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Würzburg
Aufarbeitung von Missbrauch: Ritaschwestern in Würzburg starten öffentlichen Aufruf
Die Kongregation will Betroffenen Gehör schenken und zur Aufarbeitung beitragen. Die Schritte dazu sind von der Ordensobernkonferenz geregelt. Bislang hat sich eine Person gemeldet.
Schwester Rita-Maria Käß, Generaloberin der Ritaschwestern in Würzburg, ruft Betroffene sexuellen Missbrauchs sowie körperlicher und psychischer Gewalt auf, sich bei ihr oder neutralen Ansprechpersonen zu melden.
Foto: Johannes Kiefer | Schwester Rita-Maria Käß, Generaloberin der Ritaschwestern in Würzburg, ruft Betroffene sexuellen Missbrauchs sowie körperlicher und psychischer Gewalt auf, sich bei ihr oder neutralen Ansprechpersonen zu melden.
Christine Jeske
 |  aktualisiert: 17.02.2025 02:31 Uhr

Die Ritaschwestern in Würzburg bitten alle Menschen, die in ihren Einrichtungen sexuelle, körperliche oder psychische Gewalt erfahren haben, sich zu melden. Im Gespräch mit dieser Redaktion informiert Rita-Maria Käß, die Oberin der Ritaschwestern, über ihr Vorgehen.

Es sei nicht der erste Aufruf der Kongregation, vielmehr der nächste Schritt in der Aufarbeitung. Die Deutsche Ordensobernkonferenz (DOK) habe dazu verbindliche Regelungen festgelegt, so Käß. Dazu gehöre auch ein öffentlicher Aufruf. "Mit diesem Schritt hoffen wir, zur Klärung und Aufarbeitung beizutragen und Betroffenen Gehör zu schenken."

Ritaschwestern schickten Offenen Brief an die Einrichtungen

Im Oktober hatte sich die Kongregation erstmals in einem sogenannten Offenen Brief direkt an die Kindergärten gewandt, in denen Schwestern tätig waren. Ebenso an ehemalige Kindergartenkinder und ehemalige Kinder des Kleinkinderheimes. Anfang Dezember wurde der Brief in der hauseigenen Zeitschrift Lebenszeichen veröffentlicht.

Darin räumt Käß ein: "Wir können nicht ausschließen, dass es in der Vergangenheit zu pädagogischem Ungeschick, Überforderung, übergriffigem Verhalten und Gewalt im Umgang mit Kindern kam." Auch manche der Erziehungsmethoden der jeweiligen Zeit hätten nicht die heutigen pädagogischen Grundsätze vertreten.

Heute sind die Ritaschwestern Träger der Kindertagesstätte St. Rita, der Familienpflege und des Familientreffpunkts im Würzburger Stadtteil Sanderau.

"Es ist uns wichtig, das Dunkelfeld zu erhellen."
Schwester Rita-Maria Käß, Generaloberin der Ritaschwestern

Oberin Käß informierte im Brief zudem darüber, dass die Schwestern bereits mit Betroffenen im Gespräch seien – und glauben, dass es weitere Betroffene gebe, die Unrecht erlitten haben. "Es ist uns wichtig, das Dunkelfeld zu erhellen." Ebenso wollen die Ritaschwestern Verantwortung übernehmen. Auch ein Abschlussbericht sei geplant als Nachweis, "dass wir Aufarbeitung gemacht haben", so Käß.

Auf Nachfrage heißt es, es habe sich nach dem ersten Aufruf im Oktober ein ehemaliges Kindergarten-Kind gemeldet. Die Person habe über die einstigen "fragwürdigen pädagogischen Erziehungsmethoden" sprechen wollen. Es habe daraufhin ein Gespräch mit der ehemaligen Erzieherin gegeben, teilt eine Sprecherin der Ritaschwestern mit.

Zusätzlich erfolgt nun der öffentliche Aufruf über die Medien, denn, sagt Generaloberin Käß: "Wir waren uns mit dem Offenen Brief, den wir nicht nur in unserer Zeitschrift, sondern auch an alle unsere Einrichtungen geschickt haben, nicht sicher, ob wir damit alle Menschen erreichen."

Mit dem jetzigen Aufruf "möchten wir alle ermutigen, die durch unsere Ordensmitglieder Unrecht und Leid erfahren haben, sich bei uns zu melden und von ihren Erlebnissen zu berichten". Das sei zum Beispiel "sehr persönlich und direkt" bei ihr möglich. Ebenso bei den externen Ansprechpersonen.

