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WÜRZBURG
Auf dem Kunstschiff: Gemälde von maritimer Klarheit
Yvonne Kendall: „Lobster“, Ölfarbe und Lack auf Leinwand. Zu sehen bis 26. April in der Schau „Overflow – Undertow“ („Überfluss – Strömung“) auf dem Kunstschiff Arte Noah im Alten Hafen.
Foto: FOTO Katja Tschirwitz | Yvonne Kendall: „Lobster“, Ölfarbe und Lack auf Leinwand. Zu sehen bis 26. April in der Schau „Overflow – Undertow“ („Überfluss – Strömung“) auf dem Kunstschiff Arte ...
Von unserer Mitarbeiterin Katja Tschirwitz
 |  aktualisiert: 11.12.2019 18:46 Uhr

Mit zahlreichen Anspielungen aufs Thema Wasser erfrischt die eigens für das Kunstschiff Arte Noah konzipierte Schau „Overflow – Undertow“ („Überfluss – Strömung“) bis 26. April alle, die den Weg in den Alten Hafen finden. Auf Einladung des Kunstvereins Würzburg zeigt das Künstlerpaar Yvonne Kendall und Henning Eichinger bunte Stoffskulpturen und Gemälde von maritimer Klarheit.

Henning Eichinger, Professor für Freihandzeichnen und Gestaltungslehre an der Hochschule Reutlingen, hat für das Kunstschiff bewusst quadratische Bildträger gewählt. Normalerweise bevorzugt er Hochformate, orientiert sich nun aber an den Maßen der schiffseigenen Bullaugen. Seine in Schwarz, Weiß und Grau gehaltenen Gemälde vereinen grafisch-zeichnerische Klarheit mit üppig wuchernden Dekorationen. Unterhaltsam und bildhaft ging Eva-Suzanne Bayer in ihrer Einführung auf die sich darbietende Assoziationsfülle ein, fühlte sich an großzügige Dekorationsstoffe für Abendroben und Sitzmöbel erinnert.

Auf sattschwarzen Grund trägt Eichinger Schicht um Schicht taubengraue und weiße Ölfarbe und Lacke auf. Auf diese Weise lässt er einen wahren Dschungel an Dinglichem und Ornamentalem entstehen, an dem man sich kaum sattsehen kann: Stilisierte Wogen schwappen über Meerestiere wie Hummer, Fisch und Muschel, wuchernder Seetang und bauschige Blütenrosetten (oder Seeanemonen?) drängen beinahe bis über den Bildrand hinaus. Dazwischen schiebt sich Architektonisches wie Tempelruinen oder prachtvolle Säulenkapitelle. Die schablonenhaften Konturen erinnern an japanische Holzschnitte und bändigen – zusammen mit der Kühle der Farben – Eichingers überbordene Bildideen.

Die in Australien aufgewachsene Engländerin Yvonne Kendall setzt diesen Werken Skulpturen mit üppigem Volumen entgegen. Ihre farbigen Objekte aus gebrauchten Textilien entstehen meist um einen Holz- oder Metallkern herum, der den knuffig weichen, ausladenden Figuren den nötigen Stand verleiht. Sie schafft eine zauberische Märchenwelt, indem sie Vertrautes einfach in Stoff verwandelt: Wasser, Steine, Pflanzen und Tiere. Ein plusteriger Schwan „schwimmt“ als Zaungast auf dem Galerieboden herum.

Eine dicke, weiße Lotusblüte dümpelt in der Installation „Undercurrent“ („Unterströmung“) auf einem alten blauen Vorhang vor sich hin, aus dem ein Holzbalken mit textiler „Eisenkette“ ragt, eine rote Stoffblume reckt sich signalhaft vor Eichingers „Shell“ empor. Und wer es wagt, einen Blick in den feuerroten Stoffbrunnen zu werfen, erkennt auf dem Grund sein eigenes Spiegelbild.

 
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