Geertruida Zelle, das ist doch wahrlich kein Name für eine exzentrische Nackttänzerin und Spionin, mag sich eine ambitionierte Niederländerin gedacht haben und nannte sich fortan geheimnisvoll Mata Hari. Das Würzburger Theater am Neunerplatz zeigt eine nicht weniger ambitionierte Produktion „Der letzte Tanz der Mata Hari“ passend zum hundertsten Todestag der berühmten Selbstvermarkterin.
Wir schreiben das Jahr 1917, der fürchterliche 1. Weltkrieg tobt, in einer ungekannten kriegerischen Materialschlacht verlieren unzählige Soldaten auf beiden Seiten der Schützengräben ihr Leben. Auf Geheiß von Geheimdienstchef Ladoux (Jürgen Keidel) verhört Untersuchungsrichter Bouchardon (Andreas Münzel) die eben verhaftete Tänzerin und Kurtisane Mata Hari (Michelle Neise), um mehr über ihre angebliche Geheimdiensttätigkeit für den deutschen Kriegsgegner zu erfahren.
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In Rückblenden erzählt die selbstbewusste Künstlerin von freudloser Kindheit, einer gescheiterten Ehe mit einem versoffenen Ehemann (Matthias Hahn) auf Java, von ihren eigenen, dort aus Eifersucht vergifteten Kindern. Nach Europa zurückgekehrt macht die exzentrische Barfußtänzerin Karriere mit ihrem Schleiertanz und einigen rentablen amourösen Verwicklungen, unter anderem mit dem schneidigen Vadim (Michael Schwemmer). Munter strickt sie dabei weiter an der eigenen, durchaus erfindungsreichen Legende, bis es sie schließlich in eine Todeszelle verschlägt...
Bilder in Dauerschleife
Regisseur Matthias Hahn zeigt zu Beginn seiner Umsetzung des eigenen Stücks Originalaufnahmen von den Schlachtfeldern des Ersten Weltkriegs, was vielleicht beklemmen soll, aber in Dauerschleife eher beiläufig, nebensächlich wirkt und dadurch verzichtbar bleibt. In sich längenden Szenen erfährt der Zuschauer viel subjektiv geprägte Details aus dem Leben der schillernden Agentin. Höchst gelenkig und expressiv tanzt dazu Agnes Renner als Mata Hari den berühmten Schleiertanz, ein zierlicher, kraftvoller Farbklecks einer nicht nur optisch farblosen Inszenierung.
Schade, denn die Darsteller mühen sich redlich, schaffen es aber nicht, den allzu holzschnitthaften Figuren und ihren zähen Texten genügend Leben einzuhauchen.
Nächste Aufführungen am 30. September, 2. Oktober, Beginn 20 Uhr und am 1. Oktober um 19 Uhr. Karten unter Tel. (09 31) 41 54 43.