zurück
Würzburg
Attacke auf Mähdrescher: CSU-Stadtrat Roth spricht über Neid
Laut Wolfgang Roth sind viele in Würzburg auf  "Grundstückseigentümer, Mode-oder Bauunternehmer" neidisch. Das ärgert den erfolgreichen Landwirt und CSU-Politiker.
Landwirt und CSU-Politiker Wolfgang Roth.
Foto: Johannes Kiefer | Landwirt und CSU-Politiker Wolfgang Roth.
Manuela Göbel
 |  aktualisiert: 09.02.2024 04:29 Uhr

Mitten in der Ernte ist der Landwirt und Chef der Würzburger CSU-Fraktion Wolfgang Roth von einem Sabotageversuch überrascht worden. Er war entsetzt und hat seinem Ärger spontan in einem Beitrag auf seiner Facebookseite Luft gemacht. Die Redaktion hat dem 50-Jährigen einige Fragen zu dem Anschlag und seiner Meinung dazu gestellt.           

Sie haben vor einigen Wochen in einem Getreidefeld bei Giebelstadt fast einen schlimmen Unfall erlebt. Was ist passiert?  

Wolfgang Roth: Ich saß auf meinem Mähdrescher, hörte ein metallisches Geräusch und merkte dadurch, dass ein Fremdkörper eingezogen wurde. Glücklicherweise konnte ich die Maschine schnell stoppen. Nach dem aufwendigen Abbau der Schutzverkleidung konnten wir ein zwei Meter langes Stück Baustahl aus der Dreschtrommel entfernen. Ein paar Sekunden später hätte das Eisen im Inneren des Dreschers schwere Schäden verursacht oder wäre geschreddert worden. Die Splitter hätten als Geschosse eine Gefahr für Menschen und Tiere in der Nähe und auch für mich werden können.

Der Stahl kann nicht versehentlich auf das Feld gekommen sein?  

Roth: Zum einem ist das Feld nicht in der Nähe einer Straße, sondern nur über einen Erschließungsweg zu erreichen, auf dem man nicht zufällig unterwegs ist. Zum anderem war das ein Stück verzweigter Baustahl, der sich gut dafür eignet, einen größtmöglichen Schaden zu verursachen.

Zwei Anschläge auf Mähdrescher gab es Ende Juli auch auf Feldern bei Gerolzhofen. Laut Polizei haben absichtlich abgelegte Eisenteile jeweils Sachschäden im vierstelligen Bereich verursacht. Haben Sie einen Verdacht, wer ihnen so etwas antun wollte?

Roth: Nein. Ich habe auch keine Anzeige erstattet, weil ich nicht glaube, dass das was bringt und ich habe während der Ernte dazu auch überhaupt keine Zeit. Da sitze ich nämlich oft bis nachts um 2 Uhr auf dem Mähdrescher. Aber es muss jemand mit Sachkenntnis gewesen sein.

Reagiert haben Sie mit einem wütenden Beitrag in den sozialen Netzwerken. "Unsere Gesellschaft verändert sich. Neid hat zunehmend Hochkonjunktur!", haben Sie auf Facebook geschrieben. Wie kommen Sie zu dieser Meinung?

Roth: Man hackt halt zunehmend gerne auf Leuten herum, die erfolgreich sind. Das ist in allen Bereichen der Gesellschaft so. Ich erlebe das im Stadtrat genauso wie am Stammtisch oder in den sozialen Medien.

Anzeige für den Anbieter Facebook Beitrag über den Consent-Anbieter verweigert

 

"Mal trifft es den großen Modeunternehmer, mal den fleißigen Bauunternehmer und immer gerne den Grundstückseigentümer. Dass hinter dem vermeintlichen Reichtum oft eine 80-Stundenwoche mit entsprechender Leistungsbereitschaft steht, spielt dabei keine Rolle", steht in ihrem Posting. Fühlen Sie sich auch getroffen? 

Roth: Als Unternehmer der als Kommunalpolitiker auch in der Öffentlichkeit steht kenne ich das Thema. Aber es ging mir im Post nicht vordringlich um mich, sondern ich habe das Gefühl, dass Leute, die viel tun, einigen anderen zunehmend suspekt sind. Dabei sind erfolgreiche Unternehmer sehr wichtig für die Region.

Allerdings werden nicht alle fleißigen Menschen mit Erfolg belohnt. Was Sie Neid nennen, ist vielleicht auch Kritik daran, dass nicht alle die gleichen Chancen haben. Gute Beziehungen und entsprechende Kontakte machen den Weg zum Erfolg halt leichter. Hat Ihnen Ihr politisches Engagement beim Aufbau Ihres Unternehmens geholfen?    

Roth: Nein. Eher das Gegenteil. Hätte ich das zeitliche Engagement, welches ich als Stadtrat erbracht habe, in meinem Betrieb eingesetzt, wäre ich wirtschaftlich erfolgreicher gewesen. Trotzdem habe ich es gerne gemacht. Sehr froh bin ich, dass der Wöllrieder Hof, den ich in einem Bieterverfahren von der Stadt erworben habe, auf Rottendorfer Gemarkung liegt und mein Ansprechpartner für Genehmigungen, wie zum Beispiel für den Gastronomiebetrieb, die Gemeinde Rottendorf und nicht die Stadt Würzburg ist.

