Jahren wieder anders aus", hält Gernert fest.
Herbert Neeser, der dem Arbeitskreis Geschichte angehört, habe einmal mehr seine Verbundenheit mit der Ochsenfurter Stadtgeschichte zum Ausdruck gebracht, so Gernert. Neeser hatte sich nicht zuletzt intensiv mit der Kapuzinerkirche beschäftigt und ihre Kunstwerke in zahlreichen Führungen erläutert. Das könne er sich auch mit den Bildstöcken vorstellen, so Neeser: "Nach Corona!".