
Der zweite Jahreswechsel in der Pandemie: Corona dominiert den beruflichen und privaten Alltag von allen. Auch diese Redaktion beschäftigt sich fast täglich mit dem Virus und seinen Folgen. Und auch die Redakteurinnen und Redakteure sorgen sich, wie es in den nächsten Wochen und im nächsten Jahr weiter gehen wird.
Wie gelingt es, trotz allem Optimismus und Zuversicht nicht zu verlieren und positiv ins neue Jahr zu schauen? Wir haben einige Beispiele aus der Redaktion zusammen getragen.
Conny Puls (53): Mit Humor geht vieles besser

Wenn ich in manche Gesichter blicke, denke ich mir: Haben diese Menschen das Lächeln verlernt? Gut, vieles ist zurzeit wirklich nicht lustig. Dennoch, es kann so einfach sein, jemandem ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Während des ersten Lockdowns gab ich den gestressten Kassiererinnen im Einkaufsmarkt meines Vertrauens beispielsweise Süßigkeiten – zum Dank dafür, dass sie uns allen die Stange hielten.
Mir selbst zaubern jedes mal Tiere aller Art ein Lächeln ins Gesicht. Sei es Nachbars Kater Pablo, der täglich kommt, um seine Portion Olivenöl abzuschnurren, oder fremde Hunde, die mich beim morgendlichen Laufen freudig begrüßen. Tiere besitzen ohnehin einen feinen Sinn für Humor, der mich jeden Tag begeistert. Deshalb mein Credo auch für 2022: Öfters mal lächeln, den Humor nicht verlieren und sich über Kleinigkeiten tierisch freuen.
Torsten Schleicher (53): Umgang mit Unwägbarkeiten prägt

Als ich 22 Jahre alt war, änderte sich in wenigen Wochen so ziemlich alles um mich herum. Die DDR, in der ich aufgewachsen war, brach zusammen, Menschen veränderten in kürzester Zeit ihr Verhalten, Gewohntes fiel fast über Nacht weg. Es gab viele neue Freiheiten und Chancen – aber auch viele Unsicherheiten.
20 Jahre lang war ich danach zunächst freiberuflich tätig. Eine prägende Zeit, in der ich gelernt habe, mit Unwägbarkeiten (fast) aller Art umzugehen. Von dem Selbstvertrauen, dem Vertrauen in die eigene Kraft, das ich in dieser Zeit entwickelt habe, zehre ich immer noch. "Es wird gut", sage ich mir bis heute in schwierigen Situationen. Und das wird es auch! Meistens zumindest.
Katja Glatzer (47): Das Lichtlein in Form einer Freundin

Wenn du glaubst, es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Lichtlein her. Ich empfinde dieses Sprüchlein, das ursprünglich aus einem Gedicht stammt, als sehr tröstlich. Noch viel besser ist, dass es sich bisher immer bewahrheitet hat: Denn, egal wie schwierig sich eine Lebenslage bisher gestaltete, ein Lichtlein kam.
Ein Lichtlein in Form einer guten Freundin, einer magischen Begegnung, eines guten Gesprächs, einer Umarmung, eines Kinderlächelns, eines zauberhaften Strandes am Meer, einer Yogaposition oder auch mal in Form eines chilenischen Rotweins, der mich an meine Zeit im Ausland erinnert. Daraus schöpfe ich auch die Kraft, dass wir diese Pandemie überwinden werden. Alle gemeinsam.
Manuela Göbel (55): Positive Menschen färben ab

Die allermeisten Begegnungen stimmen mich positiv. Als Redakteurin treffe ich viele Menschen, die sich um etwas kümmern, für etwas brennen, was ihnen wichtig ist. Das ist der Winzer, der einen tollen Wein macht, die Umweltschützerin, die sich für den Bach vor ihrer Haustüre einsetzt oder Politiker, die für ihre Sache streiten.
Diese Menschen glauben daran, dass ihr Tun etwas bewirkt. Eine zuversichtliche und optimistische Haltung, die ansteckend ist – auch in diesen anstrengenden Zeiten.
Ernst Lauterbach (62): Das Glas war schon immer halb voll

Bei mir war schon immer das Glas eher noch halbvoll als bereits halbleer. Diese Einstellung hat mein Umfeld so manches mal auch schon genervt, und gerade im Studium habe ich irgendwann gelernt, dass ein "wird schon werden" eine sorgfältige Prüfungsvorbereitung nicht ersetzen kann.
Dennoch hat es mir eigentlich immer geholfen, positiv an eine Sache heran zu gehen – bei aller notwendigen kritischen Distanz. Am besten hat diese Einstellung wohl Charles M. Schulz mit einem Peanuts-Cartoon beschrieben. Da sitzen Snoopy und Charlie Brown auf einem Steg am See und blicken in die untergehende Sonne. Charlie Brown sagt: "Eines Tages werden wird alle sterben, Snoopy". Und Snoopy antwortet: "Ja, stimmt, aber an allen anderen Tagen nicht." Bleiben Sie gesund!
Thomas Fritz (49): Es gibt viele kleine Kraftquellen

Wer schon öfter Krisen durchlebt hat, weiß, dass es trotz aller Schwere immer irgendwo Kraftquellen gibt. Nur sind sie leider nicht sofort zu entdecken. Aber es gibt sie, denn sowohl einzelne Menschen überstehen Krisen, und auch die Menschheit hat solche Phasen überstanden.
Bei mir persönlich ist es der Tod meines Sohnes. Freilich habe ich in dieser schweren Zeit gedacht, das überstehe ich nicht. Doch in den letzten zwei Jahren haben meine Familie und ich Kraftquellen für uns gefunden. Das können Ausflüge in die Natur sein, gutes Essen oder ein Gottesdienst-Besuch. Oder ein Glas Rotwein, das ich mir nun zwei Jahre nach Leanders Tod an Weihnachten wieder gegönnt - und auch genossen habe. Dadurch ist die Krise zwar nicht weg. Doch wir haben gelernt, die schönen Dinge des Lebens zu genießen. Das gibt mir Zuversicht fürs nächste Jahr. Wir wissen nicht, was kommt, aber wir haben die Gewissheit, dass wir auch 2022 aus den schönen Momenten des Lebens Kraft ziehen können.
So schnell sind wir nicht klein zu kriegen!
Aaron Niemeyer (32): Uns verbindet mehr als uns trennt

In vielerlei Hinsicht war 2021 ein echt besch*ssenes Jahr. Immer noch sind wir mitten in der Pandemie, immer noch leiden Menschen an Einsamkeit und Existenzangst oder sterben. Und zudem demonstrieren tausende teils gewaltbereite Verwirrte gegen die einzigen Maßnahmen, die uns aus der Misere retten.
Aber es gibt Hoffnung! Wir haben Impfstoffe, die vor schweren Krankheitsverläufen schützen. Wir haben eine weitgehend funktionierende demokratische Zivilgesellschaft, die sich gemeinsam gegen eine tödliche Bedrohung stemmt und sich dabei nicht von einer abgedrehten und radikalen Minderheit beirren lässt. Das gibt mir Hoffnung für eine bessere Zukunft.