Beim traditionellen Aschermittwoch der Künstler am Beginn der Fastenzeit hat Bischof Friedhelm Hofmann aufgerufen, sich immer wieder zu bekehren und das Wesentliche in den Mittelpunkt zu stellen. Gleichzeitig dankte er bei der Feier Papst Benedikt XVI. von ganzem Herzen für den aufopferungsvollen Leitungsdienst an der Weltkirche. Der angekündigte Rücktritt sei ein „ungewöhnlicher, mutiger Schritt“.
An der Wort-Gottes-Feier am Vormittag des Aschermittwochs nahmen rund 270 Künstler und Kunstschaffende aus Unterfranken teil. Bischof Hofmann, Dompropst Weihbischof Ulrich Boom, Bau- und Kunstreferent Domkapitular Jürgen Lenssen sowie die Diakone Raban Hirschmann und Rainer Boivin legten den Künstlern das Aschenkreuz auf und erinnerten sie an die Sterblichkeit jedes Menschen, berichtet der Pressedienst des Bischöflichen Ordinariats.
Im Mittelpunkt des Aschermittwochs der Künstler in Würzburg stand heuer die Bedeutung von Kirchenbauten. Im Anschluss an den Gottesdienst ging Gerhard Matzig, Leitender Redakteur bei der Süddeutschen Zeitung, der Frage „Brauchen unsere Städte Kathedralen?“ nach. Danach hatten die Künstler die Möglichkeit, bei Führungen den renovierten Dom näher kennenzulernen. Nachmittags fanden die Uraufführung des „Theresienstädter Tagebuchs“ von Wilfried Hiller und die Premiere der Kinderoper „Brundibár“ von Hans Krása im Museum am Dom statt.
In seiner Predigt führte Bischof Hofmann durch die Geschichte des Würzburger Doms, der Stadt und Bistum Würzburg präge. Die Tradition der Kathedralkirche reiche bis ins achte Jahrhundert, in die Zeit des ersten Bischofs von Würzburg, des heiligen Burkards zurück. Der im elften Jahrhundert unter Bischof Bruno geplante und unter Bischof Adalbero vollendete neue Dom sei wegen seiner Größe und Qualität einer der bedeutendsten Bauwerke der Salierzeit gewesen. Um 1250 habe der Dom seine endgültige äußere Gestalt gefunden. Heute eröffne der Kiliansdom in seiner betont reduzierten Ausgestaltung die Möglichkeit einer der Theologie des Zweiten Vatikanischen Konzils folgenden Liturgie.
Das ganze pilgernde Gottesvolk sei ein heiliges priesterliches Volk, betonte der Bischof mit Blick auf das Konzil. Daran änderten auch die schrecklichen Vorfälle sexuellen Vergehens in der Kirche nichts. Der Anspruch, eine heilige Kirche zu sein, sei als aufbauende Mahnung, Aufrichtung und Ermutigung zu verstehen. Umkehr und Reinigung, Besinnung und Neuanfang seien angesichts von Verbrechen innerhalb der pilgernden Kirche angezeigt. Ziel des Fastens in den bevorstehenden Wochen sei es, die Gebrochenheit menschlichen Lebens im Blick der Umkehr auf das große Lebensziel zu heilen.
Die Frage „Brauchen unsere Städte Kathedralen?“ beantwortete Gerhard Matzig in seinem Impulsreferat mit einem deutlichen „Ja, dringend sogar“. Städte, die im Wettbewerb um Events schon längst Getriebene seien, und Kathedralen bräuchten sich gegenseitig. Kathedralen seien „die Wüsten unserer Städte“. Unter „Wüste“ verstehe er eine große Leere, eine Utopie, einen anderen Ort. Die Welt fürchte sich vor der „Wüste“.
Noch keine Kirche verkauft
Doch sei sie ein Land der Möglichkeiten. Kathedralen könnten Orte eines kollektiven Gedächtnisses sein. Weiter stellte Matzig fest, dass Kirchen in einem Tempo verschwänden, das an Raserei grenze. „Die Sinnsuche unserer Tage findet nicht mehr in den Kirchen statt.“
Bischof Hofmann legte in seinem Schlusswort nahe, die „Wüste“ als Freiraum zur Begegnung mit Gott zu sehen. Kirche dürfe sich nicht vom Eventgedanken leiten lassen. Wichtig sei, Wege der Gottesbegegnung zu gehen und anderen aufzuschließen. Die Problematik des Verlusts von Gotteshäusern werde die Kirche zukünftig begleiten. Für das Bistum Würzburg könne er aber sagen: „Wir haben bisher keine Kirche verkauft und wollen dies auch künftig nicht tun.“
Musikalisch gestalteten das Posaunenquartett der Musikhochschule Würzburg sowie Charlotte Emigholz und Diözesanmusikdirektor Gregor Frede den Gottesdienst. Die Orgel spielte Regionalkantor Peter Schäfer.