„Für die diesjährige Leitausstellung hat sich das fast ausschließlich mit Männern besetzte Festkomitee etwas ganz besonderes vorgenommen, um damit eine ganz besondere Wertschätzung zum Ausdruck zu bringen. Die Höfe-Leitausstellung dreht sich in diesem Jahr voll und ganz um das von uns am meisten geschätzte Wesen, die Frauen“.
Mit diesen Worten begrüßte der Sprecher der Festgemeinschaft Michael Roth die zahlreichen Gäste im Hof der Familie Paeth in der Dürrengasse 4.
Man habe sich ganz bewusst einem Thema gewidmet, das sich mit der einen Hälfte der Landbevölkerung beschäftigt, auch wenn es auf den ersten Blick banal scheinen möge.
Mit der Leitausstellung wurde der Startschuss für das am kommenden Wochenende stattfindende Höfe-Fest gegeben. Im ganzen Ort Thüngersheim öffnen dann die Einwohner ihre Höfe und laden mit allerlei Veranstaltungen zum Verweilen ein.
Besonders die Leitausstellung sorgt bei der alle zwei Jahre stattfindenden Veranstaltung für großes Interesse, neben den ganzen kulinarischen Angeboten der fünf mitwirkenden Vereine.
Die Ausstellung wurde 1998 vom Bezirk Unterfranken und der damaligen Direktion für ländliche Entwicklung an Hand von Fotografien von Erika Groth-Schmachtenberger aus den Jahren 1930 bis 1960 erstellt.
„Sie zeigt Frauen in ihrer ländlichen Lebenswelt“, wie es Festrednerin und stellvertretende Landrätin Karen Heußner ausdrückte, „und stellt sie der Situation am Ende des 20. Jahrhunderts entgegen“.
Die Fotografien zeigen das romantische und idyllische Landleben, welches die Frauen selbst nicht so erlebt haben, ist sich Heußner sicher.
„Frauen auf dem Lande waren damals ganz selbstverständlich auf ihre Funktion und Rolle festgelegt“. Eine Berufsausübung war bis 1958 nur mit Zustimmung des Ehemannes möglich. Frauen auf dem Land waren in ihrer landwirtschaftlich geprägten Welt vor allem für das häusliche Wohlbefinden, die Versorgung der Kinder und des Ehemannes und der Eltern verantwortlich, neben ihrer Tätigkeit im Stall oder im Garten.
Dies alles kann man in der Ausstellung sehen, die neben den Bildern von zahlreichen Stücken ergänzt wird, die von Marlene Schäffer und Theresia Bauer zusammen getragen wurden.
Bezirkstagspräsident Erwin Dotzel erkannte viele Gegenstände aus seiner Kinderzeit wieder.
Er freute sich, dass erneut eine Ausstellung des Bezirkes als Leitausstellung für das Höfe-Fest in Thüngersheim auserwählt wurde. Der Bezirk kümmere sich um den Erhalt von Brauchtum und Wissen um die Vergangenheit.
Heußner ging in ihrer Rede aber auch auf das veränderte Frauenbild von heute ein. Die „Landfrau“ verkörpert heute mehr als nur die bäuerliche Tätigkeit.
Frauen von heute sind in allen Berufen tätig, sowohl auf dem Land, als auch in der Stadt. Trotzdem sind Frauen von heute immer „besonders in die gemeinschaftlichen sozialen Strukturen des Dorfes eingebunden“.
Ein aktuelles Problem sei die Abwanderung auch junger Frauen vom Land in die Stadt. Diese Landflucht bringe viele Probleme mit sich.
Das sah auch Thüngersheims Bürgermeister Markus Höfling so, der der Frau früher und heute eine zentrale Rolle im örtlichen Geschehen attestierte. „Unsere Damen und Frauen waren und werden immer eins sein – unentbehrlich“.
Anschließend genossen die Besucher das herrliche Anwesen und die Musik des Holzbläserensembles des Musikvereins Thüngersheim, schlenderten gemeinsam durch die Ausstellung oder bereiteten sich schon auf das kommende Wochenende vor, das für Thüngersheim sicher wieder ein Höhepunkt im Jahr werden wird mit all den Besuchern, die zum Höfe-Fest erwartet werden.