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WÜRZBURG
Arwed Driehaus sagt dem Ehrenamt bei den Johannitern Ade
Arwed Driehaus war 16 Jahre lang der ehrenamtliche Vorsitzende der Johanniter – bei voller Arbeitswoche über zwölf Jahre hinweg trotz beruflichen Ruhestandes. Jetzt hängt er die Uniform offiziell an den Nagel.
Foto: Theresa Müller | Arwed Driehaus war 16 Jahre lang der ehrenamtliche Vorsitzende der Johanniter – bei voller Arbeitswoche über zwölf Jahre hinweg trotz beruflichen Ruhestandes. Jetzt hängt er die Uniform offiziell an den Nagel.
Anke Faust
 |  aktualisiert: 27.08.2017 02:50 Uhr

16 Jahre lang engagierte sich Arwed Driehaus als ehrenamtlicher Regionalvorstand bei den Johannitern. Sein Motiv: Der Gesellschaft etwas zurückgeben.

Verraten wollte er es eigentlich nicht, dass er kein Blut sehen kann. Doch als ehrenamtlicher Regionalvorstand der Johanniter-Unfall-Hilfe e. V. musste er das auch nicht können. Seine Aufgaben erledigte er vom Schreibtisch aus, zusammen mit zwei hauptamtlichen Vorständen. Seit der Jahrtausendwende engagierte sich Arwed Driehaus beim evangelischen Hilfsdienst. Diesen Sommer macht er Schluss. Am 15. September wird er offiziell verabschiedet.

Sein „kleines Geheimnis“

Der 75-Jährige lacht verschmitzt, als ihm während des Gesprächs mit dieser Redaktion sein „kleines Geheimnis“ herausrutscht. Dabei hatte die Tatsache, dass er kein Blut sehen kann, große Auswirkungen auf seine Berufswahl: „Unser Vater war praktischer Arzt. Ich wäre sonst womöglich auch Arzt geworden.“ Doch so entschied sich der in Lupow in Pommern geborene Driehaus für eine Banklehre in Osnabrück, wo er aufgewachsen ist.

Seine berufliche Heimat wurde die Dresdner Bank, die er nach verschiedenen Stationen (Osnabrück, München, Berlin, Frankfurt, Göppingen, Würzburg und Nürnberg ) 2004 als Direktor der Nürnberger Niederlassung und Mitglied der Geschäftsleitung Region Bayern in den sprichwörtlichen Unruhestand verlassen hat.

Bereits in diesem „ersten Leben“, wie er es bezeichnet, war der Banker in seiner raren Freizeit stark engagiert. So war er ehrenamtlicher Handelsrichter am Landgericht Würzburg, Mitglied im IHK-Außenhandelsausschuss, im Marketing-Club e. V. Mainfranken, im Lions Club Würzburg-West, im Wirtschaftsbeirat der Union, in der Weinbruderschaft Franken, im Theater- und Orchesterförderverein und eben bei den Johannitern. Was hat ihn dabei motiviert? Nach einem Blick in den Garten seines Wohnhauses in Zell am Main antwortet er nachdenklich: „Ich stand immer auf der Sonnenseite des Lebens. Für unsere Generation ging es nur bergauf. Daher wollte ich der Gesellschaft etwas zurückgeben.“

Stets den Johannitern treu geblieben

Mit 59 Jahren kam er in den Regionalvorstand der Johanniter-Unfall-Hilfe e. V.. Damals war er noch bei der Dresdner in Nürnberg tätig und kam nur am Wochenende nach Hause. Als er 2004 in den Ruhestand ging, blieb er seinen Johannitern treu. In den folgenden 13 Jahren stellte Driehaus tagtäglich viele Stunden seine Arbeitskraft unentgeltlich in den Dienst des Verbandes. Bis in diesen Sommer hinein führte ihn sein täglicher Gang erst in eine der Johanniter-Kindertagesstätten, bevor er seinen Platz am Schreibtisch in der Waltherstraße einnahm. Denn die Betreuung der Kinder lag ihm besonders am Herzen. So wurden in seiner Zeit die Kitas in Unterdürrbach, Heuchelhof und Lengfeld gegründet bzw. ausgebaut und modernisiert. „Wenn ich kam, freuten die Kinder sich und ich durfte mitschaukeln oder Bastelarbeiten begutachten. Die Elternabende waren ein interessanter Austausch für mich. Das machte schon Spaß“, sagt er.

