Zum ersten, zum zweiten und zum dritten: Die barocke Madonna geht an die Dame in der letzten Reihe.“ Diese Sätze gehören zum Alltagsgeschäft von Hans Wohlfromm, der gemeinsam mit seiner Frau Gisela das Auktionshaus Mars in der Ludwigstraße führt. Nun steht ein echtes Jubiläum an: die 200. Versteigerung.
Seit acht Jahren im Auktionshaus
Vor acht Jahren haben die beiden – sie Kunsthistorikerin und Archäologin, er Jurist und Historiker – das Auktionshaus von Roland Mars übernommen. Es hat schon eine lange Tradition in Würzburg. Im Jahr 1968 hat Gustav H. Mars das Unternehmen gemeinsam mit seinem Sohn Roland Mars gegründet. Zwei Jahre später führte es Roland Mars dann allein bis 2008.
Unternehmer als Würzburger Kunden
Gisela Wohlfromm erinnert sich noch an den einen oder anderen Premiumkunden aus Erzählungen des Vorbesitzers. Da gingen Unternehmer wie Madeleine Schickedanz als Erbin des Versandhauses Quelle ein und aus. Und eine Tages kommt ein Mann ins Auktionshaus und hat als Visitenkarte Gummibärchen dabei. „Mein Name ist Hans Riegel aus Bonn und das ist meine Visitenkarte.“ Ein verwirrter Mensch? „Nein“, sagt Gisela Wohlfromm. „Das war der Gründer des Haribo-Konzerns, der auch gerne in Würzburg kaufte.“
Kunst und Antiquitäten
Die beiden Unternehmer haben sich auf Kunst, Antiquitäten und Wertgegenstände aus verschiedenen Sammlungsbereichen spezialisiert. Da stehen im Showroom Madonnen, Bilder, aufwendige Uhren, Kunst aus Asien und auch Militaria. Wie taxiert man denn diese verschiedenen Stile richtig und woher kommen all die Kunstgegenstände?
„Wir haben uns eine Gruppe von Experten aufgebaut, mit denen wir zusammenarbeiten“, erklärt Hans Wohlfromm die Vorgehensweise. „Und mit deren Hilfe lassen sich die Einstiegspreise für die Versteigerung dann gut festlegen.“
Besonders heikel sind alte Waffen
Besonders heikel ist das mit alten Waffen, die versteigert werden sollen. Da verschärfen sich die Gesetze ja ständig, sagt Wohlfromm. „Und da brauchen wir versierte Experten.“ Schließlich will man ja nicht aus Versehen scharfe Pistolen in falsche Hände geben.
Das Auktionshausübernimmt Kunstgegenstände aus Sammlungen, Wohnungsauflösungen, Hausbesuchen und von den Sprechstunden. „Wir halten regelmäßige solche Termine ab. Da können uns die Leute Wertgegenstände vorbeibringen, die wir dann versteigern“, sagt Gisela Wohlfromm. Oft klaffen die Vorstellungen der Kunden über den Betrag, den ein Kunstgegenstand erzielen kann, auseinander.
Die Kunsthistorikerin nennt so ein Beispiel: „Wir hatten eine große Madonna, für die wir als Einstiegspreis 250 Euro nehmen wollten.“
Viele Haushaltsauflösungen
Doch die Verkäuferin habe da nicht mitmachen wollen. Sie bestand trotz der Einwände auf 1500 Euro. „Und so steht die Figur noch bei uns, denn niemand wollte gleich so hoch einsteigen.“ Viele Kunstgegenstände stammen aus Hausauflösungen. „Die Leute werden älter, müssen sich bei der Wohnung verkleinern und haben weniger Platz. Dann rufen sie uns an“, sagt Wohlfromm. „Und die Chemie muss da stimmen, denn es sind ja Dinge, an denen die Menschen oft ihr Leben lang hingen.“
Keine Chance für Hobbymaler
Was kommt im Auktionshaus nicht zum Verkauf? Hobbymalereien, Teppiche und Zinnfiguren, lautet die prompte Aussage. „Der Beruf hat auch etwas von Detektivarbeit“, sagt die Kunsthistorikerin. Bestes Beispiel: Das Schloss Thienhausen-Steinheim, das nach einer 400-jährigen Familientradition verkauft werden musste. Ein Großteil der Wertgegenstände versteigerten die Würzburger.
Vorderzappler aus der Region
Gisela Wohlfromm fuhr nach Westfalen und durchstöberte die Schlossräume. Sie wurde dabei auf eine Wanduhr aufmerksam, einen so genannten Vorderzappler mit einem kurzen Pendel. Dieses Stück ließ sich nach Recherchen auf einen Uhrmacher zurückführen, der in Würzburg und Schweinfurt tätig war. „Der Einstiegspreis lag da bei 450 Euro. Doch bei der Auktion brachte es die Uhr auf 5000 Euro“, freute sich die Unternehmerin über den Recherche-Erfolg.
Erotische Figuren
In einem Auktionshaus sind abstruse Sammelgebiete am Start. Da ist die Geschichte der erotischen Figuren aus Elfenbein. Die damalige Praktikantin war Ende 20 und sollte die Figuren des Kunden auspacken. „Das machte sie noch, doch sie kam danach nie wieder zu uns zur Arbeit“, sagt Gisela Wohlfromm. Oder die Geschichte der silberverzierten echten Menschenschädel, die es in der sakralen Kunst gab. Eine Mitarbeiterin sollte sie bringen. Doch sie konnte die Schädel einfach nicht anfassen.
Fünf Auktionen pro Jahr
Fünf Auktionen gibt es im Jahr, sagt Hans Wohlfromm. 19 Prozent vom Zuschlag gehen an das Auktionshaus. Es gibt mehrere Möglichkeiten, zu bieten: Schriftliche Angebote, da ist das Gebot fix. Viele Interessenten sind am Tag der Versteigerung in der Ludwigstraße anwesend.
Bieter am Telefon
Zehn Mitarbeiter bedienen die internationalen Bieter am Telefon. Wenn der Gegenstand an der Reihe ist, für den sich der Kunde interessiert hat, wird er per Telefon zugeschaltet und kann live mitbieten. „Wir behandeln jeden Kunden, als ob er im Raum dabei sitzt“, verspricht Wohlfromm. Drei bis vier Stunden dauert so eine Auktion mit etwa 400 Stücken.
Jubiläumsauktion: am Samstag, 25. März 10.30 bis etwa 14 Uhr. Unter anderem werden Original-Dokumente von Kaiser Napoleon Bonaparte versteigert. Kontakt: Tel. (09 31) 5 56 58, E-mail: info@auktionshaus-mars.de; www.auktionshaus-mars.de