zurück
WÜRZBURG
Auf der Farm in der Stadt: Wo Kinder ein Stück Leben lernen
Regina Urbon
 |  aktualisiert: 27.04.2023 06:13 Uhr

Die Kinder- und Jugendfarm in der Leistenstraße ist sogar im Winter bunt: Farbig sind die Halfter der Ponys und Esel, bunt manchmal das Treiben der Kinder und Jugendlichen, die sich um die Tiere kümmern, die auch in der kalten Jahreszeit hier wohnen.

Leiter der Kinder- und Jugendfarm ist seit zwei Jahren Axel Demmel, von Berufs wegen Zimmermann, Sozialpädagoge und Pferdewart. Mit seinen beiden Mitarbeitern, dem Pädagogen Simon Dauwalter und der Biologin Melanie Sporn, sorgt er dafür, dass die Kinder auf der Farm eigene Ideen umsetzen.

Tiere, Lagerfeuer, Bau von Hütten: Abenteuer für die Kinder

Die Kinder dürfen sich auf dem naturbelassenen Gelände entwickeln, allein oder im Team mit anderen. Ob gemeinsam mit den Tieren oder beim Bau von Hütten, beim Lagerfeuer oder Herrichten von Speisen: Immer sind sie als Farmer gefragt – so sehr, dass viele nicht nur gerne, sondern über Jahre hinweg regelmäßig auf den betreuten Aktivspielplatz kommen.

So hat sich inzwischen auch ein ehrenamtlicher Fütterdienst über die Winterzeit etabliert, während die Farm bis 13. März offiziell noch geschlossen ist. Acht Jugendliche hatten sich vergangenes Jahr für eine Farmgruppe gemeldet; vier sind über die Monate in der Gruppe geblieben. Sie kommen regelmäßig und kümmern sich um die Tiere. Außerdem entlasten ehemalige Farmkinder und Ehrenamtliche am Wochenende die festen Mitarbeiter.

Während Pferde mit Heu, im Sommer mit Weidegras und etwas Kraftfutter versorgt werden und ab und noch Äpfel, Möhren und Rüben erhalten, sind Esel mit Stroh und einer kargen Weide sehr gut versorgt. Esel sind auch Strauch- und Buschfresser. Wenn die Kinder und Jugendlichen der Farmgruppe mit den Tieren vertraut sind, führen sie sie auch aus, laufen mit ihnen durch die Weinberge oder auf die Koppel.

Mit Körpersprache den Tieren Signale geben

Das klappt nur, wenn sie mit den Eigenarten der Tiere umgehen können. Mit Eseln zum Beispiel ist schnelles Vorankommen nicht gewährleistet: „Die Lieblingsbeschäftigung der Esel ist fressen“, schmunzelt Demmel, also bücken sich die Tiere möglichst häufig nach Fressbarem. Die Kinder müssen sich mit klarer Körpersprache und Ausdauer durchsetzen und liebevoll auf ihre Schützlinge eingehen, um zügig voranzukommen.

Auf der Farm wird Gemischthaltung von Schafen, Ziegen, Eseln und Ponys betrieben – ein Zusammenleben, das hier gut harmoniert. Als an einem Januartag die Kinder mit den Eseln von einem Ausflug zurückkehren, wiehern die beiden zurückgelassenen Ponys und heben ihnen dabei ihre Köpfe entgegen, ein paar Schafe blöken gleich mit und die sonst eher scheuen Ziegen laufen aufgeregt in ihrem Gatter hin und her.

Pflege und Tanz: eine interessante Beschäftigung

Auch Finja Lehner (12), die Zwillinge Jette (14) und Anselm (14) Weeren und Sophie Popp (14) gehören zu den Freunden der Tiere. So ist es kein Wunder, dass das Spiel mit Esel Mira klappt, wenn Sophie Miras Vorderlauf mit der Gerte antippt. Das Tier hebt das Bein, als würde es einen Tanz beginnen. Axel Demmel sieht zu.

