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EIBELSTADT
Architektur in der Natur
„Magischer Ort“ oder „großformatige Luxus-Werbeanlage?“ Die Meinungen über den Terroir-F-Standort in den Weinbergen oberhalb von Eibelstadt gehen weit auseinander.
Foto: CLAUDIA SCHUHMANN | „Magischer Ort“ oder „großformatige Luxus-Werbeanlage?“ Die Meinungen über den Terroir-F-Standort in den Weinbergen oberhalb von Eibelstadt gehen weit auseinander.
Claudia Schuhmann
 |  aktualisiert: 19.05.2016 03:37 Uhr
„Die Natur braucht sich nicht anzustrengen, um bedeutend zu sein – sie ist es.“
Robert Walser Dichter und Bühnenbildner

Bei den so genannten magischen Orten des Frankenweins hat die Verwaltungsgemeinschaft Eibelstadt eindeutig die Nase vorn.

Der Terroir-f-Standort in Sommerhausen ist seit zwei Jahren fertig, ein weiterer in Frickenhausen ist in Arbeit, und der in Eibelstadt wurde Ende April mit einem Festakt eröffnet. Während sich manchen der Sinngehalt des Projektes nicht erschließt, sind andere restlos begeistert.

Von einer „großformatigen Luxus-Werbeanlage“ spricht ein Kommentator auf der Internetseite mainpost.de. Andere, auch Eibelstadter, beklagen, dass nicht einmal die Stadt Würzburg vom neuen Aussichtspunkt in den Weinbergen über ihrem Heimatort zu sehen sei. Bei denen, die die wirtschaftliche Zugkraft der Region in Weinbau und Tourismus sehen, kommt der „magische Ort“ freilich hervorragend an.

Zum Beispiel bei der Eibelstadter Weinprinzessin Katharina Prozeller. Sie komme hierher, um die Aussicht auf sich wirken zu lassen, sagte sie bei der Eröffnung im Beisein vieler Gäste. Andere aus dem Ort täten das Gleiche, darunter viele junge Leute.

Aber braucht es, um von einem Weinberg aus ins Maintal zu gucken, wirklich ein mehr als 90 000 Euro teures Cortenstahlgebilde? Solche Fragen gibt es nicht allein zu dem Terroir-f-Standort in Eibelstadt, sondern zu dem Gesamtprojekt als Solchem.

„Die Natur braucht sich nicht anzustrengen, um bedeutend zu sein – sie ist es.“ Mit diesem Zitat des Bühnenbildners und Dichters Robert Walser näherte sich Weinbaupräsident Artur Steinmann in seiner Ansprache der Thematik an. Das bedeute aber nicht, dass der Mensch durch seine Gestaltung nicht zusätzlich auf die Architektur der Natur aufmerksam machen dürfe. Ein Beispiel: der grandiose Königssee in den Berchtesgadener Alpen mit der an seinem Ufer errichteten Wallfahrtskapelle St. Bartholomä.

Auch Landtagspräsidentin Barbara Stamm ist eine Befürworterin des Terroir-f-Konzeptes. Für sie ist Franken Heimat. Hier schöpft sie Kraft, die nicht nur aus der Landschaft selbst kommt, sondern auch aus der Kultur, aus dem Austausch mit den Menschen und aus der Tradition der Gegend. Die „magischen Orte des Frankenweins“ sind für Stamm Orte der Auseinandersetzung mit dieser Tradition.

Tradition ist auch das Stichwort für Hermann Kolesch, Präsident der Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) in Veitshöchheim und geistiger Vater des Projektes.

Denn dass die individuelle Gestaltung der Aussichtspunkte unberührte Natur verschandeln könne, dieser Einwand zieht bei Kolesch ganz bestimmt nicht.

Der Wein, so Kolesch in seiner Ansprache, habe schon immer markant seine Landschaft gestaltet. Ganze Regionen seien geprägt von terrassenförmigen Weinhängen und Weinbergskapellen, und das teils seit Hunderten von Jahren.

Dass ein Terroir-F-Standort tatsächlich Besucher aus Nah und Fern anziehen kann, bestätigt Fritz Steinmann, Bürgermeister der Nachbargemeinde Sommerhausen. Eine ähnliche Wirkung erhofft sich nun sein Eibelstadter Amtskollege Markus Schenk.

Für Wanderungen, Führungen und Weinproben direkt vor Ort ist das Cortenstahlgebilde gerüstet. Drinnen können etwa Bänke, Schirme oder Geschirr verstaut werden. Erste Veranstaltungen sind auch schon geplant. Etwa zwei Weinbergsführungen Ende Mai, bei denen es um das Motto des Standortes „Rebenspiel – Hinsehen und Bestimmen“ geht.

Denn wie alle anderen Terroir-f-Standorte hat auch der in Eibelstadt ein bestimmtes Thema: Es geht um die Weinrebe, um Anbau und Sorten. Zuerst war der Standort übrigens am Altenberg geplant gewesen. Weil dort aber das Grundstück zu klein und die Kosten zu hoch gewesen wären, fiel schließlich die Wahl auf den Platz oberhalb des Kapellenbergs.

Gekostet hat das Projekt laut Bürgermeister Schenk knapp 93 000 Euro. 38 750 Euro kamen an Fördergeld, 54 000 Euro übernahm die Stadt Eibelstadt selbst.

 
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