
Die Ritaschwestern in Würzburg bitten alle Menschen, die in ihren Einrichtungen sexuelle, körperliche oder psychische Gewalt erfahren haben, sich zu melden. Im Gespräch mit dieser Redaktion informiert Rita-Maria Käß, die Oberin der Ritaschwestern, über ihr Vorgehen.
Es sei nicht der erste Aufruf der Kongregation, vielmehr der nächste Schritt in der Aufarbeitung. Die Deutsche Ordensobernkonferenz (DOK) habe dazu verbindliche Regelungen festgelegt, so Käß. Dazu gehöre auch ein öffentlicher Aufruf. "Mit diesem Schritt hoffen wir, zur Klärung und Aufarbeitung beizutragen und Betroffenen Gehör zu schenken."
Ritaschwestern schickten Offenen Brief an die Einrichtungen
Im Oktober hatte sich die Kongregation erstmals in einem sogenannten Offenen Brief direkt an die Kindergärten gewandt, in denen Schwestern tätig waren. Ebenso an ehemalige Kindergartenkinder und ehemalige Kinder des Kleinkinderheimes. Anfang Dezember wurde der Brief in der hauseigenen Zeitschrift Lebenszeichen veröffentlicht.
Darin räumt Käß ein: "Wir können nicht ausschließen, dass es in der Vergangenheit zu pädagogischem Ungeschick, Überforderung, übergriffigem Verhalten und Gewalt im Umgang mit Kindern kam." Auch manche der Erziehungsmethoden der jeweiligen Zeit hätten nicht die heutigen pädagogischen Grundsätze vertreten.
Heute sind die Ritaschwestern Träger der Kindertagesstätte St. Rita, der Familienpflege und des Familientreffpunkts im Würzburger Stadtteil Sanderau.
Oberin Käß informierte im Brief zudem darüber, dass die Schwestern bereits mit Betroffenen im Gespräch seien – und glauben, dass es weitere Betroffene gebe, die Unrecht erlitten haben. "Es ist uns wichtig, das Dunkelfeld zu erhellen." Ebenso wollen die Ritaschwestern Verantwortung übernehmen. Auch ein Abschlussbericht sei geplant als Nachweis, "dass wir Aufarbeitung gemacht haben", so Käß.
Auf Nachfrage heißt es, es habe sich nach dem ersten Aufruf im Oktober ein ehemaliges Kindergarten-Kind gemeldet. Die Person habe über die einstigen "fragwürdigen pädagogischen Erziehungsmethoden" sprechen wollen. Es habe daraufhin ein Gespräch mit der ehemaligen Erzieherin gegeben, teilt eine Sprecherin der Ritaschwestern mit.
Zusätzlich erfolgt nun der öffentliche Aufruf über die Medien, denn, sagt Generaloberin Käß: "Wir waren uns mit dem Offenen Brief, den wir nicht nur in unserer Zeitschrift, sondern auch an alle unsere Einrichtungen geschickt haben, nicht sicher, ob wir damit alle Menschen erreichen."
Mit dem jetzigen Aufruf "möchten wir alle ermutigen, die durch unsere Ordensmitglieder Unrecht und Leid erfahren haben, sich bei uns zu melden und von ihren Erlebnissen zu berichten". Das sei zum Beispiel "sehr persönlich und direkt" bei ihr möglich. Ebenso bei den externen Ansprechpersonen.
Das größere Problem ist aber sicherlich die systemimmanente Verleugnung der zugrunde liegenden moralischen Verkommenheit der Täter und ihrer Helfershelfer. – Gütige Augen sind kein Garant für irgendetwas, wie auch der Fall der Nobelpreisträgerin Alice Munro lehrstückhaft zeigt.
https://www.derbund.ch/alice-munro-partner-missbrauchte-kind-der-gefeierten-autorin-315669182007
https://www.spiegel.de/kultur/literatur/alice-munro-enthuellungen-ueber-literaturnobelpreistraegerin-luege-verrat-missbrauch-aller-art-a-5b6e4807-fb41-4ee0-b51a-882217dfb04d
Lüge – Verrat – Missbrauch aller Art kennzeichnen auch die Institutionen der Katholischen Kirche.
Es gilt daher, alles genau zu prüfen.
Kann es sein, dass Sie für die Diakonie tätig sind, Herr Heiderhoff?
Von „Trittbrettfahrern“ habe ich hingegen in dem Bereich noch nie gehört.
Aus eigener Erfahrung weiss ich das es gerade in der sehr engen. Beziehung von Bewohnern und Betreuern zu Missverständnissen können kann.
Den ehrlichen Willen zu Offenlegung, Aufarbeitung und Übernahme von Verantwortung kann ich nicht im Ansatz erkennen. - Ich erkenne nur hinhaltenden Widerstand und Augenwischerei, um dem Druck der Öffentlichkeit auszuweichen.
Allein, dass Sie "Missverständisse" ins Spiel bringen, spricht Bände.