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RIMPAR
Arnold Schwerlast: 1000 Tonnen mal eben nach Chile
Die Rimparer Firma Arnold Schwerlast transportiert schwere Lasten durch die Welt.ARNOLD SCHWERLAST
Foto: Foto: | Die Rimparer Firma Arnold Schwerlast transportiert schwere Lasten durch die Welt.ARNOLD SCHWERLAST
Günther Hillawoth
 |  aktualisiert: 17.10.2017 11:13 Uhr

Die Erbauer sprechen von einer „einladenden Leichtigkeit“. Hoch über der chilenischen Hauptstadt Santiago de Chile ist ein großes ovales Gebäude in den Himmel gewachsen. Die Fassade des neuen Bahai-Tempels besteht aus mehr als 4000 Guss-Glas-Elementen mit einem stolzen Gewicht von 1000 Tonnen. Von wegen Leichtigkeit! Die spektakuläre Last galt es erst einmal über den Atlantik nach Chile zu transportieren.

Eineinhalb Jahre waren die Logistik-Spezialisten aus der kleinen Landkreisgemeinde Rimpar in den Bau des riesigen Tempels in Chiles Mega-City eingebunden. Seit die Arnold Schwerlast GmbH & Co. KG den Auftrag im August 2013 erhielt, lieferte die Firma die 4000 Guss-Glas-Elemente zur Errichtung des Ausnahmebauwerks. Erneut habe man dabei seine Kompetenz bei der Schwerlastlogistik unter Beweis gestellt, sagt Geschäftsführer Oliver Arnold selbstbewusst.

In Zusammenarbeit – unter anderem – mit dem international ausgezeichneten Architekturbüro „Hariri Pontarini Architects“ aus Kanada verantwortete der Rimparer Transportspezialist den „Door-to-Door“-Transport von Deutschland bis Santiago de Chile. Das beinhaltete eben auch die komplette Fassaden-Konstruktion aus Gussglas, für die das Unternehmen Gartner Steel and Glass GmbH in der Würzburger Beethovenstraße zuständig war.

Die Bauteile vom Produktionsort in Sachsen-Anhalt direkt auf die Baustelle zu befördern – das sei eine Logistikleistung, die das Unternehmen durch die einzigartigen Materialien und den langen Transportweg vor einige Herausforderungen gestellt habe, sagt Firmenchef Oliver Arnold. Über 100 Container mit dem empfindlichen Gussglas habe man verladen – und unbeschädigt über den Atlantik gebracht.

Wer als Spediteur heute weltweit im Geschäft sein will, für den gilt: „Schneller, größer, schwerer. Das ist in unserem Metier gleichzusetzen mit effektiver und wirtschaftlicher“, sagt Geschäftsführer Oliver Arnold zu den Anforderungen der Branche. Das 70-jährige Bestehen des Rimparer Familienunternehmens Arnold Schwerlast GmbH & Co. KG in diesem Jahr ist für den Geschäftsführer Anlass, innezuhalten und seine Gedanken einmal abseits des Tagesgeschäfts in die Vergangenheit schweifen zu lassen.

Der 47-Jährige gelernte Speditionskaufmann leitet seit 1998 mit seinem Vater Horst die Geschicke des Unternehmens – in dritter Generation. 1945 hatte sein Großvater Ernst Arnold den Betrieb gegründet. Mit MAN-Haubenkipper transportierte Arnold unter anderem die Rüben der ortsansässigen Bauern zur nahen Zuckerfabrik. Heute hat der Familienbetrieb 21 Mitarbeiter.

Ein prägendes Ereignis in der Firmengeschichte bleibt vor allem der tödliche Betriebsunfall des Firmengründers Ernst Arnold im November 1973. Der tragische Schicksalsschlag bedeutete nicht nur große Trauer um ein geliebtes Familienmitglied. Er war auch Wendepunkt für die Firma. Arnold Schwerlast richtet das Dienstleistungsangebot neu aus. Horst Arnold erweiterte die Geschäftsbeziehungen bis nach Saudi Arabien und Afghanistan – damals noch unter dem Namen Ernst und Horst Arnold GmbH & Co. KG.

Bereits Anfang der 1970er Jahre transportierte das Unternehmen verschiedenste Güter über tausende Kilometer bis in den Nahen und Mittleren Osten mit umgebauten Nahverkehrsfahrzeugen: „Das bedeutete echte Pionierarbeit“, so Arnold. Die Bemühungen gipfelten in Großaufträgen wie beispielsweise der Baustellenversorgung für den Flughafenbau in Riad und Jiddah in Saudi-Arabien oder in Transporten von riesigen Muldenkippern nach Teheran im Iran.

Von so manche Krise – darunter Embargos, Flauten oder spontane Einbrüche der Absatzmärkte – wurde auch Arnold Schwerlast nicht verschont. Ende der 1990er Jahre waren Währungsverluste und Zahlungsausfälle in Millionenhöhe durch die Insolvenz eines Großkunden eine besondere Herausforderung für den Familienbetrieb. Bislang aber hat sich das Speditionsunternehmen nach jeder Talfahrt wieder erholt – und ging meist sogar noch stärker daraus hervor.

