Zum dritten Mal innerhalb weniger Wochen hat ein Mann aus Würzburg versucht, sich und seinen persönlichen Problemen lautstark Gehör zu verschaffen: Während der Sendung „Jetzt red' i“ des Bayerischen Fernsehens, die am Mittwoch live aus der Würzburger s.Oliver Arena gesendet wurde, betrat er die Bühne und störte den Ablauf der Gesprächsrunde rund vier Minuten lang.
- Mediathek: Die Aufzeichnung der Sendung im Internet
Der Mann hielt dabei seinen Schwerbehindertenausweis in der Hand. In der Sendung, in der Bürger aus der Region mit den beiden Politikerinnen Monika Hohlmeier (Europa-Abgeordnete der CSU) und Katharina Schulze (Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bayerischen Landtag) über den Klimawandel diskutierten, wolle er „über den Klimawandel in der Gesellschaft reden“, forderte er lautstark. Der Mann wirkte aufgebracht und ließ sich zunächst auch von Moderator Tilmann Schöberl nicht beruhigen.
Mann von zwei Sanitätern aus Saal geführt
Es gehe ihm um den Umgang der Gesellschaft mit Schwerbehinderten: „Gesetzliche Betreuer nehmen den Betreuten die Grundsicherung weg“, so die Worte des Mannes, der sich dann aus Protest auf den Boden legte. Erst während einer Unterbrechung der Livesendung mit einem geplanten Einspieler über die Folgen des Klimawandels für den Weinbau ließ er sich vom Moderator und Monika Hohlmeier beruhigen. Anschließend wurde er von zwei Sanitätern aus dem Saal geführt. Nach dem kurzen Film konnte die Sendung ohne weitere Störung fortgesetzt werden.
Einen ähnlichen Auftritt hatte der Mann bereits am 30. Mai im Würzburger Ratssaal hingelegt: Damals störte er die Verleihung der Ehrenbürgerwürde an die ehemalige Landtagspräsidentin Barbara Stamm und musste aus dem Raum eskortiert werden. Eine Woche zuvor hatte er beim Wahlkampfauftritt von Grünen-Chef Robert Habeck die Bühne am Oberen Markt gestürmt.
Hohlmeier will sich um Probleme des Mannes kümmern
„Er war sichtlich innerlich aufgerüttelt. Es war erkennbar, dass er einen Ansprechpartner braucht“, sagte Monika Hohlmeier nach der Sendung im Gespräch mit unserer Redaktion: „Ich bin dafür bekannt, dass ich mich mit der Marianne-Strauss-Stiftung ernsthaft um solche Fälle kümmere und versuche zu helfen.“ Sie werde versuche, die Adresse des Mannes zu bekommen, um sich über sein Problem zu informieren, sagte die CSU-Politikerin. Auch BR-Moderator Tilmann Schöberl kündigte an, dass er sich um den Fall kümmern werde.
Für mich ist es trotz der schwierigen Lebenssituation, die der Mann wie viele andere auch haben mag, außerordentlich verärgernd und sogar beschämend, dass er diese völlig unpassende Bühne für seinen Auftritt nutzt. Er beschmutzt mit diesem motzenden, klagenden Verhalten auch die „Innung der Behinderten", die wie jeder andere auch in dieser Sendung sehr gerne über den Klimawandel und über nichts anderes gesprochen hätten.
Meinen Respekt gegenüber dem BR dafür, dass die Szene nicht ausgeblendet wurde und der Querulant auch nach minutenlanger Störung nicht mit Gewalt von der Bühne befördert wurde.
Erst einmal ein Lob an den BR, dass diese Szene mit besagtem Störer auch noch im Internet zu sehen war, manch ein anderer Sender hätte sie rausgeschnitten.
Zu dem Zwischenfall selbst kann ich nur folgendes sagen:
Im Verhältnis zu anderen Behinderten, die in der Senung zu sehen waren und die sich friedlich verhalten haben, finde ich das Verhalten des Störers einfach nur unverschmämt, eine Sendung so für sich zu instrumentalsieren.
Ob dem Sicherheitspersonal des BR allerdings eine Mitschuld an dem Zwischenfall trifft, darüber kann man geteilter Meinung sein, wie in einem Kommentar steht, denn nur weil die Person im LK Würzburg bekannt ist, muss sie noch lange nicht dem BR bekannt sein.
Nur dürfte er in seiner Situation kein Einzelfall sein und wenn dass jetzt jeder machen würde, der Probleme mit Behörden hat, irgendeine Sendung oder andere Veranstaltung stören, na dann viel Spaß ...