Nicht immer ist er einverstanden, wie die Jugendlichen vorgehen, dennoch hält er sich zurück und greift möglichst nur unter Sicherheitsaspekten ein. So ist es beispielsweise bei der Pflege der Ponys wichtig, neben dem Tier zu stehen – es sind Fluchttiere, ein Pony könnte sich erschrecken oder mit einem Hinterlauf treten. Dieser Gefahr sollen sich die Jugendlichen gar nicht erst aussetzen. Esel hingegen können zwar schnell laufen, tun es aber in der Regel nicht. Geritten wird nicht auf den Tieren der Farm, denn hier geht es ausschließlich um den Umgang und die Versorgung der Tiere. Die jungen Leute säubern und pflegen die Vierbeiner mit Striegel und Kardätsche (Putzhandschuhe), kratzen Hufe aus, füttern. Und sie zeigen den jüngeren Kindern, wie es geht. Im Herbst geht es an die Schafschur. Und aus Filzwolle entsteht bunter Schmuck.

Szenenwechsel: Welches Kind einmal mit Hammer und Nagel sein eigenes, vielleicht auch nur ganz kleines Holzhüttchen gebaut hat, hat nicht nur gelernt, wie man Nägel gerade einschlägt und welche Stellen dafür die geeignetsten sind. Er lernt auch, dass im Team fast alles besser funktioniert, und er sieht etwas unter seinen Händen entstehen. Der Erfolg macht selbstbewusst.

Die Stadtkinder blühen auf

Auf der Kinder- und Jugendfarm ist vieles möglich, wozu Stadtkinder sonst kaum Gelegenheit haben: Gemüse ernten, schälen und kochen. Pizza im Lehmofen backen. In großer Gemeinschaft draußen am Feuer grillen. Im Sommer barfuß über Stock und Stein laufen...

Axel Demmel hat bereits die Heuhütte mit einem Holzboden versehen, damit das Heu nicht mehr auf Kies liegt und die Feuchte aus dem Boden aufnimmt. Der früher dunkle Hühnerstall erhielt große Fenster und einen umzäunten Auslauf. Die große Hütte im Zentrum hat jetzt ein Dach aus Trapezblech. Daran baute Demmel eine Pergola mit hellen Doppelstegplatten an – eine Wohnküche im Grünen. Auch überdachte er den Grillplatz. Das Büro zog in eine kleinere Hütte.

Das Team hat viele Pläne

Das Team der Kinder- und Jugendfarm hat noch viele Pläne: Die Farmer suchen einen alten Küchenherd, der mit Holz befeuert wird, für die Außenküche; sie wollen eine Siebdruckwerkstatt einrichten und irgendwann eine Schmiede, für die eine Feldesse und Werkzeuge benötigt werden. Für kleine Kinder unter sechs Jahren und deren Eltern gestaltet das Team gerade einen eigenen Bereich.

Die Farm lädt für den 17. März um 14 Uhr zum alljährlichen Frühlingsfest ein. Dieses Jahr zeigt Thomas Glasmeyer mit seinen Handpuppen das Stück Prinz Zain-el-Asnam.

Die Farm befindet sich in der Leistenstraße, 97082 Würzburg, (Buslinie 17, Haltestelle Winterleitenweg), Tel. (09 31) 7 63 99. www.skf-wue.de

Öffnungszeiten ab 13. März: Dienstag bis Freitag: 14 bis 18 Uhr, Samstag: 10 bis 15 Uhr. Das Frühlingsfest findet am 17. März ab 14 Uhr statt. Der Eintritt ist frei. Öffnungszeiten in den Ferien:

Montag bis Freitag: 10 bis 16 Uhr. An Feiertagen ist die Farm geschlossen.

Sophie füttert auf der Kinder- und Jugendfarm die Rhönschafe Hecke, Benjes, Miscantus und Skilla.
Foto: Thomas Obermeier | Sophie füttert auf der Kinder- und Jugendfarm die Rhönschafe Hecke, Benjes, Miscantus und Skilla.
Sophie Popp füttert die Tiere nicht nur, sondern beschäftigt sie auch. Hier legt sie der Eselin Mira das Halfter an, an dem sie das Tier beim Ausflug führt. Thomas Obermeier
Foto: Thomas Obermeier | Sophie Popp füttert die Tiere nicht nur, sondern beschäftigt sie auch. Hier legt sie der Eselin Mira das Halfter an, an dem sie das Tier beim Ausflug führt. Thomas Obermeier
 
Themen & Autoren / Autorinnen
Zellerau
Regina Urbon
Farmen
Körpersprache
Ziegen
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top