Viele Zimmer sind ausgeräumt worden, Container voller Schutt hat es gegeben, Liebgewordenes landete in der Mülltonne.
Die Schäden zeigen sich nach und nach.
Der Schimmel kommt, Gärten sind verwüstet.
Sprachlosigkeit und Erschöpfung weichen Diskusssionen, dem Dank an die Helfer und Vorschlägen für ein „nächstes Mal“.
Dass Felder, Straßen und die Kanalisation die Regenmenge von 120 Litern in knapp zwei Stunden nicht fassen konnten, das ist jedem klar.
Auch darüber ist man sich einig, dass es „so etwas noch nie gegeben hat in Hausen“ und dass man deshalb nicht gerüstet sein konnte.
Nun aber haben die Dorfbewohner erlebt wie es ist, wenn das Wasser von der Kanalisation in die Keller gedrückt wird oder wenn die kleinen Bäche so überlaufen, dass braune Schlammbrühen über die Gärten durch Fenster und Türen in die Häuser laufen. „Du kannst machen was du willst, du hältst das Wasser nicht auf“, hat Klara Schunder erlebt.
„Das Fenster und der Rollo waren zu, aber es ist trotzdem durch Ritzen in den Keller gekommen und zwar in ungeheuerer Geschwindigkeit“, erinnert sie sich.
Das Haus von Familie Schunder steht in der Nähe des Katzenbachs im Hausener Binsenrain. Dort und in der Gramschatzer Straße auf der anderen Bachseite waren mehrere Keller, Garagen und Scheunen überschwemmt.
Josef Grün und Christine Amann hat es schlimm erwischt. Ihr Keller stand zwei Mal unter Wasser. Sie hatten sich zuerst noch mit eigenen Pumpen helfen können.
Dann aber kam der Bach, und dessen Wasser stand nicht nur im Keller sondern auch etwa 20 Zentimeter hoch im Wohnzimmer. Vier Bekannte waren gerade da, eigentlich waren die zum Essen eingeladen.
Nun schöpften und pumpten sie Wasser, stellten Gegenstände hoch, kletterten durch das Küchenfenster ins Haus. „Wir sind immer noch am Aufräumen und versuchen, einige Möbel zu retten“, sagen die Hausbesitzer.
Dankbar sind sie „für die tolle Nachbarschaftshilfe“.
Nachbarschaftshilfe
So geht es allen Geschädigten. Dass die Nachbarn einfach so gekommen sind, dass unzählige Feuerwehrleute bis zum Ende ihrer Kräfte zugepackt haben, dass Pumpen herbeigeschafft wurden und beispielsweise jemand die Idee mit den Sandsäcken von Biobauer Richard Konrad hatte, das erzählen sich die Leute mit Dankbarkeit im Herzen.
Erzählen tun sie sich aber auch die andere Seite. Vom Wasser, das auf der Höhe am Jobsthaler Hof vorbei ins Tal auf Hausen zugeschossen ist und Angst gemacht hat.
Vom Wasser...
...das die Feuerwehr in Riesen auf Hermann Alberts Grundstück abgeleitet hat, statt weit in die Felder.
Vom Blitz, der in Erbshausen eingeschlagen und einen Schornstein zerstört hat. Und dass allein in Erbshausen mindestens 50 Keller unter Wasser standen.
„Wir haben alle fünf Minuten von der Zentrale einen neuen Einsatz gemeldet bekommen. Das konnten wir mit unseren zwei Pumpen nicht schaffen“, sagt der stellvertretende Kommandant Thomas Janousch.
„Die Schäden sind schlimm, aber doch oft rein materiell“, meint Einsatzleiter Kreisbrandinspektor Bruno Kiesel.
Trotzdem, alte im Keller gelagerte Trachten sind verfärbt und muffig geworden, Böden mussten erneuert, Kinderzimmer ins unausgebaute Dachgeschoss verlegt werden.
Elementarversichert sind die wenigsten Geschädigten, deshalb müssen die Menschen tief in die Tasche greifen.
Für Kiesel sowie für alle anderen Aktiven war aber trotz allen Unglücks der Zusammenhalt bemerkenswert.
Keine 100 Jahre
„Es war ein Jahrhundertwetter, aber dass es wieder 100 Jahre dauert, glaube ich nicht“, sagt Roland Schunder. Es soll ihm nicht mehr passieren, dass er so hilflos ist.
Zuerst einmal klemmt er seinen Strom auf die einzelnen Stockwerke ab, denn als er wegen des Wassers im Keller die Sicherung herausnehmen musste, war das ganze Haus dunkel.
Dann hat er sich „eine gescheite Taschenlampe“ gekauft, eine gute Pumpe bestellt und 50 Sandsäcke bei Ebay geordert. „Wenn es jetzt regnet, haben wir Angst“, sagen die Binsenrainer. „Man traut sich ja gar nicht mehr, wegzufahren“.
Wünsche
Die Betroffenen wünschen sich Vieles: Die Feuerwehren brauchen mehr Pumpen. Die Aktiven müssen auf Überschwemmungen vorbereitet werden.
Es muss Vorwarnungen für Unwetter geben. Die Bachdurchläufe unter den Straßen brauchen größere Öffnungen. Am Bachlauf darf rechts und links kein Holz mehr sitzen, weil es im Notfall die Durchläufe verstopft.
„Die Feuerwehr hat zwar nach Kräften geholfen. Aber mit dieser Katastrophe waren die Feuerwehrleute überfordert, trotz der 170 Einsatzkräfte“, sagt ein Geschädigter.
Warum ist das Technische Hilfswerk aus Würzburg nicht eingesetzt worden? Warum ist nicht vom THW ein Lastwagen voller Sandsäcke zum Verteilen da gewesen?
„Wir müssen alle aus dem Unwetter lernen und unsere Konsequenzen ziehen“, fordert auch Kiesel. Aufgrund der Klimaveränderung seien solche Regenmengen in kurzer Zeit „nicht mehr auszuschließen“.
So sehen es auch die Einwohner von Erbshausen-Sulzwiesen, Fährbrück, Hausen, Jobsthal und Rieden. Der Schreck sitzt tief.