
Mitten in der Ernte ist der Landwirt und Chef der Würzburger CSU-Fraktion Wolfgang Roth von einem Sabotageversuch überrascht worden. Er war entsetzt und hat seinem Ärger spontan in einem Beitrag auf seiner Facebookseite Luft gemacht. Die Redaktion hat dem 50-Jährigen einige Fragen zu dem Anschlag und seiner Meinung dazu gestellt.
Sie haben vor einigen Wochen in einem Getreidefeld bei Giebelstadt fast einen schlimmen Unfall erlebt. Was ist passiert?
Wolfgang Roth: Ich saß auf meinem Mähdrescher, hörte ein metallisches Geräusch und merkte dadurch, dass ein Fremdkörper eingezogen wurde. Glücklicherweise konnte ich die Maschine schnell stoppen. Nach dem aufwendigen Abbau der Schutzverkleidung konnten wir ein zwei Meter langes Stück Baustahl aus der Dreschtrommel entfernen. Ein paar Sekunden später hätte das Eisen im Inneren des Dreschers schwere Schäden verursacht oder wäre geschreddert worden. Die Splitter hätten als Geschosse eine Gefahr für Menschen und Tiere in der Nähe und auch für mich werden können.
Der Stahl kann nicht versehentlich auf das Feld gekommen sein?
Roth: Zum einem ist das Feld nicht in der Nähe einer Straße, sondern nur über einen Erschließungsweg zu erreichen, auf dem man nicht zufällig unterwegs ist. Zum anderem war das ein Stück verzweigter Baustahl, der sich gut dafür eignet, einen größtmöglichen Schaden zu verursachen.
Zwei Anschläge auf Mähdrescher gab es Ende Juli auch auf Feldern bei Gerolzhofen. Laut Polizei haben absichtlich abgelegte Eisenteile jeweils Sachschäden im vierstelligen Bereich verursacht. Haben Sie einen Verdacht, wer ihnen so etwas antun wollte?
Roth: Nein. Ich habe auch keine Anzeige erstattet, weil ich nicht glaube, dass das was bringt und ich habe während der Ernte dazu auch überhaupt keine Zeit. Da sitze ich nämlich oft bis nachts um 2 Uhr auf dem Mähdrescher. Aber es muss jemand mit Sachkenntnis gewesen sein.
Reagiert haben Sie mit einem wütenden Beitrag in den sozialen Netzwerken. "Unsere Gesellschaft verändert sich. Neid hat zunehmend Hochkonjunktur!", haben Sie auf Facebook geschrieben. Wie kommen Sie zu dieser Meinung?
Roth: Man hackt halt zunehmend gerne auf Leuten herum, die erfolgreich sind. Das ist in allen Bereichen der Gesellschaft so. Ich erlebe das im Stadtrat genauso wie am Stammtisch oder in den sozialen Medien.
"Mal trifft es den großen Modeunternehmer, mal den fleißigen Bauunternehmer und immer gerne den Grundstückseigentümer. Dass hinter dem vermeintlichen Reichtum oft eine 80-Stundenwoche mit entsprechender Leistungsbereitschaft steht, spielt dabei keine Rolle", steht in ihrem Posting. Fühlen Sie sich auch getroffen?
Roth: Als Unternehmer der als Kommunalpolitiker auch in der Öffentlichkeit steht kenne ich das Thema. Aber es ging mir im Post nicht vordringlich um mich, sondern ich habe das Gefühl, dass Leute, die viel tun, einigen anderen zunehmend suspekt sind. Dabei sind erfolgreiche Unternehmer sehr wichtig für die Region.
Allerdings werden nicht alle fleißigen Menschen mit Erfolg belohnt. Was Sie Neid nennen, ist vielleicht auch Kritik daran, dass nicht alle die gleichen Chancen haben. Gute Beziehungen und entsprechende Kontakte machen den Weg zum Erfolg halt leichter. Hat Ihnen Ihr politisches Engagement beim Aufbau Ihres Unternehmens geholfen?
Roth: Nein. Eher das Gegenteil. Hätte ich das zeitliche Engagement, welches ich als Stadtrat erbracht habe, in meinem Betrieb eingesetzt, wäre ich wirtschaftlich erfolgreicher gewesen. Trotzdem habe ich es gerne gemacht. Sehr froh bin ich, dass der Wöllrieder Hof, den ich in einem Bieterverfahren von der Stadt erworben habe, auf Rottendorfer Gemarkung liegt und mein Ansprechpartner für Genehmigungen, wie zum Beispiel für den Gastronomiebetrieb, die Gemeinde Rottendorf und nicht die Stadt Würzburg ist.
Aber Sie waren schon Mitglied des Stadtrats, als sie 2006 einige ihrer Grundstücke an Ikea verkauft haben. Kritik daran gab es auch aus den Reihen des Stadtrats. Wie haben Sie damals argumentiert?
Roth: Das war unterirdisch und ist 14 Jahre her. Ich will das nicht wieder aufwärmen.
