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Würzburg
Aufführung des Stummfilms "Esther": Ein Zeitloser Appell für Frieden
Elke Tober-Vogt
 |  aktualisiert: 11.07.2024 02:41 Uhr

Da konnte einem schon ein kalter Schauer über den Rücken laufen: Königin Esther lässt ihrem Gatten Xerxes bei einem großen Bankett den Kopf eines enthaupteten Boten servieren – zumindest auf der Kinoleinwand. Die nahm die Hälfte der Bühne des großen Saals in der Musikhochschule ein, auf der ansonsten die Thüringen Philharmonie und der Monteverdichor Würzburg Platz genommen hätten. Unter der musikalischen Leitung von Matthias Beckert durfte man der Welterstaufführung des Stummfilms "Esther" mit Livemusik von Hermann Zilcher folgen und das anlässlich des 30. Gründungsjubiläums der Hermann-Zilcher-Gesellschaft.

Eine Erstaufführung war das Projekt insofern, als sie erstmals den von Stummfilmexperten Robert Horter restaurierten einstündigen Film von 1918, mit der von Zilcher-Enkel Wolfgang Zilcher instrumentierten Klaviermusik Hermann Zilchers zusammenführte. Die Musik liefert dabei nicht, wie heute vielfach üblich, den gesamten Film über eine weitere dramaturgische Ebene, sondern kommentiert in einzelnen Nummern das Geschehen. Inhaltlich geht es um einen Genozid am jüdischen Volk, der von Königin Esther vereitelt wird; die zeitlose Botschaft ist ein Appell für Frieden.

Illusion einer orientalischen Welt

Da die Klavierpartitur keine Hinweise auf die Instrumentierung enthielt, konnte sich Wolfgang Zilcher alle Freiheiten nehmen, und er hat diese hervorragend genutzt. Geschickt wählt er die Instrumentenfarben zu den einzelnen Filmszenen, nutzt satte Orchestersounds, bunte perkussive Effekte, Orgel, Pauken und alles, was man sich für die Illusion einer orientalischen Welt und als Ausleuchtung für die im Stummfilm genutzten Ausstattungs- und Darstellungswerkzeuge vorstellen kann.

Die Thüringen Philharmonie war bestens vorbereitet; der Monteverdichor erstrahlte bei seinen wenigen Einsätzen in der Funktion des Volkes (Lobpreisungs- und Bußpsalmen) in gewohnt exquisiter Güte. Vorausgegangen waren der Filmaufführung zwei Werke Hermann Zilchers für Soloinstrument und Orchester. Das "Konzertstück op. 21" für Cello und Orchester zeigte sich als schlichtes Werk mit wenigen melodramatischen Ansätzen. Solistin Jiyeon Kim hielt sich mit der großen Geste sehr zurück, obwohl dem Werk etwas mehr Zupacken gutgetan hätte.

Die "Klage op. 22" erhielt durch die große künstlerische Präsenz und Ausdruckskraft des Geigensolisten Nazar Totovytskyi viel mehr Eindringlichkeit, wenngleich auch dieses Werk recht kleinmotivisch daherkommt und seine Höhepunkte vor allem aus der Dynamik bezieht.

 
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