Aber Sie waren schon Mitglied des Stadtrats, als sie 2006 einige ihrer Grundstücke an Ikea verkauft haben. Kritik daran gab es auch aus den Reihen des Stadtrats. Wie haben Sie damals argumentiert?

Roth: Das war unterirdisch und ist 14 Jahre her. Ich will das nicht wieder aufwärmen. 

Aber dass Sie damals viel Geld verdient haben, ist stadtbekannt. Nutzen Sie doch die Gelegenheit etwas dazu zu sagen. 

Roth: Es stimmt, dass wir damals Felder verkauft haben. Aber das haben andere auch. Es gab über 60 Eigentümer und ich habe bei keiner der Entscheidungen im Stadtrat mitgestimmt.

Haben Sie noch weitere Grundstücke verkauft?

Roth: Wenn man als Landwirt Grundstücke besitzt und eine Kommune sich erweitern muss, ist es fast unvermeidlich, dass man auch mal betroffen ist. Aber es ist nicht so, dass man das unbedingt will. Im Gegenteil. So habe ich zum Beispiel für die Erweiterung des Lengfelder Friedhofs 2010 nur deshalb Flächen hergegeben, weil die besser gelegenen Nachbarn nicht dazu bereit waren und die Erweiterung sonst gescheitert wäre.

Auch im gut 15 Hektar großen Neubaugebiet in Lengfeld, die der Stadtrat vor ein paar Wochen auf den Weg gebracht hat, befinden sich Äcker von Ihnen. Sie haben deshalb auch im Stadtrat bei der Aufstellung des Baugebiets nicht mitgestimmt. Aber Geld verdienen Sie mit dem Verkauf schon, oder?

Roth: Mir gehört dort ein sehr kleiner Anteil der Fläche. Gepachtet habe ich dort sehr viel. Diese Fläche geht unserem Betrieb als Bewirtschaftungsfläche verloren, falls das Baugebiet kommt.

Ihr Ärger über vermeintliche Neider verbreitete sich in den sozialen Netzwerken schnell. Wie waren die Reaktionen? 

Roth: Die Tat an für sich hat viele Leute entsetzt und viele haben meine Einschätzung zum zunehmenden Neid in der Gesellschaft geteilt. 

Wolfgang Roth

Wolfgang Roth ist Unternehmer und Geschäftsführer der Kooperation Agroservice GbR, mit rund 800 Hektar (vor allem Getreide, Zuckerrüben und Raps) einer der größten landwirtschaftlichen Betriebe der Region Mainfranken. Der 50-Jährige ist Chef der CSU-Fraktion im Würzburger Stadtrat und stellvertretender Kreisvorsitzender.  
Als Sohn der Lengfelder Landwirte Roman und Josefine Roth wuchs Roth auf einem Bauernhof auf und begann nach der Schulzeit eine Ausbildung zum Landwirt. Der Landwirtschaftsmeister wurde 1992 Sachbearbeiter im Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Würzburg, gründete parallel einen eigenen Betrieb am Wöllrieder Hof und übernahm 1995 den väterlichen Betrieb in Lengfeld. 
Die beiden Betriebe verschmolzen und wurden 1999 durch den Kauf einer weiteren Teilfläche des Wöllrieder Hofes erweitert. Im Jahr 2000 gründete Roth mit Matthias Heinrich die landwirtschaftliche Kooperation Agroservice GbR. Seit 2010 ist der Erkshof in Lengfeld Unternehmenssitz. 2014 erwarb Roth den restlichen Teil des Guts Wöllried und saniert diesen.  2019 baute er dort eine landwirtschaftliche Halle sowie Werkstatt mit Büro. Roth ist Gesellschafter der Wöllried Veranstaltungs GmbH und seit 2018 Inhaber der Erks Stube in Lengfeld. 
Seine politische Laufbahn begann Roth bei der Würzburger Liste, für die er 2002 in den Stadtrat zog. Ein Jahr später wechselte er zur CSU, wo er seit 2005 Ortsvorsitzender von Lengfeld und seit 2019 Fraktionsvorsitzender ist.
Der 50-Jährige hat vier Kinder. Seine Lebenspartnerin ist die Würzburger CSU-Stadträtin und Bürgermeisterin Judith Jörg. Rosalinde Schraud, Bürgermeisterin von Estenfeld, ist seine Schwester.  
Quelle: gam
 