„Probleme rechtzeitig zu erkennen und das Unternehmen so umzustrukturieren und anzupassen, dass wir unsere Dienstleistungen erfolgssicher anbieten können – ich denke das ist unser Erfolgsrezept“, lautet die Lehre von Oliver Arnold aus der Vergangenheit. So kann der Rimparer Speditionsbetrieb auf eine Gesamtzahl von mehr als 100 000 Aufträgen in den 70 Jahren blicken. Egal ob mit Schiff, Flugzeug, Bahn oder Lkw, gleich ob nach China, in den Iran oder nach Brasilien: Oliver Arnold und seine Mitarbeiter fanden für ihre Kunden bislang immer einen wirtschaftlich sinnvollen Transportweg.

Ein Problem, das dem Unternehmen über die Jahre zu schaffen machte, sei der Fachkräftemangel, sagt Arnold: „Der klassische Projektspediteur, der für uns eine Fachkraft darstellt, ist nämlich hauptsächlich in Hafenstädten wie Hamburg, Bremerhaven, Antwerpen oder Rotterdam zu Hause.“ Eine Lösung für den Personalengpass sieht der 47-Jährige in der Aus- und Fortbildung seiner Mitarbeiter.

In diesem Jahr wurde die Firma aus Rimpar vom Verlag „Deutsche Standards Editionen“ in den Buchband „Best of German Mittelstand“ aufgenommen. Verliehen wurde die Auszeichnung beim Wirtschaftstag der Botschafter-Konferenz im Auswärtigen Amt in Berlin. Dort, so Herausgeber Florian Langenscheidt, biete sich den Leitern führender Unternehmen im deutschen Außenhandel die Gelegenheit zum persönlichen Austausch mit über 230 deutschen Botschaftern und Konsuln. „Derartige Informationsaustausche sind auch für die Früherkennung von neuen Wirtschaftswegen und Regionen ein wichtiges Instrument“, sagt der 48-jährige Oliver Arnold. „Nur wer am Markt seine Dienstleistungen den neuen Gegebenheiten anpassen kann, wird überlebensfähig bleiben.

“ Umso höher schätzt der Chef des Rimparer Logistik-Dienstleisters auch die Auszeichnung für seinen Betrieb. „Ich fühle mich geehrt und stolz, dass wir in den Buchband aufgenommen wurden“, sagt Arnold. die Auszeichnung stehe auch für die hohe Professionalität des Unternehmens.

So wie der Transport Richtung Chile: Das Ergebnis sei beeindruckend, sagt Arnold. Das vom Nationalen Geistigen Rat der Bahai in Kanada („National Spiritual Assembly of the Bahá‘ís of Canada“) in Auftrag gegebene „Haus der Verehrung“ erhebe sich nun 30 Meter hoch an einem Berghang über Chiles Hauptstadt und besteche durch einzigartige Architektur. Die Kombination aus stählernem Tragwerk und der Fassade aus Stein und Gussglas soll dem Betrachter den Eindruck eines im Wind aufgeblähten Segels vermitteln. Künftig wird es als Versammlungsort und Andachtshaus nicht nur für Gläubige der Bahai, sondern Vertretern aller Glaubensrichtungen dienen.

Weitere Fakten und Zahlen des Bahai-Tempel: Seit Projektbeginn wurden auf über 5000 Quadratmeter an die 420 Tonnen Stahl verbaut. Weitere 900 Quadratmeter Bronzeverkleidung des etwa 30 Meter hohen Gebäudes lassen das Gesamtgewicht nur erahnen. Trotzdem ist, versprechen die Erbauer, die Tragstruktur erdbebensicher und mit entsprechenden Gleitpedallagern ausgelegt. „Nach achtjähriger Vorbereitungszeit für den Bau des Tempels mit dieser komplexen und einzigartigen Architektur, ist es für uns als Transport- und Logistikdienstleister natürlich eine Ehre, zur Vollendung solch berühmter Bauprojekte beizutragen“, kommentiert Arnold stolz die Beendigung des Auftrages.

Wie es konkret in den nächsten Jahren für das Familienunternehmen weiter geht und ob es in Familienhänden bleibt? Chef Oliver Arnold lächelt gewohnt diplomatisch: „Das beantworte ich Ihnen eventuell zum 80. Jubiläum.“


Daten und Fakten: Arnold Schwerlast GmbH & Co. KG

Das Logistik-Unternehmen aus Rimpar wurde 1945 gegründet und ist 2014 in das „Lexikon der Deutschen Familienunternehmen“ aufgenommen worden. In diesem Jahr feiert die Firma ihr 70-jähriges Bestehen.

Eines der ersten Fahrzeuge war der MAN-Haubenkipper. Damit transportierte Firmengründer Ernst Arnold für ortsansässige Landwirte Zuckerrüben zur nächstgelegenen Fabrik.
Die Schwerpunkte der Arnold Schwerlast GmbH & Co. KG liegt im Anlagenbau für den weltweiten Schwer- & Sondertransport sowie in der logistischen Abwicklung, unter anderem für Industrie-Umzüge oder Kernkraftbau.
Als führender Dienstleister für Schwergut wurde Arnold Schwerlast im Oktober 2010 vom bayerischen Wirtschaftsministerium mit dem „Exportpreis Bayern“ ausgezeichnet.

Adresse: Kettelerstraße 3-11, 97222 Rimpar
Gründungsjahr: 1945
Mitarbeiterzahl: 21
Umsatz: rund 23 Millionen Euro (2014)
Hauptprodukte: Internationale Transport- und Schwergutlogistik
Eigentümer: Horst und Oliver Arnold

Homepage: www.arnold-schwerlast.de

 

 
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