Fällt nach über einem Jahrzehnt endlich der grüne Sicherheitsvorhang am eingerüsteten Hochhaus in der Augustinerstraße 9? Das marode Baudenkmal hat jetzt neue Besitzer, darunter FDP-Stadtrat Joachim Spatz. Und diese wollen „möglichst zügig“ das achtgeschossige Gebäude sanieren und für Gastronomie, Wohnungen und Büros umbauen.
Genauere Angaben zum Baubeginn gibt's noch nicht. Dafür steht der neue Name des ehemaligen Ämterhochhauses fest: Es soll „Hans-Löffler-Haus“ heißen. „In Erinnerung an meinen Urgroßvater, den ehemaligen Oberbürgermeister, der das Haus einst erbauen ließ“, erklärt Georg Seissiger. Der Veranstaltungstechniker ist Projektleiter beim Umbau der Immobilie.
Namensgeber ist der „Erbauer“-Oberbürgermeister
Diese gehört jetzt der „Hans-Löffler-Haus-Augustinerstraße GmbH“. Dahinter stehen die Familien Barlian. Seissiger und Joachim Spatz, Stadtrat und Unternehmensberater. Hauptfinanzier des Hochhaus-Projektes ist die Unternehmerfamilie Barlian. Diese besitzt unter dem Dach der Barlian Management Consulting GmbH (BMC) mehrere Firmen und Beteiligungen, darunter auch eine Wohnungsgesellschaft.
Trotz Immobilien-Erfahrung ist die Hochhaus-Planung „für uns Neuland“, sagt Frank Barlian. Er ist Geschäftsführer der „Hans-Löffler-Haus-Augustinerstraße GmbH“. Auch Joachim Spatz ist Geschäftsführer. Der FDP-Stadtrat sieht darin „keinen Interessenkonflikt“. Denn es werde „alles offen gelegt“. Und an Abstimmungen im Stadtrat, die das Hochhaus betreffen, dürfe er ohnehin nicht teilnehmen.
Rathausverwaltung und Bauausschuss werden sich wohl nochmals mit dem Bau beschäftigen, da man die bereits genehmigten Pläne ändern will. Auch die Stadtbildkommission soll noch urteilen.
In klassischer Form erhalten
Die wichtigste Botschaft von Spatz: Das 1930 errichtete Hochhaus und Denkmal der neuen Sachlichkeit soll in seiner klassischen Form erhalten bleiben – mit dem typischen Kranzgesims, den Bullaugen unter dem Dach, einem Walmdach, ohne die ursprünglich geplante Loggia und ohne Antennen obendrauf. Spatz spricht vom „Verbund zwischen Moderne und Denkmalschutz“ und von der „Würzburger Interpretationsform der klassischen Moderne“.
Dies soll vor allem der Architekt garantieren, dem das Haus als Studienobjekt bestens bekannt ist. Sandro von Einsiedel, Honorarprofessor an der Uni Stuttgart, ließ im vergangenen Jahr Studenten Entwürfe für eine neue Nutzung des Gebäudes fertigen, die später in der Sparkasse ausgestellt waren. Von Einsiedels Architekturbüro ist auf die Modernisierung von Baudenkmalen spezialisiert.
„Auch gute Architektur kann wirtschaftlich sein“
Die Verbindung kam über Georg Seissiger zustande, der sich wie alle Beteiligten vom Hochhaus-Projekt begeistert zeigt, wenngleich das Projekt anspruchsvoll und wohl keine billige Angelegenheit ist. „Auch gute Architektur kann wirtschaftlich sein“, sagt Seissiger. Und Barlian betont, man wolle den Umbau, der auch das Nachbargebäude Nummer elf mit einschließt, zwar zügig verwirklichen, habe aber keine Eile aus wirtschaftlichen Gründen. „Das Projekt ist durchfinanziert.“ Es werde „kein Express-Projekt“ werden. Geplant ist derzeit, einen Teil der Wohnungen oder Büros zu verkaufen, einen Teil zu behalten. Ins Erdgeschoss soll Gastronomie kommen.
Dass der bisherige Eigentümer, die Tricyan Tower Würzburg GmbH, eine Tochter der Reichenberger Informica Real Invest AG, das 33 Meter hohe Haus samt Genehmigung für eine Sanierung jetzt verkauft, ist keine Überraschung. Die Informica hatte das Hochhaus 2007 von der Stadt erworben. Ursprünglich wollte man das Haus selbst sanieren und umbauen. „Doch mittlerweile hat sich die Struktur unserer Gesellschaft geändert. Wir machen weniger Projektentwicklung, sondern hauptsächlich Vermögensverwaltung“, sagt Informica-Vorstand Friedrich Schwab.
Es gab viele Interessenten
Er habe viele Interessenten für das Haus gehabt. Er wollte vor allem einen seriösen, finanzkräftigen und möglichst heimischen Käufer, der das Projekt vernünftig und auch in seinem Sinne zu Ende führe. Diesbezüglich habe er jetzt „ein gutes Gefühl“.
Zum Kaufpreis lassen beide Partner nichts verlauten – fast nichts: „Zu hoch“, schmunzelt Barlian, „zu niedrig“, erwidert Schwab. „Vor allem, wenn man das Schmerzensgeld rechnet.“
Damit spielt er auf die lange Leidenszeit an, die ihm die Immobilie mit ihren Wirrungen bescherte: Erst die Planung eines von der Stadt gewollten Neubaus, den dann vor Gericht klagende Nachbarn kippten, dann Diskussionen um die Höhe und den Dachausbau und zuletzt eine weitere Klage aus der Nachbarschaft, die die Erteilung der Baugenehmigung merklich verzögerte.
Zeit, dass etwas passiert. Laut der neuen Besitzer sind die Vorarbeiten voll im Gang. Das Haus und seine Substanz würden hinterm grünen Vorhang derzeit intensivst untersucht.