Ritaschwestern Würzburg: Kontaktmöglichkeiten für Betroffene

Generaloberin Schwester Rita-Maria Käß ist per E-Mail erreichbar: rita-maria@ ritaschwestern.de. Die Postanschrift lautet: Friedrich-Spee-Straße 32, 97072 Würzburg.
Betroffene können sich auch an die externen, unabhängigen Missbrauchsbeauftragten wenden. An sie ergangene Informationen können auf Wunsch anonym an die Ordensleitung weitergegeben werden: Janko Jochimsen, Seestraße 11, 13353 Berlin, E-Mail: janko.jochimsen@urios-beratung.de. Sowie an: Sylvia Betscher-Ott, E-Mail: s.betscher-ott@wisp.gmbh
Der Offene Brief mit allen Kontaktadressen ist im Internet einsehbar unter: www.ritaschwestern.de/Nachrichten. Ebenso in der Zeitschrift Lebenszeichen. Die Zeitschrift und der Offene Brief können telefonisch bestellt und zugeschickt werden unter: 0931 / 8804155
Quelle: Ritaschwestern
 
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Kommentare
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  • Johannes Fasel
    Trittbrettfahrer??? Aha!!! –

    Das größere Problem ist aber sicherlich die systemimmanente Verleugnung der zugrunde liegenden moralischen Verkommenheit der Täter und ihrer Helfershelfer. – Gütige Augen sind kein Garant für irgendetwas, wie auch der Fall der Nobelpreisträgerin Alice Munro lehrstückhaft zeigt.

    https://www.derbund.ch/alice-munro-partner-missbrauchte-kind-der-gefeierten-autorin-315669182007

    https://www.spiegel.de/kultur/literatur/alice-munro-enthuellungen-ueber-literaturnobelpreistraegerin-luege-verrat-missbrauch-aller-art-a-5b6e4807-fb41-4ee0-b51a-882217dfb04d

    Lüge – Verrat – Missbrauch aller Art kennzeichnen auch die Institutionen der Katholischen Kirche.
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  • Axel Heiderhoff
    Sicherlich ist Aufarbeitung wichtig.Doch ich sehe auch die Gefahr, dass sich Trittbrettfahrer melden. Es ist wiederholt vorgekommen, dass angebliche Opfer falsche Anschuldigungen aussprechen.

    Es gilt daher, alles genau zu prüfen.
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  • Martin Deeg
    Ich empfehle auch Ihnen den Film "Die Kinder aus Korntal" - Leute, die zwar nichts genaues wissen, aber das irgendwie nicht "glauben" können hinterlassen hier ein eindrückliches Bild, und das ist ja auch alles "schon so lang her"....

    Kann es sein, dass Sie für die Diakonie tätig sind, Herr Heiderhoff?
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  • Axel Heiderhoff
    Ich war zumindest viele Jahre für die Diakonie tätig. Und ich weiß auch, wie man in sozialen Einrichtungen lebt.
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  • Martin Deeg
    Dann wissen Sie mutmaßlich auch um die Methoden und Muster, mit denen Betroffene diffamiert, stigmatisiert und auszugrenzen versucht werden, Missstände und Fehler geleugnet und bagatellisiert werden und wie überaus wichtig es für die Verantwortungsträger gerade kirchlicher Institutionen ist, dass die Fassade nach außen hin glänzt.

    Von „Trittbrettfahrern“ habe ich hingegen in dem Bereich noch nie gehört.
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  • Axel Heiderhoff
    Ich denke schon,dass es einen ehrlichen Willen gibt Missbrauchsfälle aufzuarbeiten das mag in der Vergangenheit nicht so gewesen sein inzwischen hat sich aber ein Bewusstsein gebildet.

    Aus eigener Erfahrung weiss ich das es gerade in der sehr engen. Beziehung von Bewohnern und Betreuern zu Missverständnissen können kann.
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  • Johannes Fasel
    Mit Verlaub: Pädokriminalität, Kindesmisshandlung und die systematische Vertuschung der Verbrechen sind keine "Missverständnisse".

    Den ehrlichen Willen zu Offenlegung, Aufarbeitung und Übernahme von Verantwortung kann ich nicht im Ansatz erkennen. - Ich erkenne nur hinhaltenden Widerstand und Augenwischerei, um dem Druck der Öffentlichkeit auszuweichen.

    Allein, dass Sie "Missverständisse" ins Spiel bringen, spricht Bände.
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