Neben der Kinder- und Jugendarbeit war Arwed Driehaus für die Verbindung zum Johanniter Ritterorden und für die Öffentlichkeitsarbeit des Regionalverbandes zuständig.

Motto „Aus Liebe zum Leben“

Unter dem Motto „Aus Liebe zum Leben“ betätigen sich die Johanniter in den unterschiedlichsten sozialen und caritativen Bereichen. Das Engagement des vor 900 Jahren als Ritterorden gegründeten Vereins reicht von der ambulanten Altenpflege über die Kinder- und Jugendarbeit, Weiterbildung bis hin zu internationalen Hilfsprojekten. Bis heute ist die Tradition christlicher Nächstenliebe der Antrieb. Dabei spielen ehrenamtliche Helfer eine wesentliche Rolle. Allein im Regionalverband Unterfranken mit seinen Dienststellen Würzburg (Hauptsitz), Schweinfurt, Miltenberg, Bad Kissingen und Aschaffenburg sind neben ca. 350 Hauptamtlichen mehr als 700 Ehrenamtliche bei Rettungsdienst, Sozialstation, Hausnotruf, Transport- und Fahrdienste, Sanitätsdienste bei Veranstaltungen, in Schulen oder Alten- und Pflegeheime engagiert.

„Der Bedarf in unserer immer älter werdenden Gesellschaft wächst“, weiß Driehaus. „Wer mitmachen möchte, kann uns in vielen Bereichen unterstützen.“ Neben der großen Zahl an Ehrenamtlichen sind auch die Fördermitglieder für die Organisation überlebenswichtig.

Nachfolger wird Frank Schiefelbein

Sein Nachfolger ist bereits gefunden: Dr. med. Frank Schiefelbein, Chefarzt der Urologie an der Missioklinik, hat seinen Platz am 1. Juli 2017 eingenommen. Welche Pläne hat Arwed Driehaus jetzt, wenn er das beige Dienstsakko der Johanniter für immer auf den Bügel gehängt hat? Zunächst „muss der Schreibtisch abgearbeitet und anschließend aufgeräumt werden“. Noch fühlt es sich eher wie Urlaub an. Doch bald schon kann sein dritte Leben beginnen: Radtouren mit dem Sohn und Freunden und Reisen mit seiner Frau Brigitte und der Großfamilie.

Auch wenn er kein Blut sehen kann, wusste er in den letzten 16 Jahren stets genau, was seine Johanniter allein bei ihren Einsätzen im Rettungsdienst leisten. Dafür sorgte nicht zuletzt seine Frau, die die Möglichkeit hatte, Einsätze im Notarztwagen zu begleiten. Brigitte Driehaus: „Ich war das Mädchen für alles. Habe Infusionsflaschen gehalten, wenn kein Aufhängen möglich war, aber vor allem habe ich mich um Angehörige gekümmert.

“ So konnte sie ihrem Mann berichten, mit welcher Geduld und menschlicher Zuwendung Schwerverletzte oder Ohnmächtige für den Transport ins Krankenhaus vorbereitet wurden. Welche enorme Kraftanstrengung zuweilen nötig war, um Tragen mit Patienten über enge Wendeltreppen zu transportieren. Beide sind sich einig: „Das kann man nicht hoch genug wertschätzen.“ Da müsse man einfach immer wieder danke sagen.

Arwed Driehaus erhielt für seine ehrenamtliche Tätigkeit in 2009 das Ehrenzeichen und in 2015 das Ehrenzeichen am Bande der Johanniter Unfall-Hilfe e. V.

 
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