Aber dass Sie damals viel Geld verdient haben, ist stadtbekannt. Nutzen Sie doch die Gelegenheit etwas dazu zu sagen.
Roth: Es stimmt, dass wir damals Felder verkauft haben. Aber das haben andere auch. Es gab über 60 Eigentümer und ich habe bei keiner der Entscheidungen im Stadtrat mitgestimmt.
Haben Sie noch weitere Grundstücke verkauft?
Roth: Wenn man als Landwirt Grundstücke besitzt und eine Kommune sich erweitern muss, ist es fast unvermeidlich, dass man auch mal betroffen ist. Aber es ist nicht so, dass man das unbedingt will. Im Gegenteil. So habe ich zum Beispiel für die Erweiterung des Lengfelder Friedhofs 2010 nur deshalb Flächen hergegeben, weil die besser gelegenen Nachbarn nicht dazu bereit waren und die Erweiterung sonst gescheitert wäre.
Auch im gut 15 Hektar großen Neubaugebiet in Lengfeld, die der Stadtrat vor ein paar Wochen auf den Weg gebracht hat, befinden sich Äcker von Ihnen. Sie haben deshalb auch im Stadtrat bei der Aufstellung des Baugebiets nicht mitgestimmt. Aber Geld verdienen Sie mit dem Verkauf schon, oder?
Roth: Mir gehört dort ein sehr kleiner Anteil der Fläche. Gepachtet habe ich dort sehr viel. Diese Fläche geht unserem Betrieb als Bewirtschaftungsfläche verloren, falls das Baugebiet kommt.
Ihr Ärger über vermeintliche Neider verbreitete sich in den sozialen Netzwerken schnell. Wie waren die Reaktionen?
Roth: Die Tat an für sich hat viele Leute entsetzt und viele haben meine Einschätzung zum zunehmenden Neid in der Gesellschaft geteilt.
Kein Zweifel, die Sabotage mit dem Baustahl ist eine Sauerei und sollte nicht ungestraft bleiben. Herrn Roths Vertrauen in die für die Verfolgung solcher Delikte zuständigen Behörden scheint nicht sehr groß zu sein, wenn er meint, das "bringe nichts". Er habe dafür auch nicht die Zeit - aber für FB-Posts ist immer noch Luft.
So sitze ich da und frage mich: Was will der Dichter mit diesen Worten sagen? Ja, die Welt ist böse. - Vielleicht aber auch nur skeptisch hinterfragend, weil zu viel Macht und Einfluss oft schon missbraucht wurden. Deshalb schafft die Demokratie Kontrolle. Die ist unbequem. Das aber pauschal mit Neidvorwurf zu diskreditieren, ist unlauter und schlechtester Stil ggü. Stadtratsmitgliedern. Und die MP bietet die Bühne! Toll!
Seriöser Journalismus hört immer auch die andere Seite. Man kann nur hoffen, dass das nachgeholt wird.
Schade, dass seine Frau unerwähnt blieb, die ihm nicht nur vier Kinder schenkte, ihm den Rücken freihielt und sich kümmerte. Muss man sich dann mit 50, erfolgreich, reich, auch eine neue Partnerin suchen, die ihrerseits ihre Familie aufgegeben hat? Dass er die nächste politische Stufe anstrebt, entweder OB in WÜ oder MdL zu werden, dürfte nicht überraschen.
Zum anderen: Herr Roth ist mir eindeutig zu mächtig. Aber ich verstehe jetzt, warum Landwirte bei der CSU so ein politisches Gewicht haben.
Durch "Leistungsbereitschaft" ist noch keiner reich geworden. Zu Macht und Reichtum gehört auch, andere zu übervorteilen und wegzunehmen.
Leistung soll sich lohnen. Stimmt. Aber die Grenze muss sein, wo die Schwächeren immer mehr ins Abseits geraten. Stichwort soziale Schere. Hier muss eine verantwortungsvolle Regierung regulierend eingreifen und eine verantwortungsvolle Gesellschaft muss ihr Gespür für soziale Verantwortung bewahren.
Bei der Union sehe ich das weniger. Für mich wird es echt mal wieder Zeit für eine soziale demokratische Bundesregierung, die den neoliberalen Mist zurückdrängt und den Bürger aus dem Hamsterrad von kärglicher Erwerbsarbeit & oberflächlichem Konsum rausholt.
Aber was hat das mit einer Grünen-Stadträtin zu tun??? Beneidet der CSU-Stadtrat sie, ist er beleidigt durch ihre exakte Analyse oder legt sie nur einfach immer den Finger genau auf seine wunden Stellen?
Einfach unglaublich, dass ein CSU-Stadtrat sich auf Facebook so über eine Grünen-Kollegin auslässt. Da kann man nur hoffen, dass der OB sich einschaltet und ihn zurück zu einem respektvollen Umgang führt.
bis aller Neid und Haß vergeht,
dann bleibt's fürwahr so lange stehn,
bis diese Welt wird untergehn. "
Spruch am Rathaus in Lübeck