Hilfe zur Selbsthilfe war der Antrieb, der 1893 Höchberger Bürger dazu brachte, eine Raiffeisenkasse zu gründen: 125 Jahre später ist die Raiffeisenbank Höchberg mit ihren zehn Filialen eine anerkannte Stütze für ihre Privatkunden und die mittelständische Wirtschaft im westlichen Landkreis. Bei einer Feier des Jubiläums im Anschluss an die jährliche Vertreterversammlung im Saal der Turngemeinde stellte Jürgen Gros, der Präsident des Genossenschaftsverbands Bayern, die Genossenschaftsidee, das damit verbundene Wertefundament und die Verwurzelung vor Ort als Garanten des Erfolgs dar. „Das ist nichts, was Marketingagenturen für uns erfinden mussten, das ist genau das, was Raiffeisens Idee auszeichnet.“
Gegründet vor 125 Jahren ist die Höchberger Raiffeisenbank eines der ältesten Unternehmen in der Region. Es waren arme Zeiten: Den Bauern und Handwerkern fehlte es in Zeiten von Hungersnöten und Missernten, selbst an kleinen Beträgen, um ihr Geschäft aufrechtzuerhalten. Um ihr Schicksal in die eigenen Hand zu nehmen, gründeten sie eine erste Bank, die ihnen als Mitgliedern gehörte: „Sie wussten, dass es die Gemeinschaft jedem einzelnen ermöglicht, sich selbst zu helfen“, fasste der Höchberger Bankvorstand Norberth Dorbath die Idee zusammen. Zuvor war Friedrich Wilhelm Raiffeisen in Unterfranken von Ort zu Ort gereist, um seine Idee zu erläutern. Unterfranken wurde damit zu einem Stammland der Genossenschaftsbewegung. In jeder einzelnen Gemeinde des Landkreises entstanden damals Raiffeisenbanken.
Von Beginn an begleitete die Raiffeisenbank die Entwicklung Höchbergs von einem landwirtschaftlich geprägten Ort zu einem modernen Zentrum. Tiefe Einschnitte in den Bilanzen bildeten die Inflation und die Währungsreform nach den beiden Weltkriegen. Seit den 1960ern geht es steil bergauf: 1966 entsteht in der Höchberger Hauptstraße ein erster Neubau für die Geschäftsstelle. Schon 1984 wird erneut in der Ortsmitte neu gebaut, um für die Hauptstelle ausreichend Platz zu schaffen.
Eine Folge der raschen Expansion und der Fusion mit den selbstständigen Nachbarbanken: 1969 kommt es zur Vereinigung mit der Raiffeisenkasse Kist, schon ein Jahr später folgen Eisingen und Waldbrunn, 1974 Kleinrinderfeld, 1981 Waldbüttelbrunn sowie 1991 Uettingen und Helmstadt-Holzkirchhausen und 1992 Neubrunn-Böttigheim. Die Filialen wurden in den letzten Jahren so umgebaut, dass sie für die Zukunft gewappnet sind. Gleichzeitig haben die Bankgeschäfte über den telefonischen Kundenservice und das Internet an Gewicht gewonnen. Insgesamt 78 Mitarbeiter und zwei Auszubildende kümmern sich heute um die Kunden und die 6687 Genossenschaftsmitglieder.
Die Zahlen, die Dorbath im Geschäftsbericht für 2017 der Vertreterversammlung vorgestellt hatte, zeigen, dass die Raiffeisenbank weiterhin auch in einem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld auf Kurs ist: „Wir dürfen mit unserer Entwicklung mehr als zufrieden sein“, fasste er zusammen. Dabei seien die Rahmenbedingungen schwierig: die andauernde Niedrigzinsphase, aber auch die Digitalisierung, das damit einhergehende veränderte Kundenverhalten sowie die als Reaktion auf die Finanzkrise verschärften Regulierungen und Meldevorschriften hinterlassen ihre Spuren: Während der Trend zu langfristigen Finanzierungen bei 229 Millionen Euro an Kundenkrediten anhält, sind die Kundeneinlagen mit 271 Millionen deutlich rückläufig. Die Bilanzsumme beträgt 363 Millionen Euro, das sind zwei Prozent mehr als im Vorjahr. Der Überschuss erreicht mit 1,5 Millionen Euro beinahe das Niveau von 2016. Mit 47 Millionen Euro Eigenkapital steht die Bank gut abgesichert da. Auch 2017 wurden zudem wieder 43000 Euro an Vereine, Kindergärten und Schulen gespendet.
Gros sieht die Genossenschaftliche Finanzgruppe Volksbanken Raiffeisenbanken in ihrer Gesamtheit auf dem richtigen Weg: In den Bewertungen der Agenturen stünde sie vorne, noch vor den Sparkassen. „Die Genossenschaftliche Finanzgruppe ist heute die erfolgreichste und sicherste Bankengruppe in Europa und das kommt der Region zugute“, sagte er und warnt vor einer europäischen Haftungsgemeinschaft aller Banken. Von der neuen Regierung erwartet er, dass sie stärker unterscheidet: zwischen den Verursachern der Finanzkrise und den gesunden Banken vor Ort.