Themen & Autoren / Autorinnen
Würzburg
Manuela Göbel
Bauunternehmer
CSU
Ernte
Facebook
Fraktionschefs
Ikea
Judith Roth-Jörg
Kommunalpolitiker
Landwirte und Bauern
Landwirtschaft
Landwirtschaftliche Betriebe und Unternehmen
Neid
Politiker der CSU
Polizei
Region Mainfranken
Rosalinde Schraud
Stadt Würzburg
Stadträte und Gemeinderäte
Wolfgang Roth
Würzburger Liste
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • C. L.
    Das war wohl Herrn Roths "Wort zum Sonntag". Kommt zum "erfolgreichen Landwirt und CSU-Politiker" jetzt noch der Prediger dazu. Verwunderlich nur, dass die Mainpost diesen Gedanken eine halbe Seite einräumt. Wird damit die Denkleistung gewürdigt?
    Kein Zweifel, die Sabotage mit dem Baustahl ist eine Sauerei und sollte nicht ungestraft bleiben. Herrn Roths Vertrauen in die für die Verfolgung solcher Delikte zuständigen Behörden scheint nicht sehr groß zu sein, wenn er meint, das "bringe nichts". Er habe dafür auch nicht die Zeit - aber für FB-Posts ist immer noch Luft.
    So sitze ich da und frage mich: Was will der Dichter mit diesen Worten sagen? Ja, die Welt ist böse. - Vielleicht aber auch nur skeptisch hinterfragend, weil zu viel Macht und Einfluss oft schon missbraucht wurden. Deshalb schafft die Demokratie Kontrolle. Die ist unbequem. Das aber pauschal mit Neidvorwurf zu diskreditieren, ist unlauter und schlechtester Stil ggü. Stadtratsmitgliedern. Und die MP bietet die Bühne! Toll!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • G. H.
    Die Main-Post druckt den Facebook-Kommentar von Roth, der Sabotage und eine Stadträtin in einen Zusammenhang bringt, hier weitgehend ab bzw. lässt den Rest durch einen Klick lesen.
    Seriöser Journalismus hört immer auch die andere Seite. Man kann nur hoffen, dass das nachgeholt wird.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • H. S.
    Durch richtige Spekulation ist aus dem Landwirt ein Unternehmer und Millionär geworden. Dafür gebührt ihm großer Respekt. Ob er ohne Politik noch mehr geschafft hätte, wage ich zu bezweifeln, denn gerade die hat ihm viele Türen geöffnet und zur richtigen Zeit die richtigen Kontakte beschert.
    Schade, dass seine Frau unerwähnt blieb, die ihm nicht nur vier Kinder schenkte, ihm den Rücken freihielt und sich kümmerte. Muss man sich dann mit 50, erfolgreich, reich, auch eine neue Partnerin suchen, die ihrerseits ihre Familie aufgegeben hat? Dass er die nächste politische Stufe anstrebt, entweder OB in WÜ oder MdL zu werden, dürfte nicht überraschen.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • N. R.
    Diese Sabotage finde ich kriminell. Schwere Schäden an Leib und Leben werden in Kauf genommen. Da hoffe ich, dass die Täter schnell gefasst werden.

    Zum anderen: Herr Roth ist mir eindeutig zu mächtig. Aber ich verstehe jetzt, warum Landwirte bei der CSU so ein politisches Gewicht haben.

    Durch "Leistungsbereitschaft" ist noch keiner reich geworden. Zu Macht und Reichtum gehört auch, andere zu übervorteilen und wegzunehmen.

    Leistung soll sich lohnen. Stimmt. Aber die Grenze muss sein, wo die Schwächeren immer mehr ins Abseits geraten. Stichwort soziale Schere. Hier muss eine verantwortungsvolle Regierung regulierend eingreifen und eine verantwortungsvolle Gesellschaft muss ihr Gespür für soziale Verantwortung bewahren.

    Bei der Union sehe ich das weniger. Für mich wird es echt mal wieder Zeit für eine soziale demokratische Bundesregierung, die den neoliberalen Mist zurückdrängt und den Bürger aus dem Hamsterrad von kärglicher Erwerbsarbeit & oberflächlichem Konsum rausholt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • A. S.
    Wann war Frau Göbel eigentlich das letzte Mal bei einer Stadtratssitzung? Aus Main-Post wird zunehemend Main-Bunte
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • G. H.
    Der Sabotageversuch ist wirklich übel.
    Aber was hat das mit einer Grünen-Stadträtin zu tun??? Beneidet der CSU-Stadtrat sie, ist er beleidigt durch ihre exakte Analyse oder legt sie nur einfach immer den Finger genau auf seine wunden Stellen?
    Einfach unglaublich, dass ein CSU-Stadtrat sich auf Facebook so über eine Grünen-Kollegin auslässt. Da kann man nur hoffen, dass der OB sich einschaltet und ihn zurück zu einem respektvollen Umgang führt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • E. S.
    Symphatischer Typ - bodenständig, gradlinig , offen und ehrlich ...
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • R. B.
    Na da wird sich der Parteifreund aber freuen ...
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • R. B.
    Dies war als Antwort für @tortuga eingegeben
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • J. F.
    " Wenn dieses Haus so lange steht,
    bis aller Neid und Haß vergeht,
    dann bleibt's fürwahr so lange stehn,
    bis diese Welt wird untergehn. "
    Spruch am Rathaus in Lübeck
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten