Die Ortsgruppe Ochsenfurter Gau im Bund Naturschutz (BN) veranstaltete jüngst einen Vortrag in der Bürgerstube in Gelchsheim zum Thema "Auf dem Weg zu klimaresilienten Gemeinden mit Wasserrückhaltemaßnahmen, Begrünung und anderen Ideen." Bei der Veranstaltung, die mit rund 20 Teilnehmerinnen und Teilnehmern auf lebhaftes Interesse stieß, erläuterte die Vorsitzende Christine Primbs, dass eine Stadt oder Gemeinde klimaresilient ist, wenn sie insbesonders auf extreme Wetterereignisse vorbereitet ist und nachhaltig mit diesen umgehen kann. Der BN Kreisvorsitzende Armin Amrehn aus Kleinrinderfeld erinnerte an den vermehrt auch im Ochsenfurter Gau auftretenden Starkregen, der im Vorjahr, wie er sagte, alles große Schäden verursacht hat.
Laut Christine Pimbs, die eine Fülle von Untersuchungsergebnissen der Agrarwissenschaftlerin, Dr. Andrea Beste aus Mainz und von Prof. Karl Auerswald aus Freising vorstellte, ist im und um den Ochsenfurter Gau herum der Schutz vor Dürre und Hochwasser notwendig. Durch den Klimawandel und den globalen Temperaturanstieg zählt Unterfranken zu dem Gebiet mit den höchsten Temperaturen und der niedrigsten Niederschlagmenge.
Fehlende Grundwasserneubildung
Die negative Auswirkung davon ist die fehlende Grundwasserneubildung, deren Rückkkoppelung sich infolge der durch schwere Maschinen verursachte Wasseraufnahmefähigkeit der Böden verstärkt. Und, so Christine Primbs, bewässern im wasserarmen Unterfranken immer mehr Landwirte ihre Felder. "Je stärker Flächen verdichtet oder versiegelt sind, desto schlechter die Wasserebilanz", verdeutlichte die Referentin.
Eine vielfältige Fruchtfolge, so die Vorsitzende, ist hilfreich für den Boden wie auch die Mikroorgnanismen. Das Fazit von Andrea Beste lautet: "Nur lebendige Böden speichern Wasser". Und weiter: Intensive Landwirtschaft mit engen Fruchtfolgen, intensiver Düngung und einem hohen Einsatz von Pflanzenschutzmitteln führt zu einer Verschlechterung der biologischen Vielfalt im Boden, zu Humusschwund, Verdichtung und Erosion.
Mulchen und Hecken
Als landwirtschaftliche Optionen empfiehlt sich das Mulchen ebenso wie das Anpflanzen von Hecken. Die Vorteile von Heckenanpflanzungen sind vor allem die abgesenkten Windgeschwindigkeiten, eine höhere Lufttfeuchtigkeit und weniger Bodenabtrag.Das Ergebnis ist, dass Hecken die Erträge steigern.
Wie breit das Feld für das ist, was für den Natur-und Wasserschutz nicht nur von Landwirten, sondern auch von Privatleuten getan werden kann, zeigte sich bei der Vorstellung der verschiedenen diesbezüglichen Programm. Da ist zum einen das Kulturlandschaftsprogramm (KULAP) des bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, von dem Investitionen für die Erneuerung von Hecken und Feldgehölzen, die Pflege von Streuobstbäumen und auch die Anlage von Struktur- und Landschaftselementen gefördert werden.
Da ist ferner die Möglichkeit der Einrichtung von Agroforstsystemen, für die sich Wertholzbäume zum Anpflanzen ebenso empfehlen wie Gehölzpflanzungen an nicht mehr genutzten Wiesen entlang von Bächen, wie es – so Christine Primbs – an der Gollach geplant ist.
Christine Primbs: "Der Klimawandel ist kein Problem der Zukunft"
Auch das Amt für Landwirtschaft (AfL) fördert Maßnahmen wie Anpflanzungen, Renaturierung von Gewässern, Schaffung von Trockenlebensräumen, begrünten Abflussmulden und Geländestufen, die ebenso zur Stärkung der biologischen Vielfalt beitragen wie zur Verbesserung des Wasser-und Bodenrückhalts.
Mit den Worten: "Der Klimawandel ist kein Problem der Zukunft", schloss Christine Primbs ihre aufschlussreiche Präsentation mit der die Teilnehmenden, darunter auch Bürgermeister Roland Nöth, viel Stoff zum Nachdenken oder gar zum Handeln geboten bekommen haben.